Mass Effect 01 - Die Offenbarung
Datenmenge nach einer bestimmten Information zu durchsuchen, konnte in eine sehr frustrierende Angelegenheit ausarten. Es würde Tage dauern, alle Daten zu sammeln und zu analysieren. Und selbst dann musste man etliche Millionen Seiten an Text verarbeiten. An diesem Punkt kamen die Informationshändler ins Spiel - Spezialisten, die komplexe Algorhythmen und speziell angepasste Suchmaschinen benutzten, um die Daten einzugrenzen und zu sortieren. Das Extranet zu meistern, war genauso sehr Kunstform wie Wissenschaft. Vor allem die Salarianer beherrschten diese Kunst des Sammeins vertraulicher Daten.
Die Salarianerin blinzelte mit ihren großen Augen. „Ich hatte Sie gewarnt, dass vielleicht nicht mehr viel zu finden sein würde", sagte sie, wobei sie sehr schnell sprach. Salarianer sprachen immer sehr schnell. „Aufzeichnungen aus der Zeit, bevor Ihre Spezies sich dem Extranet angeschlossen hat, sind sehr selten."
Anderson hatte mit so etwas schon gerechnet. Die Archive aus der Zeit vor dem Erstkontaktkrieg wurden allmählich von verschiedenen Regierungsbehörden ins Extranet eingefügt. Aber alte Datensätze genossen keine sehr hohe Priorität dabei. Wenn man Sanders Alter bedachte, war ihr Vater schon lange verschwunden, bevor die Menschheit in Kontakt mit der galaktischen Gemeinschaft getreten war.
„Also haben Sie nichts?"
Die Salarianerin lächelte. „Das habe ich nicht gesagt. Es war schwierig herauszufinden, aber ich habe etwas. Es scheint, dass die rechte Hand der Allianz nicht weiß, was die linke tut."
Sie übergab ihm eine kleine optische Disk.
„Erleichtem Sie mein Leben", sagte Anderson, als er den Datenspeicher annahm und in seine Jacke steckte. „Erzählen Sie mir, was ich darauf finde."
„An dem Tag, an dem Kahlee Sanders ihren Abschluss auf der Militärakademie auf Arcturus machte, wurde eine verschlüsselte Nachricht über Geheimkanäle der Allianz verschickt. Und zwar an jemanden, der in einer Ihrer Kolonien im skyllianischen Randsektor lebt. Sie wurde Sekunden, nachdem sie angekommen war, gelöscht."
„Wie konnten Sie in Geheimkanäle der Allianz eindringen?", wollte Anderson wissen.
Die Salarianerin lachte. „Ihre Spezies schickt erst seit gerade mal einem Jahrzehnt Daten durch das Extranet. Meine Rasse leitet seit 2000 Jahren die Spionageabteilung für den Rat der Citadel."
„Sie sagten, die Nachricht wurde gelöscht?"
„Ja. Gelöscht und vom Server entfernt. Aber nichts ist vollkommen weg, wenn es mal im Extranet gewesen ist. Es gibt immer Echos und Überbleibsel, die Leute wie ich aufspüren. Das Extranet arbeitet auf Basis von ..."
„Die Einzelheiten interessieren mich nicht", unterbrach Anderson sie und hob eine Hand, um ihren Redefluss zu stoppen. „Was stand in der Nachricht?"
„Sie war kurz. Ein einzelner Text, in dem Kahlee Sanders Name stand, ihre Abschlussnoten und der Klassenspiegel. Sehr beeindruckend. Sie hätte eine große Zukunft, wenn sie mir ..."
Anderson unterbrach sie erneut, langsam wurde er ungeduldig.
„Das stand auch alles in ihrer Personalakte. Ich bezahle Sie nicht, um mir damit zu kommen."
„Sie bezahlen mich überhaupt nicht", erwiderte sie. „Diese Rechnung wird direkt von Ihrer vorgesetzten Stelle in der Allianz beglichen, erinnern Sie sich? Ich bezweifle, dass Sie sich mich leisten können."
Anderson rieb sich gedankenverloren die Schläfen. „Richtig. Aber das habe ich ja nicht gemeint." Salarianer neigten dazu, sich indirekt auszudrücken. Fast mit jedem Atemzug wechselten sie das Thema. Er kriegte davon langsam Kopfschmerzen. Außerdem schien es immer doppelt so lange zu dauern, bis man von ihnen bekam, was man haben wollte. „Ich hoffe mal, dass Sie etwas mehr als das haben."
„Der Absender war einer der Ausbilder an der Akademie. Ein Mann, der mittlerweile lange in Rente ist. Nach meinen Ermittlungen ist er nicht weiter relevant für diese Untersuchung - er hat vermutlich nur auf Befehl des Empfängers gehandelt und wusste nicht, worum es geht. Obwohl ich es nicht beweisen kann, vermute ich, dass es sich bei dem Empfänger um Kahlee Sanders Vater handelt. Als hochrangiger Offizier hätte er die Mittel, um ihre Verwandtschaft zu verschleiern. Ich konnte leider nicht herausfinden, warum sich Vater und Tochter entfremdet haben ..."
„Bitte", beschwor Anderson sie und unterbrach sie damit erneut. „Ich will nur den Namen. Erzählen Sie mir bitte nichts anderes mehr. Sagen Sie mir nur, wer die Nachricht erhalten hat und wo ich
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