Mass Effect 01 - Die Offenbarung
sozialen Kasten waren ein wichtiger Bestandteil der batarianisehen Kultur. Groto verletzte gerade öffentlich diese Normen. Als er feststellte, dass sogar die Angestellten ihn mit Verachtung ansahen, verwandelte sich seine Verlegenheit in selbstgerechte Wut. Wer waren sie denn schon, dass sie auf ihn herabsahen? Nichts anderes als Diener und Huren!
Als er sich dem Empfang im hinteren Bereich näherte und einige weitere kroganische Wachen passierte, schwor er sich, dass jemand dafür bezahlen würde. Wenn er erst eine Hure allein in einem Raum hätte, würde er ihren Hochmut in Panik und Angst verwandeln.
„Willkommen im Sanctuary, Mister Ib-ba", säuselte die junge Batarianerin hinter dem Tresen. „Mein Name ist Helanda. Ich möchte mich für den Zwischenfall an der Tür entschuldigen", fuhr sie fort. „Odak nimmt seinen Job manchmal etwas zu ernst. Ich kann Ihnen versprechen, dass er sich das nächste Mal angemessen verhalten wird."
„Gut, ich erwarte eine bessere Behandlung in einem Etablissement wie diesem." Es würde kein nächstes Mal geben, aber das verriet Groto ihr nicht.
„Wir haben eine große Zahl an Dienstleistungen zur Auswahl", erklärte Helanda, überging elegant die Taktlosigkeit des Türstehers und wandte sich dem Geschäft zu. „Das Sanctuary ist stets bemüht, alle Begierden unserer Gäste zu befriedigen, ganz egal, wie ... ausgefallen sie auch sein mögen. Wenn Sie mir sagen, wonach Sie suchen, werde ich persönlich dabei behilflich sein, eine oder gern auch mehrere Gefährtinnen speziell für Sie auszuwählen."
„Ich interessiere mich für dich", sagte er und lehnte sich auf den Tresen in Erwartung einer Antwort auf die unausgesprochene Einladung.
„Das gehört nicht zu meinen Aufgaben", sagte sie knapp, trat einen halben Schritt zurück, wobei die Lider ihrer inneren Augen vor Widerwillen hochschnellten. Er erkannte, dass ihr Charme zu ihrer Rolle gehörte, ein Spiel, das sie mit ihm trieb. Ihre unfreiwillige Reaktion offenbarte ihm die Wahrheit: Sie betrachtete ihn mit der gleichen Abscheu wie alle anderen Angestellten auch.
Aus den Augenwinkeln heraus sah Groto, dass sich eine der kroganischen Wachen langsam näherte. Nein, die Zeit der Rache war noch nicht gekommen.
Er lachte gezwungen, als ob ihre beißende Bemerkung ihn erheiterte. „Eigentlich interessiere ich mich für eine Menschenfrau."
„Eine Menschenfrau?", fragte Helanda nach, als ob sie sich nicht sicher wäre, ihn richtig verstanden zu haben.
„Ich bin neugierig", antwortete er kühl.
„Selbstverständlich, Mister Iba-ba", sagte sie und drückte einen Knopf hinter dem Schalter, woraufhin ein kleiner Bildschirm vor ihr ausfuhr. „Ich muss Sie darauf aufmerksam machen, dass wir eine Premiumzahlung für alle gemischtrassigen Anfragen berechnen. Die jeweiligen Tarife finden Sie neben jeder Gefährtin aufgelistet."
Sie drehte den Bildschirm in seine Richtung. Auf dem Display erschienen mehrere Kandidatinnen mit dem jeweils zu zahlenden Preis. Groto musste sich zusammenreißen, um nicht beim Anblick der Preise loszuhusten. Anders als in den Hurenhäusem, die er bevorzugte, gab es hier keinerlei Berechnung auf stündlicher Basis. Eine ganze Nacht im Sanctuary kostete mehrere hundert Credits, mehr, als sein kompletter Bonus betrug. Einen kurzen Augenblick lang war er versucht, sich umzudrehen und einfach wieder hinauszugehen. Aber dann wären die 400 Credits Eintritt ebenfalls verfallen.
„Die hier", sagte er und zeigte auf eins der Bilder. Es gab günstigere Kandidatinnen. Aber er wollte verdammt sein, wenn er sich von denen hier mit ihren Preisen einschüchtern ließ. Er würde niemals hierher zurückkehren, deshalb musste er jetzt genau das bekommen, was er haben wollte. In Wahrheit wusste er nicht allzu viel über die Menschen. Aber irgendetwas an diesem Mädchen sprach ihn an. Sie erschien zerbrechlich. Verwundbar.
„Eine ausgezeichnete Wahl, Mister Ib-ba. Jemand wird Sie auf Ihr Zimmer für diese Nacht bringen. Ihre Gefährtin wird in Kürze ebenfalls dort sein."
Ein paar Minuten später war Groto allein in den schalldichten Gemächern. Ungeduldig ging er auf und ab und schlug dabei mit der Faust in die Hand. Er dachte an all die Erniedrigungen, die er an diesem Ort bereits erlitten hatte. Dabei steigerte er sich in einen Rausch. Das unglückliche Menschenmädchen würde dafür büßen müssen.
Er fühlte sich nicht zu Menschen hingezogen, egal ob Mann oder Frau. Aber heute Abend ging es nicht um Sex.
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