Mass Effect 01 - Die Offenbarung
auf den Computerbildschirm, um die Daten zu überprüfen.
„Danke, Sir", sagte er mit einem kurzen Nicken und gab Anderson eine Sekunde später den Ausweis zurück. Der Lieutenant bemühte sich, nicht die Luft anzuhalten, als Kahlee den Daumen auf den Scanner legte und den gefälschten Ausweis zusammen mit der optischen Disk abgab, auf der sich nicht minder gefälschte Genehmigungen befanden, die sie vorher gekauft hatten.
Der dafür verantwortliche junge Mann war früh morgens zu ihnen gekommen, keine zehn Minuten, nachdem Grissom ihn angerufen hatte. Er war jung - nicht älter als zwanzig nach Andersons Schätzung. Er trug schäbige, zerknitterte Kleidung und hatte langes, öliges Haar. In seinem Gesicht wuchs dunkler Flaum, der einen Bart vortäuschen sollte, und er schien mindestens eine Woche nicht mehr geduscht zu haben. Der Admiral stellte ihn nicht vor und erklärte auch nicht, woher er ihn kannte.
„Er ist ein Profi", sagte er Anderson. „Er arbeitet schnell und zieht uns nicht über den Tisch."
Überrascht hatte der Junge bei seinem Eintreffen das zerbrochene Fenster angesehen, die zerschmetterten Möbel und das Loch, wo der Schrotflintentreffer beinahe den Kroganer geköpft hätte. Aber er stellte keine Fragen. Jedenfalls nicht darüber.
„Was brauchen Sie?", war alles, was er sagte. Dabei legte er einen unscheinbaren Koffer auf den Küchentisch.
„Etwas, um die beiden in den gesicherten Ladebereich des Raumhafens zu bringen", sagte Grissom. „Und eine Verkleidung samt neuer ID für Kahlee. Sie müssen den Planeten heute noch verlassen."
„Für Eilaufträge berechne ich etwas extra", erklärte er.
Grissom nickte. „Ich überweise es, wie immer."
Der junge Mann öffnete den Koffer, in dem sich eine Auswahl höchst merkwürdiger Werkzeuge, Gerätschaften und ominösen Equipments befand, deren Funktion Anderson nicht mal erraten konnte. Damit dauerte es eine halbe Stunde, um eine optische Disk mit den entsprechenden Genehmigungen zu erstellen. Weitere zwanzig Minuten waren nötig, um einen neuen Rang und Namen auf Kahlees ID-Karte zu speichern - Corporal Suzanne Weathers.
„Das wird nicht funktionieren", warnte Anderson. „Sie haben keinerlei Aufzeichnungen über Corporal Suzanne Weathers in ihrem System."
„Aber zehn Minuten, nachdem ich hier weg bin, schon", versicherte ihnen der Junge mit affektiertem Grinsen. „Ich füge Corporal Weathers in das System ein. Dann kopiere ich Kahlees Daten und blockiere den Zugriff des Systems darauf. Wenn sie ihren Daumen scannen lässt, wird Weathers auf dem Bildschirm erscheinen, nicht Sanders."
„Du hast Zugriff auf die Dalenarchive der Allianz?", fragte Anderson ungläubig.
„Nur auf die am Raumhafen. Benutzen Sie die Karte nicht, wenn Sie Elysium verlassen haben."
„Ich hätte nicht geglaubt, dass es möglich wäre, das System der Allianz zu infiltrieren", versuchte Anderson ihm Informationen zu entlocken.
„Sind Sie sicher, dass ich dem Typ vertrauen kann?", wandte sich der Junge an Grissom.
Schon komisch, überlegte Anderson, dasselbe habe ich mich bei dir auch gefragt.
„Für heute schon", antwortete Grissom. „Doch beim nächsten Mal solltest du ihm besser aus dem Weg gehen."
„Die Allianz hat gute Sicherheitsvorkehrungen", gab der junge Mann lässig zu. „Man kommt zwar nicht leicht rein, aber es ist möglich."
„Was ist mit den Datenbereinigungen?", fragte Kahlee. Anderson sah sie fragend an, deshalb erklärte sie, „Alle zehn Stunden macht die Allianz eine komplette Sicherheitsüberprüfung auf ihren Servern, um neue Daten im System zu identifizieren. Dadurch werden gefälschte Datensätze erkannt und zu ihrer Quelle zurückverfolgt."
„Ich habe einen kleinen Algorhythmus an die Daten gehängt, die ich hochgeladen habe", erklärte der Junge mehr als nur ein bisschen arrogant. „Den habe ich selbst entwickelt. Wenn die Allianz ihre Datenbereinigung laufen lässt, sind Ihre Originaldaten längst wieder online. Alle Spuren zu Corporal Weathers oder den gefälschten Genehmigungen sind dann gelöscht. Und sie können nichts zurückverfolgen, was gar nicht da ist."
Kahlee nickte zustimmend. Der Mann zwinkerte ihr zu und grinste anzüglich. Anderson ballte unfreiwillig die Faust. Es war nur natürlich, dass er sie beschützen wollte. Aber er musste aufpassen, dass er nicht überreagierte.
Glücklicherweise hatte das niemand mitbekommen. Sie alle waren auf den jungen Mann und seine Arbeit konzentriert. „Sie haben
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