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Mass Effect 01 - Die Offenbarung

Mass Effect 01 - Die Offenbarung

Titel: Mass Effect 01 - Die Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Karpyshyn
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laut.
    „Mir macht mehr Sorge, was wir tun, wenn wir endlich auf Camala angekommen sind", erwiderte Kahlee, eine scheinbar körperlose Stimme im Dunkel. „Die Leute von Dah'tan werden uns ihre Akten nicht freiwillig geben."
    „Daran arbeite ich noch", gab Anderson zu. „Ich hoffe, mir fällt auf dem Flug etwas ein."
    „Wir haben ja genügend Zeit zum Nachdenken", antwortete Kahlee. „Hier gibt's nicht mal genug Platz, um sich hinzulegen und zu schlafen."
    Ein paar Minuten später wechselte sie ohne Vorwarnung das Thema. „Als meine Mutter starb, habe ich ihr geschworen, niemals wieder mit meinem Vater zu reden."
    Anderson war überrascht von dem persönlichen Geständnis. Aber er fing sich schnell. „Ich glaube, ich kann das verstehen."
    „Es muss doch ein Schock für dich gewesen sein", fuhr sie fort, „den berühmten Helden der Allianz in so einem Zustand zu sehen."
    „Ich war ein wenig überrascht", gab er zu. „Als ich noch auf der Akademie war, wurde dein Vater immer als die Personifizierung all dessen präsentiert, was die Allianz verkörperte: Tapferkeit, Entschlossenheit, Selbstaufopferung, Ehre. Es wirkt schon ein wenig merkwürdig, dass er Leute kennt, die uns von dieser Welt schmuggeln können."
    „Bist du enttäuscht?", fragte sie. „Dass sich der große Jon Grissom mit Fälschern und Schmugglern abgibt?"
    „Wenn man unsere gegenwärtige Lage bedenkt, wäre ich ein Idiot, würde ich ja sagen", witzelte er. Kahlee lachte nicht.
    „Wenn man eine so lange Zeit immer wieder von jemandem hört, glaubst du, auch etwas von ihm zu kennen", sagte er. „Man verwechselt schnell den Ruf mit der tatsächlichen Person. Erst wenn du denjenigen wirklich triffst, erkennst du, dass du eigentlich gar nichts über ihn gewusst hast."
    „Ja", sagte Kahlee gedankenverloren. Und dann redeten sie eine sehr lange Zeit nicht mehr.

    14. KAPiTEL
    Jella arbeitete bereits seit vier Jahren in der Personal- und Rechnungsabteilung von Dah'tan Manufacturing. Sie war eine gute Angestellte: organisiert, präzise und sorgfältig. Alles wichtige Eigenschaften für jemanden in ihrer Position. Bei ihren Leistungsbewertungen schnitt sie stets zwischen überdurchschnittlich und exzellent ab. Aber ihrer offiziellen Jobbeschreibung nach war sie lediglich eine Hilfskraft. Sie war nicht unentbehrlich für die Firma. Die Ingenieure standen an der Spitze der Hierarchie. Ihre Erfindungen brachten der Firma Kunden. Und die Leute in der Fabrik stellten das eigentliche Produkt her. Sie musste nur die Verkäufe mit dem Lagerbestand abgleichen.
    Sie existierte in der Gedankenwelt der Entscheidungsträger gar nicht... und ihr Lohn war dementsprechend. Jella arbeitete so hart wie alle anderen auch, aber sie verdiente nur einen Bruchteil dessen, was die Ingenieure oder die Arbeiter bekamen. Das war nicht gerecht. Deshalb hatte sie auch kein schlechtes Gewissen, dass sie ihre Firma bestahl.
    Sie verkaufte ja keine wichtigen Geheimunterlagen. Sie tat niemals etwas, das größere Aufmerksamkeit erregt hätte. Sie fing nur ein paar der überquellenden Tröpfchen aus dem randvollen Firmeneimer auf. Manchmal änderte sie Bestellungen im Nachhinein oder manipulierte Lagereinträge. Normalerweise sorgte sie dafür, dass das Lager über Nacht ungesichert blieb. Am nächsten Morgen war dann auf geheimnisvolle Weise etwas verschwunden, gestohlen von einem der Lagerarbeiter, der auch etwas mit der Sache zu tun hatte.
    Jella wusste nicht, wer dahintersteckte. So gefiel es ihr. Ein oder zwei Mal im Monat bekam sie einen anonymen Anruf im Büro.
    Sie tat dann, was ihr aufgetragen wurde, und binnen weniger Tage landete die vereinbarte Bezahlung auf ihrem Konto.
    Heute war es nicht anders. Zumindest versuchte sie, sich das einzureden, als sie den Flur hinunterging. Dabei bemühte sie sich, so normal wie möglich zu wirken, und hoffte darauf, dass niemandem etwas auffiel. Etwas war merkwürdig an diesem Auftrag. Sie sollte eine der Überwachungskameras ausschalten und die Alarmcodes an den Türen deaktivieren. Jemand wollte ungesehen in das Gebäude eindringen ... und das am helllichten Tag.
    Das war ein unnötiges Risiko. Selbst wenn die Eindringlinge ins Gebäude kämen, würde man sie entdecken. Dah'tan beschäftigte Sicherheitstrupps, die die gesamte Anlage inspizierten. Und wenn man sie erwischte, dann würde auch sicher Jellas Verwicklung in das Ganze ans Tageslicht kommen. Aber das Angebot war einfach zu gut gewesen, um es abzulehnen. Sie bekam das

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