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Matrjoschka-Jagd

Matrjoschka-Jagd

Titel: Matrjoschka-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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Straßenlampe zeichnete ein gespenstisches Muster auf den Wandschrank.
    Wie konnte sie in diesem Zimmer zur Ruhe kommen.
    Plötzlich schlug eine Tür im Erdgeschoss zu. Nino?
    Unsinn, schalt sie sich. Um diese Zeit fuhren längst keine Züge mehr.
    Es blieb still auf dem Gang, kein Licht ging an. Das hätte sie durch den Spalt zwischen Tür und Schwelle gesehen.
    Unruhig wälzte sie sich im Bett, der Schlaf würde nicht kommen, nicht so wie in der letzten Nacht.
    Plötzlich fuhr sie hoch, sie musste eingeschlafen sein.
    Da war etwas. Sie horchte ein paar Sekunden.
    Nichts.
    Sie wollte sich wieder hinlegen, etwas beruhigt, aber mit klopfendem Herzen, da brach ein lautes Klirren die Stille.
    Das Muster an der gegenüberliegenden Wand bewegte sich, als ob jemand an der Straßenlaterne rüttelte. Sie spürte einen eisigen Zug auf ihrem Gesicht.
    Sie dachte unwillkürlich an den dritten Toten.
    War sie das etwa selbst?
    Sie drehte ihr Gesicht langsam zur Seite und sah im Licht der Straßenlampe die zersplitterte Fensterscheibe.
    Es blieb still. Das gespenstische Muster an der Wand kam zur Ruhe, aber Nore Brand rührte sich nicht. Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, als jemand an die Zimmertür hämmerte.
    »Was ist los?«, schrie eine männliche Stimme. »Was ist los, verdammt noch mal? So öffnen Sie doch die Tür.« Das Hämmern ging unablässig weiter. »So machen Sie doch auf, um Gottes willen. Frau Brand. Leben Sie noch?«
    Der Steinbockwirt. Sie hörte sein Rufen, also lebte sie vermutlich noch. Sie stieg aus dem Bett, suchte im Dunkeln ihre Jacke und ging zur Tür.
    »Frau Brand. Wie geht es Ihnen? Was ist passiert?«
    Der Wirt stand im Schein der Korridorlampe vor ihr. Seine wirren Haare standen in allen Richtungen von seinem Kopf ab. Der abgetragene Bademantel spannte um seinen gewölbten Bauch. Er schaute sie angstvoll und besorgt an.
    Als sie sprechen wollte, merkte sie, wie ihre Stimme versagte.
    Überfallen werden im Schlaf. Es gab nichts Schlimmeres.
    »Ich habe Lärm gehört, ein Klirren und einen heftigen Aufprall.« Der Wirt machte Licht, schob sie zur Seite und trat ins Zimmer. »Diese Vandalen!«
    Der Bettvorleger war übersät mit Glassplittern. Der Wirt trat mit einer für seine Leibesfülle überraschenden Beweglichkeit zum Fenster, ohne dabei auf die Glassplitter zu treten. Er riss das Fenster auf und beugte sich hinaus.
    »Wer ist da?«, schrie er wütend in die Nacht hinaus. Er schaute nach allen Seiten. »Diese verdammten Lampen nützen auch gar nichts. Teuer sind sie und trotzdem haben wir kein Licht auf der Straße.«
    Da sah Nore Brand einen Gegenstand mitten im Zimmer liegen. Sie beugte sich und hob ihn auf. Es war ein Stein, in braunes Papier eingewickelt, eine Haushaltschnur war lose darum geknüpft.
    »Was ist das?«
    Der Wirt trat nahe an sie heran. Seine nächtliche Ausdünstung verschlug ihr den Atem.
    »Was soll das? Ein Stein?«
    Ein Stein mit einer Botschaft. Ein Pfadfinderspiel? Sie nahm das Papier und las. Dann reichte sie es ihm.
    »Verschwinde, sonst bist du dran«, las der Wirt halblaut vor, dann sank er auf das Bett. »Mein Gott«, jammerte er, »wie weit soll das noch gehen?«
    Nore Brand lehnte sich an die Kommode. »Wie viele Gäste sind zurzeit in diesem Haus?«
    »Nur Sie«, ächzte der Wirt, »und Ihr Assistent, aber der ist nicht zurückgekommen.«
    Er schaute sie an. »Wo ist er?«
    »In Bern. Der Computer der Bibliothek funktioniert nicht.«
    Der Wirt schüttelte ungläubig den Kopf. »Muss das die Polizei heutzutage auch können?«
    »Es scheint so.« Sie schaute zum Fenster. »Ich glaube, diese Botschaft ist für mich.«
    »Warum wissen Sie das?«
    »Wenn außer mir niemand hier war, dann war es leicht herauszufinden, durch welches Fenster man den Stein werfen muss. Ich habe lange Licht gehabt.«
    Der Wirt richtete sich etwas auf. »Ich hoffe, Sie haben recht.« Gleich darauf erschrak er. »Entschuldigen Sie. Ich habe es nicht so gemeint.«
    »Kein Problem«, beruhigte sie ihn. »Kein Problem.«
    Sie nahm das Papier aus seiner Hand und betrachtete es genau. An einer Stelle war es leicht abgeschabt und übersät mit kleinen Eindrücken. Sie fuhr mit dem Zeigefinger darüber, es war rau, als ob jemand den Stein zuerst gegen die Hauswand geworfen hätte.
    »Sehen Sie«, sie hielt ihm das Papier unter die Nase. »Vermutlich hat er geübt. Das war auch möglich bei diesem Lärm heute Nacht. Er wollte mein Fenster treffen.«
    Er nahm das Papier vorsichtig

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