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Matzbachs Nabel

Matzbachs Nabel

Titel: Matzbachs Nabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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hätt er ihm nen Dobermann dargebracht?«
    »Jedenfalls keinen Pinscher, Chihuahua, Zwergpudel oder sonst ne Form von Kläffratte.«
    »Hast du eigentlich ne Ahnung, seit wann dieses Hundekillen hier stattfindet?«
    Genenger überlegte. »Nhnhnh … Also, in dieser Form erst jetzt. In den letzten Jahren hat’s das hin und wieder mal gegeben – frag mich nicht, genau weiß ich’s nicht, aber ich würd mal schätzen, zwei oder drei pro Jahr. So richtig massenhaft, das ist neu.«
    Matzbach schob die Reste seines Frühstücks beiseite und breitete eine von ihm mit Kreisen und Strichen versaute Detailkarte aus.
    »So, zu den Ereignissen des Abends. Irgendwas ist da, unter dem Regierungsbunker.« Er zog einen Flunsch. »Wenn man’s bloß genauer wüßte. Wir wissen ja ungefähr, bis in welcheTiefe der eigentliche Bunker reicht. Wenn meine Schätzungen stimmen, das heißt, wenn nicht irgendwo riesige Treppenanlagen sind, müßten die Gänge ungefähr hundert Meter unter dem amtlichen Bunker enden. Oder sich treffen.«
    »Und was hast du da jetzt vor?« Jorindes Ausdruck schwankte zwischen Skepsis, Spott und einer Art Neid. »Nimmst du diesem Finkele die Sache mit Schmidt und Genscher und Konsorten ab?«
    »Ich nehm ihm nichts und alles ab. Er schluckt; vielleicht sind das alles weiße Mäuse. Andererseits sind die Beschreibungen über diese komische Unterwelt, die er gegeben hat, zu klar und zu phantastisch … Ich weiß es nicht. Vielleicht ist er nur ein harmloser Gärtner, hat was gefunden und will es teilen, wie eine Flasche Schnaps. Vielleicht ist er ein … Mitarbeiter des Apparats, wie auch immer der aussieht, und will mich in die Höhle des Löwen locken, um mich da verschwinden zu lassen, weil das weniger aufwendig ist als ein verschleierter Mordanschlag hier draußen. Vielleicht ist es irgendwas dazwischen, von allem was, oder viel komplizierter.« Er rollte die verschmierte Karte zusammen und klopfte mit der Rolle auf den Tisch. »Jedenfalls – eine Reihe Leute, die Ahnung von Bunker und Umgebung haben könnten; alle sterben in den letzten zweieinhalb oder drei Jahren unter nicht immer eindeutigen Umständen. Wir fangen an, in der Sache zu popeln, und sofort fliegende Brandbomben, der Staat interveniert, dazu diese komische Klinik und ein komischer Gärtner. Andere komische Dinge nicht zu vergessen.«
    »Was etwa noch?« sagte Genenger.
    »Keiner von euch hat mir gesagt, und ich Dummbacke hab es erst heut früh registriert, daß PC, Disketten und MusiKassetten futsch sind. Habt ihr die versteckt?«
    Schweigen.
    »Na, also. Haben die Sheriffs mitgenommen, wie? – Noch was. Egal, ob da was drauf war oder nicht, irgendwer ist hier ziemlich gründlich. Aber noch einer ist manchmal gründlich wenn er nicht grade poft. Der Hacker, von dem ich euch erzählt hab, hat sich mir zuliebe, und wegen meiner Scheinchen, in Regierungsdateien eingeklinkt. Alles streng geheim, klar, aber was heißt das schon? Wir haben sogar den Bunker gefunden, die Kosten und ihre Verteilung auf mehrere Ressorts. Aber – den zweiten Bunker, den darunter, gibt es nicht.«
    »Vielleicht gibt’s ihn ja wirklich nicht«, sagte Bergner.
    »Unfug. Den gibt’s. Ich frag mich bloß, wer ihn betreibt. Bis vor ein paar Jahren hätt ich das KGB gesagt, aber die sind mit anderen Dingen beschäftigt. Stasi auch; gibt’s zwar noch, aber für so was Großes reicht’s nicht mehr. Es ist offenbar kein NATO-Unternehmen, hängt nicht mit der Bundeswehr zusammen; die CIA hat keine Zeit, muß Clinton beschnüffeln. Wer bleibt da noch?«
    »Die Opposition?« sagte Genenger.
    »Bah. Die können doch nicht bis drei zählen. Nein, ich weiß es nicht, ich will’s aber wissen.«
    »Könnte verdammt riskant werden«, sagte Bergner. »Wozu brauchst du die Knallerbsen, die ich besorgt hab?«
    »Das ganze Leben ist riskant und endet tödlich. Der Chinesenmensch und ich, wir wollen uns da umsehen. Die Knallerbsen sind für den Fall, daß uns jemand an der Rückkehr hindert.«
    »Sollen wir nicht besser alle mitkommen?« sagte Jorinde. »Von wegen – mehr Truppen?«
    »Hast du Blut geleckt, edle Frau?«
    Sie grinste leicht. »Kann man so nennen. Außerdem, nobler Held, verlangt mich allezeit nach deiner Nähe.«
    »Nix da. Wenn’s gut geht, sind Yü und ich genug Truppen …«
    Genenger unterbrach. »Mag sein, aber könnt ihr mit den Knallerbsen umgehen, was immer für Schoten das sein mögen?«
    Yü rümpfte die Nase. »Ich verfüge zu meiner unausrottbaren

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