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Matzbachs Nabel

Matzbachs Nabel

Titel: Matzbachs Nabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Nase. »Na schön. Also, Osiris … Er behauptet, er wär auf der Spur von irgendwas. Schlägt sich auch schon in seinen Versen nieder. Irgendwas wie eine große Verschwörung toter Hunde gegen den Staat. Oder eine Verschwörung des Staats gegen die Bürger. Oder so ähnlich.«
    »Klassischer Fall von Paranoia. Wie sehen die einzelnen Symptome aus?«
    »Das ist es ja gerade. Es hat auch was mit der einen oder anderen hier anfallenden Leiche zu tun, mit der Klinik, mit mysteriösen Röhren …«
    »Röhren? Ach du grüne Grütze. Ich gedeihe lieber freudlos als mit Nietzsche.«
    »Jedenfalls hab ich gedacht, du könntest dich mal mit ihm zusammensetzen. Entweder ihm den Scheiß ausreden, oder rauskriegen, ob vielleicht doch was dran ist.«
    »Trinkt er?«
    »Hm, nja, kräftig. Wein, vor allem; hat nen guten Keller. Und Whisky. Am liebsten alten Malt. Warum?«
    Matzbach lächelte sanft. »Ach, das macht die Sache schon interessanter.«
    »Wieso? Was hat …«
    »Wenn Nüchterne anfangen zu delirieren, kommt dabei meistens eine Religion oder etwas ähnlich Ekelhaftes raus – Inquisitionen, Hinrichtungen, Gehirnwäsche, so was. Wenn Osiris trinkt, besteht die Chance, daß er tatsächlich was gefunden hat, oder daß seine Zwangsvorstellungen zumindest amüsant sind. Egal ob Hunde oder weiße Mäuse.«
    Genenger schüttelte den Kopf, grinste und schwieg.
    »Bevor du in wildes Verstummen ausbrichst«, sagte Matzbach, »erzähl mir doch noch was über dieses Haus, in dem du uns so liebreich untergebrungen hast.«
    »Ja. Und?«
    »Also ehemalige Kapelle und Stall und was weiß ich und zuletzt Krippe für einen antiken Staatssekretär. Von wann beziehungsweise wem ist der Anbau, und was ist da drin?«
    »Kann ich nur zum Teil beantworten.« Genenger legte die schweren Hände um den schweren Teebecher. »Also, der Staatsdings hat die olle Kapolle lebenslänglich gepachtet, für nen Appel und n halbes Ei. Unter der Bedingung, daß er was anbauen darf. Der Landeskonservenvater hatte offenbar nix dagegen oder hat nix davon erfahren oder war damals noch nicht so scharf. Dann haben Seine Exzellenz im Neubau gewohnt und im alten Teil gedacht und so. Übrigens hat er das Ding gleich nach Wiederbeginn der Staatlichkeit gepachtet, als er noch in Wiesbaden saß.«
    Matzbach kaute auf der Zigarre. »Weiß man was über den Typ? Leichen im Keller? Oder längliche Akteneinträge aus brauner Vorzeit?«
    »Null. Soweit ich weiß. Er kommt auch nicht hier aus der Ecke. Ich weiß nicht, ob jemand weiß, warum er damals unbedingt hierher wollte.«
    »Na schön. Was ist in dem Neubau, und warum kann man nicht rein?«
    Genenger seufzte. »Hab ich dir doch alles schon gesagt. Der alte Knabe hatte keinerlei Anhang, kein Testament, nix. Nach seinem Tod hat man alles, was ihm gehörte, weggeschmissen und den Neubau abgeschlossen. Der Rest gehört der Gemeinde, mangels Erben. Stand aber wohl alles im Pachtvertrag.«
    »Was? Keine Erben – Verzicht auf Erbenzeugung oder was?«
    »Nee. Daß alle immobilen Errichtungen nach dem Tode des Herrn Sekretärs an die Gemeinde zurückfallen, unbeschadet etwelcher sonstigen Erbgänge.«
    »Etwelcher. Na bestens. Und – was ist drin?«
    »Nix, soweit ich weiß. Warum?«
    Matzbach sog Luft durch die Zähne. »Ich überleg bloß. Von wegen Aufenthalt hier und so. Klo und fließend Wasser aus der Wand wär schon nicht schlecht. Oder ne Steckdose.«
    Genenger grinste. »Apropos – ah, lassen wir das. Nee, aber da wird nix draus, fürchte ich. Ich nehm an, wenn du das olle und das neue Haus kaufst, von der Gemeinde, dann kriegst du nen Schlüssel.«
    »Blöder Vorschlag.« Matzbach goß sich Tee nach; als er die silbrige Thermoskanne wieder verschloß, zischte sie leise. »Erinnert mich an Kästner, weißt du – Gustav mit der Hupe.«
    »Kenn ich nich.«
    »Gustav hat mal ne Hupe gefunden, und jetzt baut er sich ein Motorrad drum rum, oder spart auf eins, oder so. Und ich soll anderthalb Häuser kaufen, bloß um mal seßhaft aufs Klo gehen zu können?«
    Genenger kicherte. »Ich weiß nicht mal, ob im Neubau eins drin ist.«

4. Kapitel
    Nachmittags gondelten Matzbach und Jorinde ein wenig durchs Ahrtal. Es war nicht ganz einfach, für den Volvo einen Parkplatz in Ahrweiler zu finden, weil sich dort neben motorisierten Touristen auch ein paar dreiste Einwohner aufhielten. An einem Kiosk erstanden sie vielerlei Lektüre; dann nahmen sie an einem Tisch vor einem Fachwerkrestaurant etwas zu sich, das Jorinde als

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