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Mauer, Jeans und Prager Frühling

Mauer, Jeans und Prager Frühling

Titel: Mauer, Jeans und Prager Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd-Lutz Lange
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diesem X. insbesondere seine Verbindungen interessieren. Der IM wurde dahingehend beauftragt, da sie doch des öfteren sich im »Corso« sehen läßt, mit dem X. in näheren Kontakt zu treten …
    Aus dem Verhör eines Verhafteten (1964):
    … bei dem für mich unverständlichen Klopfzeichen konnte ich nur die hintereinanderfolgenden Buchstaben C und O entziffern. Es ist möglich, daß ■■■■■■■ das Wort »Corso« – womit das Café dieses Namens in Leipzig gemeint ist – geklopft hat. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
    Frage: Welche Rolle spielt das »Café Corso« in Leipzig bei Ihren Beziehungen zu ■■■■■■■ , daß dieser sich mit Ihnen mittels Klopfzeichen darüber verständigt?
    Antwort: Auf Grund der von mir entzifferten Buchstaben C und O vermute ich, daß ■■■■■■■ das Wort »Corso« geklopft hat, behaupten kann ich das aber nicht. Was ■■■■■■■ mit mir in der Untersuchungshaftanstalt mittels Klopfzeichen über das »Café Corso« zu besprechen hätte, weiß ich nicht …
    Aus einer Erklärung des gleichen Verhafteten vom 24.3.1964:
    … Im Sommer Juli/August 1963 übergab mir ■■■■■■■ einen zusammengefalteten Zettel im Cafe »Corso«, mit der Bemerkung, ich soll ihn mir später ansehen. Ich habe diesen Zettel in meine Brieftasche gesteckt und ihn mir später angesehen … Es waren zerknüllte Flugblätter aus Westdeutschland. Sie hatten folgenden Inhalt: Aufforderung an die Grenzsoldaten der DDR, nicht auf Flüchtlinge zu schießen. Ich habe an die Flugblätter nicht mehr gedacht, weil ■■■■■■■ erst einige Zeit später im »Corso« auftauchte. Da bemerkte ich, daß ■■■■■■■ fast öffentlich im Garten des Cafe »Corso« ähnliche Flugblätter in einer Streichholzschachtel herumzeigte. Ich habe ■■■■■■■ die schwersten Vorhaltungen über sein irrsinniges Verhalten gemacht …
    Aus einem Verhör einer jungen Frau:
    Frage: In welcher weiteren Art und Weise hetzten Sie gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR?
    Antwort: Bei meinen regelmäßigen »Corso« Besuchen wurden ständig von den übrigen Anwesenden meines Bekanntenkreises politische Gespräche geführt. Wie ich schon ausgesagt habe, bestand mein Bekanntenkreis vorwiegend aus feindlich zu den gesellschaftlichen Verhältnissen in der DDR eingestellten Personen. In diesem Bekanntenkreis brachte ich auch meine feindliche Einstellung zu den Verhältnissen in der DDR zum Ausdruck. Ich erzählte dabei von anderen Personen gehörte »Witze« mit hetzerischen und verleumderischen Inhalt, die sich besonders gegen führende Staatsfunktionäre der DDR und gegen die Sicherungsmaßnahmen an der Staatsgrenze der DDR richteten …
    Frage: Wodurch hat sich bei Ihnen diese ablehnende Einstellung zu den gesellschaftlichen Verhältnissen herausgebildet?
    Antwort: Die Herausbildung einer ablehnenden Einstellung zur DDR begann bei mir bereits während meines Aufenthaltes 1965 im Jugendwohnheim in der Erich-Zeigner-Allee in Leipzig … Ich war damals ein eifriger Vertreter der »Beat-Musik« und glaubte auch den westdeutschen Rundfunkstationen, als sie im Herbst 1965 die Nachricht verbreiteten in der »Ostzone ist der Beat verboten worden«. Im Zusammenhang mit einer Zusammenrottung von Jugendlichen im Herbst 1965, die gegen das angebliche Beat-Verbot in der DDR in Leipzig demonstrieren wollten, habe ich zum ersten Mal diese Gedichte vorgetragen und wurde daraufhin in Untersuchungshaft genommen und anschließend in einen Jugendwerkhof eingewiesen. Im Jugendwerkhof in Kottmarsdorf/Krs. Löbau stagnierte die Herausbildung einer ablehnenden Einstellung zur DDR und meine Einstellung zur DDR besserte sich … Nach der Entlassung im August 1966 kam ich wieder mit meiner alten Umgebung in Leipzig in Berührung und konnte vor allem wieder täglich Sendungen westlicher Rundfunk- und Fernsehstationen empfangen … Den letzten Anstoß erhielt ich dann ab Juli 1967 durch den Besuch des Café Corso in Leipzig und durch den Umgang mit meinen vorwiegend ablehnend zu den gesellschaftlichen Verhältnissen in der DDR eingestellten Bekanntenkreis …
    Aus Berichten des IM »Streit«:
    Seit etwa sieben bis acht Monaten ist mir eine männliche Person von den Gästen des Corso bekannt, die allgemein als ■■■■■■■ bekannt ist. Dieser ist ca. 40 bis 45 Jahre alt, mittelgroß, schlank, Haarfarbe dunkelblond, sehr dünnes, nach vorn gekämmtes Haar. Er trägt immer eine olivgrüne

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