Mauer, Jeans und Prager Frühling
Legionärsmütze, raucht Pfeife und ist durch ein Oberlippenbärtchen besonders gekennzeichnet … Er ist täglich im Corso und man kann von ihm etwa folgenden Gaststättenbegehungsplan, der nahezu täglich eingehalten wird, feststellen: ab 16 Uhr Corso, nach Schluß »Café am Brühl«, Hotel International. Er trinkt in der Regel einenCafe, ab und zu einen Kognak … Er wird von den übrigen Gästen als einer der ältesten »Corsogänger« respektiert, man unterhält sich mit ihm, ohne daß er ausgesprochene Freunde hat. Es ist bekannt und erprobt, daß er über eine große Anzahl der Corsogäste sehr gut informiert ist …
Im Gespräch zeigte sich ■■■■■■■ sehr westlich und gegen die DDR eingestellt. So äußerte er z. B. daß er mit der Regierung der DDR nicht einverstanden ist und lehnte das sozialistische System völlig ab. Er bestätigte meine im letzten Bericht gemachten Angaben zu ■■■■■■■ bezeichnete sich selbst als Freund des ■■■■■■■ und vertrat die von letztgenannten vertretene existentialistische Philosophie … Ferner äußerte er sich, daß er jede Gelegenheit ausnützen würde, um die DDR zu verlassen …
Bericht
Betr. Diskussionen zum 11. Plenum
1. Personen, die mir namentlich zwar nicht bekannt sind, aber im Joh.-R.-Becher-Institut studieren, äußerten im Corso, daß das Institut in Auswertung des 11. Plenums aufgelöst werden solle. Die Studenten stehen hinter den angegriffenen Schriftstellern, einschließlich Biermann, sind gegen die Beschlüsse des 11. Plenums …
2. Am Institut für Ästhetik und Kulturtheorie der KMU ( ■■■■■■■ ) gibt es keinerlei Diskussionen zum 11. Plenum. Das hat seine Ursache darin, daß die Studenten durch Prof. ■■■■■■■ eingeschüchtert sind. Selbst private Meinungen wurden mir nicht bekannt. Ich schätze ein, daß das »positive« Verhalten, also keinerlei Diskussionen, eine Heuchelei und Angst vor Prof. ■■■■■■■ darstellt.
3. Die im Corso stationierte Grafikertruppe um ■■■■■■■ und ■■■■■■■ ist empört über das 11. Plenum. Man bezeichnet es als neue harte Welle, letzte Freiheitsberaubung.Unter diesen Bedingungen, mit der Härte der Partei gegen die Künstler in Form des ideologischen Terrors, sei die Kluft zwischen Künstler und Partei niemals zu überwinden …
Am Sonnabend, den 19. 3., traf ich gegen Mittag im Corso mit ■■■■■■■ zusammen … ■■■■■■■ sprach mich sofort bezüglich der Paß-Beschaffung an. Ich sagte ihm, daß ich bereits dafür gesorgt hätte, daß er zunächst einen Paß in absehbarer Zeit bekommen kann. Darüber war er sehr begeistert … Um in Richtung Rauschgift weiterermitteln zu können, erzählte ich ■■■■■■■ , daß ich in Leipzig einen Dresdner Architekten getroffen hätte, der mir angeboten habe, Rauschgift zu verschaffen, wenn ich ihm westdeutsche Zigaretten und ausländische Spirituosen beschaffen könnte … Im unmittelbaren Zusammenhang damit bot er mir an, daß die Bezahlung der Pässe von ihm aus auch mit Rauschgift erfolgen könne … Er sprach zunächst von hochkonzentriertem Morphium, das er jederzeit besorgen könne … In diesem Zusammenhang äußerte ich, daß mir Rauschgiftaffären vom Fernsehfunk bekanntgeworden seien. Er bestätigte das und erzählte mir, daß er bereits bei der DEFA und später beim Fernsehfunk mit Rauschgift gehandelt habe und an Rauschgiftpartys teilgenommen hat. In diesem Zusammenhang fragte er übrigens, ob ich nicht einen zuverlässigen Mann kenne, der bei Partys Rauschgift spritzen würde. Er habe das bisher öfters selbst getan, würde sich aber dabei unsicher fühlen. Ich gab an, daß es möglich sei, eine solche Person zu beschaffen …
Er bestätigte von sich aus noch einmal, daß die Sache mit der Beschaffung von Mädchen zu der Dresdener Party weiterhin akut sei und ich von ihm hören würde.
Wir verblieben so, daß ich ihm schreibe, sobald ich den ersten Paß habe und wir uns dann in Leipzig treffen wollen …
Betr. ■■■■■■■
beschäftigt als Kellner bei den
HO-Gaststätten-Kreisbetrieb
… Er erzählte mir, daß er durch die Messe bisher bereits 500 DM-West verdient habe und zeigte mir Westgeld. Es handelte sich um 10.–, 20.–, 50.– und 5.– Markscheine. Ferner spielte er mit einem 2-DM-Stück am Tisch.
Bericht
Betr. ■■■■■■■
■■■■■■■ sprach mich am vergangenen Donnerstag im Corso an und bat mich,
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