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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Und?«
    »Welches Meisterstück ist notwendig, um ein Meister der Rattengilde
    zu werden? Um zu zeigen, dass man Ratten wirklich kontrol ieren kann?
    Erinnerst du dich an das Bild auf dem Schild über der Tür?«
    Malizia runzelte die Stirn wie jemand, der mit einer unpassenden
    Tatsache konfrontiert wird. »Jeder könnte ein Paar Rattenschwänze
    zusammenbinden«, sagte sie. »Selbst ich.«
    »Bei lebenden Ratten? Zuerst einmal müsstest du welche fangen, und
    dann hättest du glatte Bindfäden, die sich die ganze Zeit über bewegen,
    und die anderen Enden würden dauernd nach deinen Fingern schnappen.
    Und an wie viele denkst du dabei? Acht? Zwanzig? Zweiunddreißig?
    Zweiunddreißig zornige Ratten?«
    Malizia sah sich im Durcheinander des Schuppens um. »Ja«, sagte sie
    langsam. »Ja, es ergibt fast eine gute Geschichte. Vermutlich hat es ein
    oder zwei richtige Rattenkönige gegeben… Na schön, nur einen. Und die Leute hörten davon, und da das Interesse so groß daran war, versuchten
    sie, selbst Rattenkönige zu schaffen. Ja. Es ist wie mit den Zeichen in
    Getreidefeldern. Ganz gleich, mit wie vielen Besuchern aus dem
    Weltraum man sie erklären kann – es gibt immer einige Dickschädel, die

    glauben, dass Menschen nachts mit ihren Sensen losziehen…«
    »Ich glaube einfach, dass manche Menschen grausam sind«, sagte Keith.
    »Wie sol ein Rattenkönig auf die Jagd gehen? Al e Ratten würden in
    unterschiedliche Richtungen ziehen.«
    »In einigen Geschichten heißt es, Rattenkönige könnten andere Ratten
    kontrollieren«, sagte Malizia. »Mit ihrem Geist oder so. Auf diese Weise
    lassen sie sich Nahrung bringen und suchen andere Orte auf. Du hast
    Recht, Rattenkönige können sich nicht leicht bewegen. Deshalb… lernen
    sie, mit den Augen anderer Ratten zu sehen und zu hören, was sie hören.«
    »Beschränkt sich das auf Ratten?«, fragte Keith.
    »Die eine oder andere Geschichte behauptet, dass es auch bei
    Menschen möglich ist«, sagte Malizia.
    »Ist so etwas wirklich jemals geschehen?«
    »Es kann doch nicht möglich sein, oder?«, fragte Malizia.
    Ja.
    »Ja was?«, fragte Malizia.
    »Ich habe nichts gesagt. Du hast gerade ›Ja‹ gesagt«, sagte Keith.
    Dummes kleines Menschenselbst. Früher oder später finde ich immer einen Weg hinein. Die Katze versteht es viel besser, Widerstand zu leisten! Ihr werdet mir GEHORCHEN. Lasst die Ratten FREI.
    »Ich glaube, wir sollten die Ratten freilassen«, sagte Malizia. »Es ist
    einfach grausam, wie sie in den Käfigen zusammengequetscht werden.«
    »Das ging mir auch gerade durch den Kopf«, erwiderte Keith.
    Und vergesst mich. Ich bin nur eine Geschichte.
    »Ich persönlich glaube, dass Rattenkönige nur eine Geschichte sind«,
    sagte Malizia und öffnete die Falltür. »Der Rattenfänger war dumm. Er
    hat einfach nur geplappert.«
    »Ich frage mich, ob es wirklich klug ist, die Ratten freizulassen«,
    murmelte Keith. »Sie scheinen großen Hunger zu haben.«
    »Schlimmer als die Rattenfänger können sie wohl kaum sein«,
    entgegnete Malizia. »Außerdem trifft bald der Pfeifer ein. Er wird sie al e
    in den Fluss führen oder so…«

    »In den Fluss…«, wiederholte Keith.
    »Das machen Rattenpfeifer für gewöhnlich. Es ist al gemein bekannt.«
    »Oh, ja.«
    »Aber Ratten können…«, begann Keith.
    Gehorcht mir! DENKT nicht! Folgt der Geschichte!
    »Ratten können was?«
    »Ratten können… Ratten können…«, stotterte Keith. »Ich erinnere
    mich nicht mehr. Etwas über Ratten und Flüsse. Ist wahrscheinlich nicht
    wichtig.«

    Dichte, tiefe Dunkelheit. Und irgendwo dann eine kleine Stimme.
    »Ich habe Herrn Schlappohr fallen gelassen«, sagte Pfirsiche.
    »Gut«, erwiderte Gefährliche Bohnen. »Es war nur eine Lüge. Lügen
    schaden uns.«
    »Du hast das Buch wichtig genannt!«
    »Es war eine Lüge !«
    … endlose, tropfende Dunkelheit…
    »Und… ich habe auch die Regeln verloren.«
    »Na und?« Die Stimme von Gefährliche Bohnen klang bitter.
    »Niemand hat sich um sie geschert.«
    »Das stimmt nicht! Die Leute haben versucht, sie zu achten. Die meiste
    Zeit über. Und es tat ihnen Leid, wenn sie dagegen verstießen!«
    »Die Regeln waren nur eine andere Geschichte. Eine Geschichte über
    Ratten, die glaubten, keine Ratten zu sein.«
    »Warum sagst du das? Du bist gar nicht du selbst!«
    »Du hast gesehen, wie sie weggelaufen sind. Sie flohen und quiekten
    und vergaßen, wie man spricht. Tief unten sind wir einfach nur…
    Ratten.«
    …

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