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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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blinzelte und sah zu der
    Flasche Bier, die er am vergangenen Abend getrunken hatte. Beim
    Nachtdienst konnte man sich sehr einsam fühlen. Außerdem bestand
    kaum die Gefahr, dass jemand in Bad Blintz einfiel. Hier gab es gar nichts
    zu holen.
    Vermutlich war es eine gute Idee, niemandem von dieser Sache zu
    erzählen, dachte Doppelpunkt.
    Wahrscheinlich war gar nichts passiert. Das Bier musste schlecht
    gewesen sein…
    Die Tür des Wachhauses öffnete sich, und Korporal Knopf kam
    herein.
    »Morgen, Feldwebel«, sagte er. »Ich… Was ist mit dir los?«
    »Nichts, Korporal!«, erwiderte Doppelpunkt rasch und trocknete sich
    das Gesicht ab. »Ich habe eindeutig nichts Sonderbares gesehen! Was
    stehst du da herum? Es wird Zeit, das Tor zu öffnen, Korporal!«
    Die Wächter traten nach draußen und öffneten das Stadttor.
    Sonnenschein glänzte ihnen entgegen.
    Und mit dem Sonnenschein kam ein langer, langer Schatten.
    Meine Güte, dachte Feldwebel Doppelpunkt. Dieser Tag hat schlecht
    begonnen, und es wird nicht besser werden…
    Der Mann auf dem Pferd ritt vorbei, ohne auf die beiden Wächter zu
    achten. Sie folgten ihm hastig zum Stadtplatz. Eigentlich sollte man von
    Leuten erwarten, dass sie Bewaffneten Beachtung schenkten.
    »Halt, was führt dich hierher?«, fragte Korporal Knopf. Er musste
    seitwärts laufen, um mit dem Pferd Schritt zu halten. Die Kleidung des
    Reiters war schwarz und weiß; er sah aus wie eine menschliche Elster.

    Er antwortete nicht, lächelte nur vor sich hin.
    »Na schön, viel eicht hat dich nichts hierher geführt, aber du könntest uns ruhig sagen, wer du bist«, sagte Korporal Knopf, der keinen Ärger
    wollte.
    Der Reiter blickte auf ihn hinab und sah dann wieder nach vorn.
    Feldwebel Doppelpunkt sah einen kleinen Planwagen durchs Tor
    rollen, gezogen von einem Esel. Ein Alter saß auf dem Kutschbock.
    Doppelpunkt erinnerte sich daran, dass er Feldwebel war. Das bedeutete,
    dass er mehr Sold bekam als der Korporal, was wiederum bedeutete, dass
    er teurere Gedanken dachte. Und der momentane Gedanke lautete: Sie
    mussten doch nicht jeden kontrollieren, der durchs Tor kam.
    Insbesondere dann, wenn es viel zu tun gab. Es ging darum, zufällig
    Leute auszuwählen, um sie zu kontrollieren. Und wenn man jemanden
    zufäl ig auswählte, so war es eine gute Idee, sich für einen kleinen Alten
    zu entscheiden, der klein und alt genug wirkte, um sich von einer
    schmuddeligen Uniform und einem rostigen Kettenhemd beeindrucken
    zu lassen.
    »Halt!«
    »He, he, von wegen«, erwiderte der Alte. »Hüte dich vor dem Esel. Er
    beißt gern zu, wenn er sich ärgert. Mich schert’s nicht.«
    »Zeigst du etwa Verachtung vor dem Gesetz?«, fragte Feldwebel
    Doppelpunkt.
    »Ich versuche nicht, sie zu verbergen. Du sol test besser mit meinem
    Boss reden. Damit meine ich den Mann auf dem Pferd. Auf dem großen
    Pferd.«
    Der schwarz und weiß gekleidete Fremde war beim Brunnen in der
    Mitte des Platzes abgestiegen und öffnete die Satteltaschen.
    »Na schön, ich gehe zu ihm«, brummte der Feldwebel.
    Er ging so langsam wie möglich, und als er den Fremden erreichte,
    hatte der Mann einen kleinen Spiegel an den Brunnen gelehnt und
    rasierte sich. Korporal Knopf stand in der Nähe und hielt die Zügel des
    Pferdes.
    »Warum hast du ihn nicht verhaftet?«, flüsterte der Feldwebel dem
    Korporal zu.

    »Was, für illegales Rasieren? Verhafte du ihn, wenn du unbedingt
    willst.«
    Feldwebel Doppelpunkt räusperte sich. Einige Frühaufsteher unter
    den Bewohnern von Bad Blintz beobachteten ihn bereits. »Äh … hör
    mal, Freund, bin sicher, du wol test nicht…«, begann er.
    Der Mann richtete sich auf und bedachte die beiden Wächter mit einem
    Blick, der sie einen Schritt zurücktreten ließ. Er streckte die Hand aus
    und löste einen Riemen, der ein dickes Lederbündel hinter dem Sattel
    zusammenhielt.
    Das Bündel öffnete sich. Korporal Knopf riss die Augen auf. An dem
    breiten Lederband steckten Dutzende von Flöten in Schlaufen. Sie
    glänzten im Schein der aufgehenden Sonne.
    »Oh, du bist der Pfei …«, begann Doppelpunkt, doch der Mann wandte
    sich wieder dem Spiegel zu und sprach wie zu seinem Spiegelbild: »Wo
    kann man hier ein Frühstück bekommen?«
    »Oh, wenn du ein Frühstück möchtest, so kann dir Frau Schieber vom
    Blauen Kohl…«
    »Würstchen«, sagte der Pfeifer und rasierte sich weiter. »Auf einer Seite
    gebraten. Drei. Hier. In zehn Minuten. Wo ist der Bürgermeister?«
    »Wenn du

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