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Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Titel: Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zuhörte, fiel Johnny ein, daß man immer eine zweite Chance hatte. Er konnte einfach klein beigeben und den Mund halten. Dann würde er sich sein Leben lang fragen, was geschehen wäre, und wenn er starb, würde dieser Engel – obwohl, so wie die Dinge im Moment aussähen, waren Engel Mangelware, selbst für Tote – sagen, heh, würdest du gerne wissen, was passiert wäre? Und er würde sagen, ja, das würde ich wirklich gerne wissen, und der Engel würde ihn zurückschicken, und vielleicht war das hier ja –
    Er riß sich zusammen.
    »Nein«, sagte er. »Es ist nicht einfach zu teuer.«
    Die Frau hielt mitten im Satz inne.
    »So eine Unverschämtheit, mich zu unterbrechen!« kläffte sie.
    Johnny ließ sich nicht abschrecken. »In Ihren Papieren hier steht, daß der Friedhof Verluste macht. Aber ein Friedhof kann keine Verluste machen. Es ist kein Geschäft oder so was. Es gibt ihn einfach. Mein Freund Bigmac hier sagt, was Sie Verlust nennen, ist einfach der Wert des Landes, auf dem Bürogebäude gebaut werden können. Es sind die Steuern, die Sie von der Vereinigten Holding bekommen würden. Aber die Toten können keine Steuern zahlen, deshalb zählen sie nicht.«
    Der Mann von der Vereinigten Holding machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber die Vorsitzende bremste ihn.
    »Ein demokratisch gewählter Rat –« fing sie an.
    »Dazu würde ich gerne ein paar Worte sagen«, sagte Mr. Atterbury. »Es gibt da ein paar Dinge bei diesem Verkauf, die ich gerne auf demokratische Art erklärt bekommen würde.«
    »Ich habe mir den Friedhof genau angesehen«, fuhr Johnny fort. »Ich habe… ein Projekt gemacht. Es gibt dort eine Menge interessanter Dinge. Es ist egal, daß dort keine wirklich berühmten Leute begraben sind. Sie waren
hier
berühmt. Sie haben ihr Leben gelebt und sind gestorben. Es waren
Menschen.
Es ist falsch, zu denken, daß die Vergangenheit einfach vorbei ist. Sie ist immer noch da. Nur
Sie
haben sie hinter sich gelassen. Wenn man durch eine Stadt hindurchfährt, kann man sie immer noch im Rückspiegel sehen. Die Zeit ist eine. Straße, aber sie rollt sich nicht hinter Ihnen auf. Nichts ist vorbei, nur weil es
Vergangenheit
ist. Verstehen Sie das?«
     
    Die Leute sagten, es sei ziemlich kalt für die Jahreszeit. Kleine Kälteflecken schwebten durch die Stadt.
    Im Kinosaal K des Blackbury Odeon lief ein 24-Stunden-Halloween-Special, aber die Leute blieben nicht sitzen. Es sei zu kalt da drinnen, sagten sie. Und gruselig. Armpit, der Manager, einer von Wobblers Todfeinden, der aussah wie zwei Männer in einem Smoking, erklärte, es
müsse
schließlich gruselig sein. »Nein«, sagten die Kinobesucher. »So gruselig auch wieder nicht.« Da waren Stimmen, die man nicht wirklich hörte, und sie – nun, man wurde den Eindruck nicht los, daß jemand direkt hinter einem – ach, kommt, gehn wir einen Hamburger essen. Irgendwo, wo es schön hell ist.
    Bald war fast niemand mehr drinnen, außer Mrs. Tachyon, die eine Karte gekauft hatte, weil es im Kino immer schön warm war. Sie verbrachte die meiste Zeit schlafend.
    »Elm Street? Elm Street? Gab es nicht eine Elm Street unten an der Beech L
a
ne?«
    »Ich glaube nicht, daß es die war. Ich erinnere mich nicht, daß dort solche Dinge passiert wären.«
    Die Stimmen störten sie überhaupt nicht.
    »Freddie. Also das ist mal ein NETTER Name.«
    Zumindest leisteten sie ihr Gesellschaft.
    »Und was für ein hübscher Pullover.«
    Eine Menge Leute hatten Popcorn und andere Dinge liegenlassen, als sie hinausgeeilt waren.
    »Aber DAS finde ich nun wirklich nicht nett.«
    Der nächste Film war
Ghostbusters,
gefolgt von
Der Mittwoch der wandel
n
den Toten.
    Mrs. Tachyon schien es, als wären die Stimmen, die sowieso nicht existierten, plötzlich sehr still geworden.
     
    Jetzt starrten alle Johnny an.
    »Und… und«, sagte Johnny, »… wenn wir sie vergessen, sind wir einfach irgendwelche Leute, die… die in irgendwelchen Häusern wohnen. Wir brauchen sie, damit sie uns sagen, wer wir sind. Sie haben diese Stadt gebaut. Sie haben all die dummen, kleinen menschlichen Dinge getan, die aus vielen Häusern einen Ort machen, an dem Menschen wohnen können. Es ist nicht recht, das alles wegzuwerfen.«
    Die Vorsitzende raschelte mit ihren Akten.
    »Trotzdem
[Augen zu]
müssen wir in der
[Augen auf]
Gegenwart leben«, sagte sie brüsk. »Die Toten sind nicht mehr hier, und ich fürchte, sie wählen auch nicht.«
    »Da täuschen Sie sich. Sie sind hier, und sie haben

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