Mayabrut (German Edition)
Handys vor sich abzulegen.
Nach kurzem Zögern hoben sich sechs Arme und sechs Handys landeten auf dem Tisch. Nur McKea verschränkte demonstrativ ihre Arme und schaute Sutin herausfordernd an. Der bedauerte ihren Entschluss und bat sie eindringlich, das eigens für sie gefertigte Präsent anzunehmen. Lächelnd übergab er McKea eine Schachtel. Verdutzt öffnete sie diese und ein Jadearmband in Form einer Schlange ringelte sich ihr entgegen.
McKea bedankte sich ein wenig steif bei Sutin und streifte sich das Schmuckstück über. Stumm geleitete sie der Russe zu einer Tür neben dem Kamin, die jetzt lautlos zur Seite fuhr.
Dahi nter zeichnete sich ein grün schimmernder Gang ab. Sutin bat seinen Gast, ihm zu folgen. McKea drehte sich noch einmal um und verabschiedete sich mit einem knappen Bye-bye.
Sutin geleitete McKea durch einen mit Terrarien bestückten Gang. Neugierig blieb die Frau vor einer der gläsernen Wände stehen. Vor ihr richtete sich eine gelb-schwarz gestreifte Schlange auf. Krait–Giftschlange, las sie auf einem Schild an der Glasscheibe. Ängstlich folgte sie dem Russen durch den meterlangen Gang und blickte nervös auf die Namenstafeln. In den Terrarien tummelten sich die Top Ten der gefährlichsten Giftschlangen. Neben grellbunten Korallenschlangen und wuchtigen Gabunvipern lauerten da noch schwarze und grüne Mambas, Klapperschlangen, Kettenvipern, Puffottern und Kobras. Am Ausgang vervollständigte ein Inlandtaipan als giftigste Schlange der Welt die hochtoxische Kommune.
Am Ende des Gangs fuhr eine Tür zischend zur Seite und ein schwarzer Hüne stand vor ihr. Sutin stellte ihn als seinen Haustechniker Manuel Jackson vor. Dieser werde sie zuerst zu ihrer Suite geleiten, um ihr Gepäck zu holen, danach werde er sie zum Flughafen chauffieren. Mit einer eleganten Verbeugung verabschiedete sich der Russe von McKea und wandte sich um. In dem Moment, in dem sich die Tür hinter Sutin schloss, fuhr zischend eine andere vor McKea auf.
Vogelstimmen ertönten. Schwüle Dschungelfäulnis schlug ihr entgegen und nahm ihr den Atem. Erstaunt blickte sie sich um. Mit Lianen überwucherte Urwaldriesen reckten sich in einer domähnlichen Halle riesigen Strahlern entgegen. Ein Blütenmeer überzog das Grün an Land und im Wasser. Benebelt folgte sie dem Mann über eine goldverzierte Hängebrücke, die in gut vier Metern Höhe ein sumpfiges Gewässer überspannte. Dies war mit Wasserpflanzen zugewuchert. Neben lilafarbenen Lotusblüten schwammen die teppichgroßen Blätter des Riesenlotus auf der Wasseroberfläche. Einige waren eingerissen, manche zerfetzt. Sie wunderte sich, da diese Blätter als besonders robust galten und man ihnen nachsagte, dass sie sogar Menschen tragen konnten. Abrupt blieb der Schwarze stehen und drehte sich um. McKea schaute ihn verwundert an. Ein Grinsen spielte in dem schwarzen Gesicht, aus den Augenwinkeln heraus beobachtete sie, wie seine Hand an einem goldenen Zierelement spielte.
Plötzlich klappte der Boden unter ihren Füßen weg und sie fiel nach unten. Reflexartig schlug sie um sich und bekam ein Brett zu fassen. Verzweifelt klammerte sie sich mit den Händen daran fest und schrie.
Mit Erschrecken sah sie, wie Jackson seinen Fuß hob und sich die an seinem Stiefel befindlichen Stahlstollen langsam auf ihre Finger zubewegten. Dem Knacken ihrer brechenden Fingerknochen folgte noch ihr kurzer Schrei, bis sie hart auf das Wasser aufschlug und versank.
Sofort brodelte es an dieser Stelle und rote Gischt schäumte auf der Oberfläche. Dann schoss ein gelber, lederartiger Bauch heraus und drehte sich wild herum. Ein monströser schuppiger Schwanz zerfetzte einen Riesenlotus, dann tauchte ein weit aufgerissener, vor Zähnen starrender Rachen auf, in dem ein Arm mit einem grünen Reif hing – mit lautem Schlürfen verschwand er.
Während der schwarze Henker genüsslich die blutige Szenerie beobachtete, fingerte er in seinen Taschen herum und zog eine rot-weiße Schachtel hervor. Ruhig zündete er sich eine Zigarette an und studierte, wie das gepanzerte Ungetüm seine Todesrollen drehte.
Als Sutin zurückkehrte, zeigte er auf ihre Sitzgelegenheiten und bat darum, eine kurze Betriebsanweisung geben zu dürfen, da diese Sessel eigentlich Elektrofahrzeuge seien. Auf Wunsch würden diese jeden Gast wieder in seine Suite zurückfahren. Dabei wies er auf den unter der rechten Lehne versteckten Joystick hin, der für eine manuelle Steuerung geeignet sei. Andererseits
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