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Mayas Tagebuch: Roman (German Edition)

Mayas Tagebuch: Roman (German Edition)

Titel: Mayas Tagebuch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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dass er Joe Martin und dem Chinesen in die Hände fiel, aber Olympia vertraute auf seine Klugheit und seine erstaunliche Fähigkeit, am Leben zu bleiben.
    Als eine Woche später die Symptome meiner Infektion abgeklungen waren und ich auch ohne Valium einigermaßen ruhig war, bat ich Olympia, in Kalifornien bei meiner Großmutter anzurufen, weil ich das selbst nicht geschaffthätte. Es war sieben Uhr morgens, als Olympia die Nummer wählte, die ich ihr vorsagte, und meine Nini nahm sofort ab, als hätte sie sechs Monate neben dem Telefon gesessen und gewartet. »Ihre Enkelin ist so weit, nach Hause zu kommen, holen Sie sie ab.«
    Elf Stunden später hielt ein roter Pickup vor dem Haus der Pettifords. Meine Nini drückte in liebevoller Ungeduld den Finger auf den Klingelknopf, und unter den zufriedenen Blicken der Hausherren, etlicher Witwen und Mike O’Kellys, der eben seinen Rollstuhl aus dem Mietwagen wuchtete, flog ich in ihre Arme. »Du verdammter Mistkäfer! Was hast du uns angetan! Was hätte es dich gekostet anzurufen, dann hätten wir wenigstens gewusst, dass du lebst!«, begrüßte mich meine Nini auf Spanisch, in das sie immer verfällt, wenn sie sehr aufregt ist, und dann: »Du siehst fürchterlich aus, Maya, aber deine Aura ist grün, die Farbe der Genesung, ein gutes Zeichen.« Meine Großmutter war viel kleiner, als ich sie in Erinnerung hatte, in wenigen Monaten war sie geschrumpft, und ihre dunklen Augenringe, die früher so sinnlich gewesen waren, machten sie jetzt alt. »Ich habe deinem Vater Bescheid gesagt, er ist unterwegs aus Dubai und erwartet dich morgen daheim«, sagte sie, hielt meine Hand umklammert und sah mich mit Eulenaugen an, damit ich mich bloß nicht noch einmal in Luft auflöste, aber sie verkniff es sich, mich mit Fragen zu löchern. Es dauerte nicht lange, da riefen uns die Witwen zu Tisch: Grillhähnchen, Pommes, frittiertes Gemüse und zum Nachtisch in Fett ausgebackene Schmalzkringel, ein Cholesterinfest zur Feier der Familienzusammenführung.
    Nach dem Abendessen verabschiedeten sich die Witwen für Jesus, und wir Übrigen zogen in das kleine Wohnzimmer um, wo Mike O’Kellys Rollstuhl gerade eben Platz fand. Olympia gab meiner Nini und Mike einen kurzen Überblick über meinen Gesundheitszustand, riet ihnen, mich in Kalifornien umgehend in ein Entzugsprogramm zu schicken, was Mike, der eine Menge Erfahrung auf dem Gebiet besitzt, sowieso schon entschieden hatte, und ließ uns dann taktvoll allein. Als wir unter uns waren, erzählte ich den beiden in knappen Worten, was seit meiner Flucht aus dem Internat geschehen war, ließ die Nacht mit Roy Fedgewick im Motel und meine Erfahrungen auf dem Strich allerdings unerwähnt, weil meine Nini das nicht verkraftet hätte. Je mehr ich ihnen von dieser Geschichte mit Brandon Leeman, besser gesagt Hank Trevor erzählte, von dem Falschgeld und den beiden Killern, die mich entführt hatten, desto mehr rutschte meine Großmutter, »du verdammter Mistkäfer« zischend, auf ihrem Sessel hin und her, während Schneewittchens blaue Augen zu leuchten begannen wie Scheinwerfer. Endlich war er in einen echten Kriminalfall verwickelt.
    »Geldfälschung ist ein schweres Vergehen, die Strafe dafür ist höher als für vorsätzlichen Mord aus Heimtücke«, ließ er uns begeistert wissen.
    »Das hat Officer Arana auch gesagt. Am besten rufe ich ihn an und gestehe alles, er hat mir seine Nummer gegeben«, schlug ich vor.
    »Großartige Idee! Da kann nur meine bekloppte Enkelin drauf kommen!«, brauste meine Nini auf. »Willst du die nächsten zwanzig Jahre in San Quentin verbringen und auf dem elektrischen Stuhl landen, dummes Huhn? Nur zu, geh zu deinem Polizistenfreund und erzähl ihm, dass du da mitgemacht hast.«
    »Beruhige dich, Nidia. Zunächst sollten wir die Beweise beseitigen, die deine Enkelin mit dem Geld in Verbindung bringen können. Dann schaffen wir sie nach Kalifornien, ohne dass eine Spur von ihrem Aufenthalt in Las Vegas zurückbleibt, und danach, wenn sie gesundheitlich wieder auf dem Damm ist, lassen wir sie verschwinden, okay?«
    »Wie sollen wir das anstellen?«
    »Hier kennen alle außer den Witwen für Jesus dich als Laura Barron, oder Maya?«
    »Die Witwen wissen auch nicht, wie ich wirklich heiße.«
    »Ausgezeichnet. Wir fahren mit dem Mietwagen nach Kalifornien zurück«, entschied Mike.
    »Clever gedacht«, stimmte meine Nini ihm zu, und ihre Augen begannen jetzt ebenfalls zu leuchten. »Für den Flug müsste sie ein

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