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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mit dem Lötkolben die Ohren verbrannt. Dann? Dann war er selbst dran gewesen. An der Umfassungsmauer einer Ziegelfabrik. Dort sollte er mit ein paar Salvenstößen aus einer MP fertiggemacht werden. Gestern abend aber? Nun, der Messerjunge war keinen Gedanken wert. Reiner Zufall. Peanuts – so unerheblich wie Enslins ganze ›Libyen-Connection‹. Sicher, sie wollten ihn sich vom Hals schaffen, und anzunehmen war auch, daß sie selbst in Amerika Verbindungen und die Möglichkeit dazu hatten. Aber er war sie losgeworden. Daß sie ihn hier suchen würden, war ziemlich unwahrscheinlich.
    Wie auch immer, dachte er, es ist ein Adrenalin-Job. Aufregender jedenfalls, Anja, als ich ihn mir erträumt habe. Und noch eine andere Entdeckung habe ich gemacht: den alten Paul Brückner, den mit dem Vorgarten in Heidelberg, den Goldfischen, der frischgebügelten Uniform und den Bausparvertragsplänen gibt's nicht mehr. Wir können ihn auf die Stange hängen. Der andere aber, der jetzt zum Vorschein kommt – vielleicht hat er früher mal existiert, doch damals in Peru, was war er schon? Ein Junge, der nicht begriff, daß Abenteuersuche Schwachsinn ist? Wen aber haben wir dann? Besser, Anja, wir streichen das Thema …
    Er winkte dem Kellner.
    »Haben Sie Grappa?«
    »Natürlich, Sir. Selbstverständlich.«
    »Dann bringen Sie mir einen. Aber tun Sie bloß kein Eis rein.«
    »Selbstredend nicht, Sir.« Der Kellner zog die Augenbraue hoch. Er machte das wirklich sehr dramatisch.
    Nicht, wen wir vor uns haben, dachte Brückner, was anliegt, ist entscheidend. Und erhebend ist das bisherige Resultat bei Gott nicht.
    Er war an diesem Tag um acht Uhr aufgestanden, hatte geduscht, sich eine Tasse Kaffee genommen und war anschließend zu einem Gebäude in der Flagler Straße gefahren. Er hatte sich dort im vierten Stock bei der Miami-Niederlassung der Federal Aviation Administration mit einem LH-Schreiben, das ihn als Mitglied der Mallorca-Untersuchungskommission auswies, vorgestellt. Auf diese etwas fragwürdige Weise war er ziemlich rasch bis zu einem Herrn mit randloser Brille vorgestoßen, der hinter seinem schäbigen Regierungsschreibtisch eine imponierende amerikanische Flagge aufgepflanzt hatte. Er hatte ihm erklärt, daß seine Behörde ›Mr. Brückner‹ natürlich bei seiner Recherchenarbeit unterstützen werde, soweit ihr das möglich sei, daß sie sich ferner für alle Hinweise aus Europa stets dankbar gezeigt habe und daß es in Anbetracht der Umstände doch wohl am naheliegendsten wäre, wenn er zunächst einmal einen detaillierten Report über seine Vorstellungen einreiche. Denn »schließlich – nicht wahr, Sir?« – in eine laufende Untersuchung, dazu noch eine solche im Anfangsstadium, einzugreifen, bedeute doch stets eine Vorwegnahme ungeklärter Fakten und damit auch juristische Risiken.
    Brückner hatte mit den Achseln gezuckt.
    Auf dem Schreibtisch stand ein Namensschild. Der Herr vor der Flagge hieß Edward F. Sullivan junior.
    »Mr. Sullivan! Wir Piloten der europäischen Linien betrachten die FAA im allgemeinen als eine sehr aktive Behörde.«
    »Was soll das heißen, Captain? Natürlich sind wir eine sehr aktive Behörde. Und ob wir das sind! Ohne die Vorreiterrolle der FAA würden noch nicht einmal Gesetze zur Bekämpfung des Bogushandels existieren.«
    Brückner dachte an die Schrottbaracken von gestern abend.
    »Der Handel mit Falschteilen scheint sich hier in Miami aber ungebremst auszuweiten. Ich selbst konnte mich davon überzeugen. Auch bei den Ursachen der Mallorca-Katastrophe führen die Spuren eindeutig nach Miami. Wie ja auch im Fall der verunglückten, norwegischen Convair. Trotzdem wurde im Convair-Fall niemand zur Rechenschaft gezogen.«
    »Ich weiß nicht, worauf Sie mit diesen Bemerkungen zielen, Captain. Falls sie in einem kritischen Sinn zu werten sind, kann ich Ihnen nur sagen, daß keine Behörde der Welt, auch keine deutsche und schon gar nicht das Bundesluftfahrtamt, ohne solide, vernünftige Unterlagen zum Handeln gezwungen werden kann. Im Convair-Fall zum Beispiel war das nun mal so … Leider gibt es auch eine andere Entwicklung. Was Miami angeht, so ist zu beachten, daß schon aus historischer Tradition heraus diese Stadt zu den Impulsgebern der amerikanischen Flugindustrie zählt. Und daß sich daher nicht nur eine entsprechende Industriekultur, sondern auch entsprechende Wirtschaftszweige eingerichtet haben. Doch davon redet heutzutage niemand. Das Thema heißt immer nur

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