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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wie sie gekommen waren.
    Brückner war aufgesprungen und rannte zum Fenster.
    Nur Konietzkas Wagen und der leere Platz.
    Auch Bruno erhob sich jetzt. Er ging hinter die Theke. Das Mädchen saß am Boden, ihre Schultern zuckten, sie gab schluchzende, leise Laute von sich.
    »Kommen Sie«, sagte Konietzka und half ihr auf die Beine. »Sie sind weg.«
    Sie sah ihn nur an. Wahrscheinlich verstand sie ihn gar nicht. Ihre Zähne schlugen aufeinander. »Nun kommen Sie schon!« Er nahm ein Glas, goß Whisky ein und schob es ihr zu. Sie schüttelte den Kopf. Ihre rechte, zitternde Hand streckte sich, als sie den Knopf drückte, der unter der Ladenkasse angebracht war.
    »Jetzt beruhigen Sie sich doch! War es viel?«
    »Zwanzig …«
    »Jetzt kommen Sie, trinken Sie 'nen Schluck, dann wird's Ihnen besser!«
    Die Küchentür flog auf. Ein dicker Mann in einem Jogginganzug, eine riesige verchromte .38er-Spezial in der Hand, stürmte herein.
    Er legte die Waffe auf den Ladentisch.
    »Weg? Was?«
    Brückner nickte. »Sie haben sie bedroht. Aber ich glaube, sie haben nicht mehr als zwanzig Dollar gekriegt.«
    »Zwanzig Dollar …« Der Mann schüttelte den Kopf. »Komm, Polly. Komm zu mir.«
    Sie legte den Kopf an seine Schulter, und er streichelte ihren Rücken. »Ich möcht' nach Hause, Onkel Arthur, ich möcht' nicht länger hierbleiben, ich will nach Hause.«
    »Ist ja gut, Kleines – wissen Sie, sie kommt aus Fort Myers und ist erst drei Monate hier. Ich glaub', sie schafft das wirklich nicht. Niemand schafft's. Ich hab' auch die Schnauze voll! Letztes Jahr passierte das alle zwei Monate, aber August und September habe ich schon vier solche Überfälle gehabt. Kann mir mal einer sagen, wie das nun weitergehen soll. Ich hab' drei Kinder … Natürlich könnte ich irgendwo kellnern gehen. Aber die ganze Kohle, die ich in den Laden gesteckt habe. Wo krieg' ich die her. Wer gibt sie mir wieder?«
    Er sprach ganz ruhig, fast leise, und seine Finger streichelten dabei unablässig die zarten Schultern des Mädchens.
    Brückner sah, daß seine Augen feucht waren.
    Sie bezahlten und gingen hinaus. Sie setzten sich in den Wagen.
    »Ich hätt' nur gern gewußt«, sagte Konietzka, »ob sie sich das auch getraut hätten, wenn Pablo hier gewesen wäre?«
    »Pablo«, regte sich Brückner auf, »verdammt noch mal, warum hast du nichts unternommen? Da hast du eine Pistole im Gürtel stecken und siehst zu.«
    Konietzka startete den Motor. »So kann nur einer reden, der keinen blassen Schimmer hat. Hast du nicht die Augen dieser Burschen gesehen? Die sind randvoll mit Koks oder Crack oder sonst einer Scheiße gewesen. Meinst du, die lassen sich von einer .32er einschüchtern? Das ist das eine. Und außerdem haben sie selbst Waffen. Die zeigen sie nur nicht, damit man es ihnen bei einer späteren Gerichtsverhandlung nicht vorwerfen kann. Wenn sie geschnappt werden, kriegen sie mit einer Pistole nämlich das Doppelte wie mit einer arma blanca, einem Messer, kapiert?«
    Brückner lehnte den Kopf gegen das Polster und schloß die Augen. Er hatte keine Lust, noch irgend etwas zu kapieren.
    In der Bar des ›Dupont‹ hatten sie die Klimaanlage auf kühle einundzwanzig Grad heruntergefahren. Brückner genoß es. Er saß am Fenster, einen Zitronentee vor sich, blickte auf die Bay mit ihren Schiffen und Touristenbooten und rauchte eine Zigarette. Die ›Chesterfields‹ hatte er aufgegeben, er war zu den ›Kools‹ zurückgekehrt, seiner alten Marke. Natürlich konnte einem der Mentholgeschmack auf die Nerven gehen, aber irgendwie machte er frisch.
    Die Bar war leer, mit Ausnahme des Ecktischs und eines Liebespärchens, das sich seit Minuten beim Eislöffeln schweigend anstarrte. Aus den Lautsprechern tropfte die übliche Hausfrauennachmittagsmusik, süß, kitschig und angenehm. Brückner hatte einen Hotelschreibblock und sein Notizbuch vor sich liegen. Er schrieb nicht länger, er malte Strichmännchen.
    Eines der Strichmännchen hatte, wie der Junge gestern abend, ein langes Messer in der Hand. Er betrachtete das Bild.
    Was war eigentlich los?
    Vor einer Woche hatte er in einem Ort namens Arenal den technischen Direktor einer Fluggesellschaft vom Bett gezerrt, ihn in die Duschkabine seines Hotelzimmers gestoßen und den Heißwasserstrahl so aufgedreht, daß er vor Schmerzen brüllte. Ein paar Tage darauf war er in ein Haus in einem gottverdammten Tessiner Bergdorf eingedrungen, hatte eine Frau zu Tode geängstigt und anschließend ihrem Liebhaber

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