Mayday
Tanker. Aber die Piloten peilen Ihren Sender an und müßten Sie natürlich bald auf dem Radarschirm haben. Lassen Sie Ihr Funkgerät auf dieser Frequenz eingeschaltet, damit eine Peilung möglich ist.«
»Wird ausgeführt.«
»Und lassen Sie den Scrambler ebenfalls eingeschaltet. Rufen Sie den Tanker alle fünf Minuten. Sobald die Tankerpiloten Sie hören, sagen Sie’s mir. Dann können Sie wieder direkt mit Ihnen Verbindung aufnehmen.«
»Verstanden.« Der Leutnant schaltete sein Funkgerät auf Dauerton um. Solange es sendete, konnte er keine Nachrichten empfangen, und jede Stimme – sogar Sloans Stimme – wäre beruhigend gewesen. Aber der Tanker war im Augenblick wichtiger als alles andere.
Matos stellte sein Radargerät an. Er wartete, bis der kleine Schirm grün leuchtete, regelte die Helligkeit und suchte den Tanker, der inzwischen den äußersten Rand seines Erfassungsbereichs erreicht haben mußte. Aber Matos sah nicht nur keinen Tanker innerhalb eines Radius von 500 Kilometern, sondern konnte überhaupt kein Flugzeug erkennen! Er räusperte sich. »Homeplate, wo sind die Flugzeuge, die hier draußen sein sollen? Ich sehe keinen Tanker in null-sieben-fünf, und ich sehe auch keine andere Maschine!« Er schaltete den Dauerton ab und wartete auf Sloans Antwort.
Der Commander antwortete sofort. »Matos, der Tanker sieht Sie im Radar. Die Rettungsflugzeuge in Ihrem Gebiet sehen Sie ebenfalls. Ihr Radargerät hat von Anfang an Schwierigkeiten gemacht, als … Tut mir leid, ich kann jetzt nichts Vertrauliches mehr mit Ihnen besprechen. Andere Flugzeuge hören auf dieser Frequenz mit, und wir haben Befehl, unsere Erprobung geheimzuhalten. Seien Sie also vorsichtig mit allem, was Sie sagen. Senden Sie weiter Ihren Dauerton, und versuchen Sie, den Tanker im Radar zu erfassen. Sie müssen bald mit ihm zusammentreffen.«
»Verstanden. Ich muß die Rakete abwerfen, um Gewicht und Luftwiderstand zu vermindern.«
»Negativ. Das ist nicht möglich. In Ihrem Gebiet ist der Luft- und Schiffsverkehr inzwischen zu stark. Wir wollen keinen zweiten … Kapiert?«
»Verstanden«, wiederholte Matos. Er überlegte sich, daß die Wahrscheinlichkeit, ein Flugzeug oder ein Schiff zu treffen, sehr gering war. Aber das ließ sich ohne zuverlässig arbeitendes Radar schwer kontrollieren – und bei seinem Glück würde er wahrscheinlich den Tanker treffen. Andererseits verschlimmerte die verdammte Rakete seine Treibstoffprobleme. »Okay, ich werfe sie nicht ab.« Matos starrte sein Funkgerät angewidert an. Diese auffällige Anhäufung von Pannen bei seinen elektronischen Geräten war möglich, aber nicht wahrscheinlich. Trotzdem war sie passiert. Daraus entstanden dann Flugunfälle. 50 Prozent menschliches Versagen, 50 Prozent technische Pannen. Wie ließ sich diese Katastrophe einordnen? Hier war beides zusammengekommen – und viel Pech.
Matos versuchte es nochmals mit seinem Radar, ohne auch nur ein Ziel erfassen zu können. Dann beobachtete er abwechselnd den Luftraum über der geschlossenen Wolkendecke und seine sinkenden Treibstoffanzeigen. Wirklich eine Ironie des Schicksals, daß er jetzt mit dem gleichen Problem zu kämpfen hatte, das der Straton den Rest gegeben hatte: Treibstoffmangel. Reine Dummheit! Soweit hätte er’s nie kommen lassen dürfen.
Der Höhenmesser zeigte 43 000 Fuß an. Peter Matos ließ die F-18 nur langsam steigen, um die zugewiesene Höhe von 46 000 Fuß mit möglichst wenig Treibstoffverbrauch zu erreichen. Irgendwann würde er lernen, daß er zuerst an seinen Treibstoff und dann an alles andere denken mußte. Er erinnerte sich an seinen Fluglehrer in Pensacola: Gentlemen, auch für den besten Jagdbomber der Welt gibt’s nur eine Richtung, sobald der Sprit aus ist.
Aber im schlimmsten Fall würde er aus dem Meer aufgefischt werden. Er bemühte sich, nüchtern über die bevorstehenden Probleme nachzudenken, anstatt lediglich zu reagieren, wenn sie auftauchten. Er dachte kurz an Sloan. Es hatte keinen Zweck, zu Kapitän Diehl zu gehen und zu beichten. Sloan war zwar ein unangenehmer Zeitgenosse, aber er lebte nur für die US Navy. Er sah Probleme voraus und unternahm Schritte zu ihrer Lösung, bevor sie unlösbar wurden. Seine Methoden waren gerissen und manchmal nicht ganz ehrlich, aber was er unternahm, tat er für sein Land, das Phoenix-Programm und die nationale Sicherheit. Und eines mußte man ihm lassen: James Sloan sorgte für seine Männer.
Commander Sloan sprach weiter in die
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