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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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Der Teufel soll die Funkgeräte holen! Falls Berry die Straton fliegen wollte, mußte er allein damit zurechtkommen, falls Harold Stein nicht zufällig mit einem Berufspiloten zurückkam. Aber darauf setzte Berry wenig Hoffnung.
    Stein stand am Fuß der Wendeltreppe und sah nach hinten in den langgestreckten Flugzeugrumpf. Er spürte, daß die Maschine sich zur Seite neigte, und fürchtete, sie werde abstürzen. Aber sie kehrte wieder in die Waagrechte zurück. Berry flog sie offenbar. Stein atmete auf und wartete, bis seine Augen sich an die veränderten Lichtverhältnisse in der Hauptkabine gewöhnt hatten.
    Da die leichten Trennwände zwischen den Abteilungen herausgerissen waren, konnte Stein jetzt sehen, wie riesig die Straton 797 tatsächlich war. Eine Sitzreihe nach der anderen wie in einem Kino. In dem schräg durch die Kabinenfenster einfallenden Sonnenlicht sah er Staubpartikel tanzen. Eine hellere Lichtbarriere zeigte, wo sich die beiden Löcher im Rumpf befanden, und die daran vorbeiströmende Luft orgelte unheimlich, aber viel weniger laut, als Stein erwartet hatte. Ihm fiel auf, daß in der Kabine ein angenehmer Luftzug wehte, der den hier unten herrschenden Gestank halbwegs erträglich machte. Luftdruck und -sog schienen sich nahezu im Gleichgewicht zu befinden.
    Die meisten Passagiere hockten unbeweglich auf ihren Plätzen, als hätten auch sie eine Art inneren Gleichgewichtszustand erreicht. Ihre anfängliche Aktivität hatte nachgelassen, und sie saßen jetzt mit geschlossenen Augen und blassen, aufgedunsenen Gesichtern da. Viele von ihnen waren mit Blut und Erbrochenem beschmutzt. Nur etwa ein Dutzend Fluggäste stießen noch Laute aus, und im Hintergrund der Kabine war ein schrilles Lachen zu hören. Einige wenige Männer und Frauen bewegten sich wie in Trance durch die Gänge. Stein hatte das Gefühl, in eine Mischung zwischen Irrenhaus und Schlachthof geraten zu sein. Wie konnte Gott das zulassen? fragte er sich. Und warum bin ich verschont geblieben? Oder bilde ich mir das nur ein?
    Er betrachtete die Gesichter der in seiner Nähe Sitzenden. Keines ließ auch nur die geringste Hoffnung auf Besserung erkennen. Stein holte tief Luft und wagte sich ein paar Schritte weit in den Gang vor. Er zwang sich dazu, einen Blick auf die vier Mittelsitze zu werfen, die er mit seiner Familie eingenommen hatte. Susan und Debbie, die beiden Mädchen, lächelten blöde. Seine Frau schien ihre Umgebung überhaupt nicht wahrzunehmen. Er rief ihren Namen. »Miriam! Miriam!« Sie sah nicht auf, aber viele andere hoben den Kopf.
    Stein merkte, daß sein Rufen sie aktiv gemacht hatte. Er blieb unbeweglich stehen, ohne seine Frau und seine Töchter aus den Augen zu lassen. Dann trat er schluchzend zurück, bis er die Sanitärzelle mit den Toiletten der Ersten Klasse hinter sich spürte. Er fürchtete, ohnmächtig zu werden, und atmete mehrmals tief durch, bis ihm wieder besser war. Für ihn stand jetzt fest, daß er unmöglich die ganze Kabine absuchen konnte. Er wollte nur fünf Minuten warten, bevor er nach oben zurückkehrte. Und er würde seine Familie mitnehmen.
    Er nahm ein eigenartiges Summen wahr und spürte, daß die Wand, an der er lehnte, leicht vibrierte. Die Vibrationen wurden stärker, und Stein hörte jetzt das typische Arbeitsgeräusch eines kleinen Elektromotors. Dann fiel ihm ein, daß neben den Toiletten ein Aufzug eingebaut war, der ins Unterdeck führte. Er ging rasch auf die andere Seite der Sanitärzelle und blieb vor der schmalen Schiebetür stehen. Der Motor hörte zu summen auf. Stein trat einen Schritt zurück, als die Tür aufglitt.
    Vor ihm standen zwei Frauen. Stewardessen. Eine groß und brünett, die andere eine Japanerin. Sie hatten in der engen Kabine kaum Platz. Stein sah, daß sie ihn erschrocken ansahen. Ihre Augen waren rot und wäßrig, und an ihren blauen Uniformen waren Spuren von Erbrochenem zu sehen.
    »Können Sie … können Sie mich verstehen?« fragte er stokkend.
    »Wer sind Sie?« fragte die brünette Stewardess. »Was ist passiert? Wir sind unten in der Bordküche ohnmächtig geworden. Ist alles in Ordnung?«
    Stein wußte nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Er nickte hastig. »Ja. Ja, Ihnen fehlt nichts. Bei Ihnen ist alles in Ordnung.«
    »Was ist passiert?« wiederholte die Brünette.
    »Ein Unfall. Das Flugzeug hat zwei große Löcher. Der Druck ist schlagartig abgefallen. Einige von uns sind auf den Toiletten gewesen. Dort hat sich der Druck gehalten. Auf dem

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