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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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Straton 797. Alles schien in Ordnung zu sein. Er stand auf. »Ich will mich nur kurz im Salon umsehen.«
    »Okay.«
    »Beobachten Sie bitte die Instrumente so gut Sie können. Rufen Sie mich, sobald sich irgendwas ändert.«
    »Natürlich!«
    »Falls die Data-Link-Klingel …«
    »Dann rufe ich Sie.«
    »Okay. Und behalten Sie den Autopiloten im Auge.« Er beugte sich über ihren Sitz und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Mit der linken Hand zeigte er auf ein Signallämpchen. »Sehen Sie dieses Warnlicht?«
    »Ja.«
    »Wenn es gelb leuchtet, ist der Autopilot ausgeschaltet«, erklärte Berry ihr. »Dann rufen Sie mich sofort!«
    »Verstanden«, bestätigte sie lächelnd.
    Berry richtete sich auf. »Okay. Bin gleich wieder zurück.« Er wandte sich ab und verließ das Cockpit.
    Die Stewardess Terri O’Neil irrte ziellos durch den Salon. Das gefiel Berry nicht. Die aparte Frau auf der hufeisenförmigen Couch hatte inzwischen ihren Anschnallgurt gelöst und starrte aus einem der Fenster. Die anderen Passagiere – drei Männer und eine Frau – saßen weiter auf ihren Plätzen und machten unkoordinierte, spastische Bewegungen mit den Armen. Einer der Männer hatte seinen Gurt ebenfalls geöffnet und wollte immer wieder aufstehen. Aber er verlor jedesmal das Gleichgewicht und sank zurück.
    Berry erkannte, daß Barbara Yoshiro recht gehabt hatte: Den Passagieren ging es allmählich besser – körperlich. Auch geistig wurden sie regsamer, neugieriger. Sie begannen zu denken, aber sie dachten nichts Gutes. Sie hatten schlimme Gedanken, gefährliche Gedanken …
    Terri O’Neil näherte sich der Cockpittür. Berry vertrat ihr rasch den Weg, legte ihr beide Hände auf die Schultern und drehte sie um. Terri schüttelte seine Hände unwillig ab; sie sagte etwas, das vorwurfsvoll klang, aber ihre Worte blieben unverständlich. Berry fühlte sich an seine Tochter erinnert, als sie gut ein Jahr war. Er wartete, bis die Stewardess sich vom Cockpit entfernt hatte, bevor er zu Stein hinüberging, der am Treppengeländer lehnte. Stein schien nicht zu registrieren, daß Berry neben ihm stand, sondern starrte weiter nach unten.
    »Wie sieht’s aus?« fragte Berry.
    Stein zeigte wortlos nach unten.
    Berry beugte sich übers Geländer. Eine größere Gruppe, zu der auch mehrere Frauen gehörten, drängte sich auf den unteren Treppenstufen zusammen. Einige von ihnen zeigten auf ihn. Jemand rief etwas Unverständliches, eine Frau lachte schrill.
    Im Hintergrund schienen Kinder zu weinen. Ein Mann drängte sich nach vorn, sprach Berry direkt an und war bemüht, sich ihm verständlich zu machen. Schließlich wurde der Mann frustriert und begann zu schreien.
    Die Frau lachte wieder.
    John Berry trat vom Geländer zurück und sah zu Linda Farley hinüber. Sie stand von der Klavierbank auf und kam einige Schritte auf ihn zu. »Bleib lieber, wo du bist, Linda«, forderte er sie auf.
    Stein nickte zustimmend. »Ich habe ihr gesagt, daß sie von der Treppe wegbleiben soll. Das hier …« Seine Handbewegung umfaßte den großen Salon. »Das hier ist allerdings nicht viel besser.«
    Berry wandte sich an die Kleine. »Was gibt’s, Linda?«
    Sie zögerte. »Ich hab’ Hunger, Mr. Berry. Kann ich was zu essen kriegen?«
    Berry lächelte aufmunternd. »Hmmm, wie wär’s mit ’ner Cola?«
    »Ich hab’ schon nachgesehen.« Sie zeigte auf die Bar. »Dort ist nichts mehr.«
    »Hör zu, ich glaube nicht, daß hier oben was Eßbares aufzutreiben ist. Kannst du’s noch ein paar Stunden aushalten?«
    Linda machte ein enttäuschtes Gesicht. Aber sie nickte tapfer.
    »Wie geht’s den beiden Männern?«
    »Nicht viel anders.«
    »Okay. Ich verlasse mich darauf, daß du dich um sie kümmerst.«
    Linda Farley lernte die schlimmen Seiten des Lebens mit geballter Wucht kennen. Hunger, Durst, Erschöpfung, Angst, Tod. »Du mußt nur noch ein bißchen länger aushalten, Kleines. Wir sind bald zu Hause.« Berry wandte sich ab. Auch er war hungrig und durstig. Und wenn er und Linda Farley Hunger und Durst hatten, mußte es vielen der Menschen dort unten ähnlich ergehen. Er fragte sich, ob sie dadurch zu aggressiven Handlungen angestachelt werden würden.
    »Runter!« rief Stein laut. »Verschwinde!« Berry war mit einigen großen Schritten wieder an der Treppe. Ein Mann befand sich auf halber Höhe.
    Stein angelte eine Münze aus der Hosentasche und warf sie dem Mann ins Gesicht.
    »Zurück! Runter mit dir!«
    Der Mann wich eine Stufe tiefer zurück.
    Stein

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