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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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wandte sich an Berry. »Haben Sie irgendwas bei sich, das ich werfen kann?«
    Berry gab ihm eine Handvoll Kleingeld und sein Feuerzeug. »Die Sache gefällt mir nicht, Harold.«
    Der andere nickte. »Mir auch nicht.«
    Berry sah sich im Salon um. »Wie benehmen die Leute sich hier oben?«
    »Unberechenbar. Sie machen mich nervös. Zu nahe.«
    Terri O’Neil setzte ihren Rundgang schwankend fort und kam wieder in die Nähe der Cockpittür. Berry beobachtete sie und wünschte sich, er könnte die beschädigte Tür schließen und absperren. Die Stewardess blieb zwei Schritte von der Tür entfernt stehen, starrte ins Cockpit und fixierte Sharon Crandall, die ihre Gegenwart nicht wahrzunehmen schien. Berry sah wieder zu Stein hinüber. »Aus Vorsichtsgründen sollten wir diesen Leuten helfen, nach unten zu kommen.«
    Stein nickte zustimmend. »Ja, aber ich möchte meine Familie raufholen.«
    John Berry schüttelte den Kopf. »Ausgeschlossen, Harold! Das wäre außerdem nicht fair.« Er wünschte sich, Stein würde die Dinge akzeptieren, wie sie nun einmal standen, aber dieser Wunsch würde sich wohl nicht erfüllen.
    »Fair? Was hat das mit fair oder unfair zu tun? Ich rede von meiner Familie, verstehen Sie? Wer hat Ihnen überhaupt das Recht gegeben, hier Befehle zu erteilen?«
    »Mr. Stein, Sie können Ihre Angehörigen nicht heraufholen. Das wäre viel zu riskant.«
    »Warum?«
    »Das könnte eine Kettenreaktion auslösen«, stellte Berry fest. »Vielleicht würden dann alle nach oben drängen. Im Salon können wir keine Leute mehr brauchen. Wir müßten damit rechnen, daß sie ins Cockpit kommen und dort stören oder …«
    »Auf meine Familie passe ich selbst auf!« unterbrach Stein ihn energisch. »Meine Frau und meine beiden kleinen Mädchen … Debbie und Susan … sie wären niemand im Weg …« Er senkte den Kopf und verbarg sein Gesicht in den Händen.
    Berry wartete einige Zeit. Dann legte er Stein eine Hand auf die Schulter. »Tut mir leid, aber im Augenblick können wir wirklich nichts für sie tun.«
    Stein hob den Kopf. »Weder jetzt noch später?«
    »Ich bin kein Arzt, Harold«, antwortete Berry ausweichend. »Ich kann ihren Zustand nicht beurteilen.«
    »Wirklich nicht?« Stein machte Anstalten, die Treppe hinabzusteigen. »Aber ich kann jetzt etwas für sie tun. Ich kann sie von den anderen wegholen. Sie sollen nicht …« Er sah die Wendeltreppe hinunter. »Ich will nicht, daß sie dort unten bleiben. Sehen Sie nicht, wie’s dort zugeht? Sehen Sie’s wirklich nicht?«
    Berry hielt ihn am Arm fest. Er nickte widerstrebend. »Okay, Harold, schon gut. Sobald Barbara zurück ist, schaffen wir diese Leute in die Kabine hinunter. Dann können Sie Ihre Familie heraufholen. Einverstanden?«
    Stein ließ sich von Berry zurückziehen. »Gut, ich warte«, sagte er.
    »Mr. Berry?« rief Linda Farley.
    Er ging rasch zu der Kleinen, die neben Stuart und McVary kniete. »Was gibt’s?«
    »Dieser Mann hat die Augen geöffnet.« Sie zeigte auf den Captain.
    Berry kniete ebenfalls nieder und sah Stuart in die weit aufgerissenen Augen. Nach einigen Sekunden schloß er Stuart die Lider und zog ihm die Decke übers Gesicht.
    »Ist er tot?«
    »Ja«, sagte Berry.
    »Müssen alle sterben?« fragte Linda.
    »Nein.«
    »Muß meine Mutter auch sterben?«
    »Nein. Sie erholt sich bestimmt wieder.«
    »Kann sie, wie Mr. Steins Familie, hier raufkommen?«
    Berry war davon überzeugt, daß Linda Farleys Mutter tot in der Nähe eines der Löcher lag oder aus der Maschine gerissen worden war. Aber selbst wenn sie noch lebte … »Nein«, antwortete er, »sie kann nicht raufkommen.«
    »Warum nicht?«
    Er stand auf und wandte sich ab, um einen Augenblick Zeit zu gewinnen. »Du mußt Vertrauen zu mir haben«, sagte er dann. »Okay, Linda? Du mußt mir einfach vertrauen und einfach tun, was ich sage.«
    Die Kleine lehnte sich mit dem Rücken ans Klavier. Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen und begann zu schluchzen. »Ich will meine Mami.«
    Berry beugte sich über sie und strich ihr übers Haar. »Ja, ich weiß, ich weiß.« Er richtete sich auf. So etwas lag ihm nicht. Trauerfälle machten ihn unbeholfen und sprachlos. Er fand nie die richtigen Worte und war nie imstande, andere zu trösten. Berry wandte sich ab und ging zum Cockpit zurück. Er faßte Terri O’Neil bei den Schultern und schob sie energisch von der offenen Tür fort.
    Der Glanz seiner technischen Triumphe verblaßte angesichts der vielen persönlichen Tragödien

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