Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Titel: Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Grimke
Vom Netzwerk:
Schmerz. Direkt neben Mayra ging ein Baum in Flammen auf, und sie sprang erschreckt zur Seite. Dabei stolperte sie und fiel hin. Das nächste, was sie wahrnahm, war, dass sie über eine Leiche gestolpert war. Ein Terrestraner in der Uniform der Leibwache starrte mit offenen Augen, die nie wieder etwas sehen würden, in die Luft. Eine große Wunde klaffte in seiner Brust. Mit einem Aufschrei krabbelte Mayra weg von dem Toten und panisch sah sie sich um.
    Sie kauerte am Rand einer Lichtung. Drei Föderationssoldaten hockten hinter einer Strahlenkanone und nahmen ein Gebüsch unter Beschuss, hinter dem sie einen Feind vermuteten. Plötzlich flog die Laserkanone in weitem Bogen durch die Luft und wurde dann mit solcher Wucht auf den Boden geschmettert, dass sie zerbrach.
    Mayra schaute sich um und sah Djuma ihr schräg gegenüber, gut getarnt in seiner braunen Lederuniform, hinter einem Baum stehen. Ohne Mayra zu bemerken, tauchte Silvio hinter einem Felsblock am Rand der Lichtung auf, Pfeil und Bogen in der Hand. Obwohl auch er braune und unauffällige Kleidung trug statt seines gewohnten Königsblaus, war es unverkennbar Djumas Halbbruder, der zweite der Statthalter, der Ältere der beiden. Mayra erkannte ihn an seinen wirren Locken und dem leicht aufgedunsenen Gesicht.
    Silvio hob den Bogen, legte einen Pfeil an und schoss. Er traf Djuma in die Brust. Kein Feind, kein einziger Föderationssoldat war in Djumas Nähe. Silvio hatte seinen Bruder absichtlich abgeschossen. Djumas Hand zuckte zur Brust, wo der Pfeil in der Nähe des Herzens steckte, und ging in die Knie. Ein siegessicheres Grinsen zeigte sich auf Silvios Gesicht. In aller Ruhe legte er einen zweiten Pfeil an, hob den Bogen und zielte auf seinen Bruder, der nun am Boden lag.
    Silvio kam nicht dazu, den Pfeil abzuschießen. Sein Bogen wurde ihm aus der Hand gerissen, dann auch der Pfeil – und ehe er es sich versah, krachte ein Baum auf ihn herunter und klemmte ihn fest. Mayra spürte, dass sie ihn k. o. geschlagen hatte, Silvio aber sonst unverletzt war. Sie hatte gehandelt, ohne zu überlegen. Sie hatte Silvio entwaffnet – und so schüchtern und zurückhaltend sie sonst war, rannte sie jetzt sofort los, zwischen den Bäumen Deckung suchend.
    Augenblicke später kniete sie neben Djuma. Der Prinz war bewusstlos. Mayra verstand genug von Anatomie, um direkt zu sehen, dass die Verletzung lebensgefährlich war. Sie war tödlich, wenn sie nicht sofort etwas unternahm. Mayra schluchzte auf und sah sich um. Hier konnten sie nicht bleiben. Wenn die Soldaten aus der Föderation sie bemerkten, würden sie erst schießen und dann fragen. So nahm sie Djuma an den Schultern und zog. Er war schwer, zu schwer für sie. Verzweifelt erinnerte sie sich an das Blatt, dass sie bei Myrddin hatte schweben lassen. Sie stellte sich vor, Djuma sei leicht wie ein Blatt, und plötzlich war er das auch. Ohne sich den Kopf darüber zu zerbrechen, warum sie Djuma auf einmal heben konnte, zog Mayra ihn tiefer in das Gebüsch und achtete darauf, dass sie ihn dabei nicht noch mehr verletzte.
    Ein paar Meter weit im Dickicht war die Lichtung schon nicht mehr zu erkennen, und Mayra ließ ihren Freund am Fuß eines Stammes auf ein Bett aus blauem Moos sinken. Djuma atmete mühsam und unregelmäßig. Seine Augen waren geschlossen und er sah sehr blass aus. An einen Verbandskasten hatte sie nicht gedacht und Mayra fluchte innerlich, dass sie so unvorbereitet einfach losgeflogen war. Wenn ihr überstürztes Handeln Djuma nun das Leben kostete, würde sie sich das nie verzeihen! Sie riss sich den Pullover über den Kopf. Der Pulli war das Einzige, was sie hatte, das so halbwegs als Verband dienen konnte. Sie kniete sich neben Djuma und legte ihre Hand auf Djumas Brust, neben den Pfeil. Direkt unter ihrer Hand schlug Djumas Herz, viel zu schnell. Der Pfeil hatte das Herz nur um Zentimeter verfehlt. Er hatte aber mit Sicherheit die Lunge getroffen. Mayras Blick verschwamm. Sie hatte Tränen in den Augen.
    Was sie sah, auf eine andere Art als ihr gewohntes Sehen einfach sah , war, dass die Hauptschlagader in Djumas Brust verletzt war. Er verblutete innerlich. In einem Operationsraum eines Genesungshauses mit den Nahtmaschinen, die den Heilern dort zur Verfügung standen, wäre selbst eine so schwere Wunde kein Problem. Aber sie waren nicht auf Unionia. Sie waren nicht in einem Heilhaus. Sie waren auf Terrestra und außer zwei Kampftruppen, die sich gegenseitig niedermachten, gab es niemand. Es gab

Weitere Kostenlose Bücher