Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
künstlicher Haut und pappte dies über Mayras Wunde. „So!“, meinte er zufrieden und wandte sich zum Gehen.
„Hören Sie!“, hielt Mayra ihn auf. Fragend sah der Arzt sie an. „Fredi ist mein Freund!“ Vage zeigte sie zu der Stelle, an der Fredi mit den Ärzten verschwunden war. „Ich will mit, bitte!“
Der Arzt starrte sie durchdringend an. Dann entschied er: „In Ordnung.“ Er nahm sie an ihrem unverletzten Arm und zusammen betraten sie die Lichtbrücke.
Kapitel 13
Kurze Zeit nach Mayra traf Fredis Mutter im Genesungshaus ein. Freundlich, aber bestimmt wurden beide von einer Besucherbetreuerin in ein extra für sie bereitgestelltes Wartezimmer für Angehörige geführt. Mayra mochte Fredis Mutter sehr. Dass sie Fredi erlaubte, per Fingerabdruck Essen für sie mitzubestellen, war typisch für sie. Dame Caruana hatte Sinn für Ungewöhnliches. Obwohl sie überlang und sehr schlank war, hatte sie eine mütterliche Herzlichkeit, die Mayra an ihrer eigenen Mutter manchmal vermisste. Oft genug war sie bei Fredi zu Hause aufgetaucht, und Dame Caruana hatte es mit ihrer ruhigen Art fertiggebracht, sie zu trösten, einfach durch die Freundlichkeit, die sie ausstrahlte.
Nun war sie sehr beunruhigt, man hatte ihr nur gesagt, Fredi werde gerade untersucht, sie solle warten. Sie fragte Mayra, was passiert war, und Mayra schilderte ihr den Vorfall, so weit sie ihn selbst mitbekommen hatte. Fredis Mutter schüttelte den Kopf und setzte sich auf einen der weichen Sessel. Sie presste die Hände zwischen die Knie, so als ob sie sich an sich selbst festhalten wollte.
Mayra fühlte sich komplett überflüssig und sie fühlte sich schuldig. Warum hatte sie Fredi den virtuellen Flirt mit Cynthie nicht gründlicher ausgeredet! Was hatte sie falsch gemacht? Hätte sie Fredi besser zuhören müssen? Hätte sie ihn dann vor Cynthies vernichtenden Worten schützen können? Schließlich setzte auch Mayra sich auf einen der Sessel, ein Stück weit weg von Fredis Mutter.
In den Raum wurde Musik eingespielt, die sanft und beruhigend sein sollte, Mayra aber nur noch nervöser machte. Die Wände waren in sonnigen Gelbtönen, die Sessel etwas dunkler und der Boden in Tiefblau. Mayra hätte lieber ein Fenster nach draußen als durchdachtes Design gehabt. Zu Hause stellte sie sich oft ans Fenster. Auch wenn sie hoch oben, weit weg vom Boden war, hatte sie nach einer Weile immer ein Gefühl von Standfestigkeit, wenn sie zu den Häusern nach draußen blickte und die Fluggleiter beobachtete. Hier gab es nichts, woran sie sich innerlich festhalten konnte. Fredis Mutter senkte nun den Kopf in die Hände. Mayra fragte sich, wo Fredis Vater war. Sie geriet immer mehr in Panik.
Schließlich kam ein Arzt herein und sagte zu Dame Caruana: „Sie können jetzt kommen.“ Ohne zu Mayra zu blicken, die sie offensichtlich ganz vergessen hatte, folgte Fredis Mutter dem Arzt. Mayra war aufgesprungen, als der Arzt das Zimmer betrat. Doch nun traute sie sich nicht mitzugehen. Tatsächlich gehörte sie ja nicht zu Fredis Familie. Mayra wusste nicht mehr, was sie tun sollte. Ohne zu wissen, was mit Fredi war, konnte sie unmöglich das Genesungshaus verlassen. Hin zu Fredi konnte sie auch nicht. Mayra lehnte sich an die Wand, ließ sich mit dem Rücken zu Boden rutschen, legte den Kopf auf die Knie und fing leise an zu weinen.
Schließlich versiegten die Tränen und Mayra wischte sich die Augen. Sie musste ein bisschen über sich selbst lachen, wie sie da verheult auf dem Boden saß. „Das bringt auch nichts!“, entschied sie und stand auf. Sie verließ den Raum und ging zum Informationsportal. Indem sie kurzerhand behauptete, Fredi sei ihr Bruder, bekam sie seine Zimmernummer mitgeteilt.
Vorsichtig steckte sie den Kopf in die Tür. Fredi lag auf einem Bett, das seinen in sich verdrehten Körper dort stützte, wo er es brauchte. Er sah sehr blass aus, war aber wach. „Hej, komm rein!“, sagte er, als er Mayra bemerkte.
„Deine Mutter?“
„Isst grad was in der Kantine.“
Mayra trat ins Zimmer und setzte sich neben Fredis Bett auf einen Stuhl. Vorsichtig nahm sie seine Hand. „Wie geht es dir?“
Fredis Gesicht verzog sich. „Na ja, die Ärzte sagen, es war ein Herzanfall oder so was.“ Als Mayra ihn fragend ansah, setzte er hinzu. „Nicht so toll!“
„Ach, Fredi, das tut mir so leid!“
„Muss es nicht. Bist ja nicht schuld!“ Beide schwiegen einen Moment. Dann sah Fredi Mayra streng an: „Ich will nicht darüber reden, okay?
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