Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
gehen.
Nach dem Essen ließ sie sich von Ursula zeigen, wie der Sprachkurs funktionierte, und begann mit Lektion Nummer eins in Terrestranisch. Manches in den Worten klang vertraut. Man merkte auch jetzt noch, dass die Sprache aus einer frühen Form des Unionischen, der in der Föderation gesprochenen Einheitssprache, entstanden war. Dennoch war Terrestranisch anders, melodischer.
Kapitel 26
Am nächsten Morgen wachte Mayra früh auf. Sie hatte immer noch die neu gelernten Worte vom Vorabend im Kopf und ließ sie nachklingen. Am Frühstückstisch war sie allein mit Ursula. Die druckste erst etwas herum und meinte dann: „Mayra, ich habe heute den ganzen Tag an meinem Computer zu tun. Ich muss mich dransetzen, den Vertrieb für die terrestranischen Stoffprodukte aufzubauen. Wäre es sehr schlimm, wenn du heute in der Mission bleibst? Du kannst doch Terrestranisch lernen!“
Mayra war das gar nicht recht. „Aber das macht doch nichts! Ich kann genauso gut alleine die Umgebung erkunden!“, erwiderte sie mit Entschlossenheit in der Stimme, obwohl sie durchaus Angst davor hatte, sich alleine auf einem fremden Planeten zu bewegen.
Ursula merkte von ihrer Unsicherheit offensichtlich nichts, denn sie antwortete: „Hm. Ja, warum nicht.“
„Eben! Ich nehme einen Standgleiter. Der hat ein Navigationssystem. Und wie soll ich damit verloren gehen?“, setzte Mayra nach.
„Na gut. Aber flieg nicht zu weit!“ Ursula schien in Gedanken schon bei ihren Absatzmärkten.
Das nutzte Mayra aus, schob sich schnell einen letzten Bissen in den Mund, sprang auf und war mit einem „Bis später!“ aus der Tür.
In ihrem Zimmer griff sich Mayra noch ihren Thermopulli, lief zu den Gleitern und schwang sich auf ihr Gerät vom Vortag. Ein bisschen mulmig war ihr schon, als sie alleine durch die Schleuse nach draußen schwebte. Doch sie hatte ihr Ziel vor Augen. Sie wollte diese Pflanze, die heilen konnte, einfach sehen, sie riechen, berühren. Sie stellte ihren Gleiter auf höchste Geschwindigkeit. Auf dem Flug freute sie sich über die Frische der Luft auf ihrem Gesicht, über den Wind, der in ihren Haaren spielte, und über die bunte Landschaft, die an ihr vorüberzog, erst mit den Feldern und Wegen, dann dem Wald.
Nach einer Weile öffnete der Wald sich rechts zu einer Lichtung. Mayra war fasziniert von den Blumen, die dort unordentlich durcheinander standen. Ein solches Gewirr von roten, violetten, gelben, blauen und pinkfarbenen Blüten hatte sie noch nie gesehen. Sie verlangsamte ihren Flug und schwebte über den Blumen, die einen zarten, noch nie gerochenen Duft verbreiteten. Leise glucksend rann ein Bach durch die Wiese. Der Bauer hatte ihr bedeutet, dass die Blume, die sie suchte, am Wasser wuchs, an Bächen. Mayra zögerte kurz, dann verließ sie den Weg und folgte auf ihrem Gleiter dem Lauf des Baches in den Wald hinein. Sie war schon eine ganze Weile geflogen, ohne eine hüfthohe Pflanze mit rosa Blüten zu entdecken, als der Bach in einem moorigen Stück Wiese versickerte. Hier kam sie nicht weiter. Weiter hinten hatte es einen kleinen Zulauf gegeben, und Mayra entschied sich, zurückzufliegen und es mit dem anderen Bach zu versuchen. Doch auch dort hatte sie kein Glück mit ihrer Pflanze, genauso wenig wie bei einer anderen Abzweigung. Das mit dem Finden der heilenden Pflanze war komplizierter, als Mayra gedacht hatte.
Während sie noch überlegte, wo sie weitersuchen könnte, gingen auf der Steuerkonsole ihres Gleiters plötzlich alle Lichter aus. Der Luftstrom unter ihr riss ab. Mayra verlor das Gleichgewicht, der Gleiter neigte sich und sie stürzten aus Mannshöhe krachend durch die Zweige. Hart schlug Mayra auf dem Boden auf. Einen Moment blieb sie benommen liegen. Dann rappelte sie sich auf. Die Hose hatte etwas abgekriegt. Sie war dreckig und über ihrem Knie klaffte ein Riss. Was würde ihre Mutter nur dazu sagen, war Mayras erster Gedanke. Erst danach wurde ihr klar, dass sie selbst unverletzt war. Auch der Gleiter sah unbeschädigt aus. Aber Mayra gelang es weder, das schwere Gerät aufzurichten noch es neu zu starten. Die ganze Energieversorgung schien zusammengebrochen zu sein, und Mayra erinnerte sich, dass Ursula etwas von dem besonderen Magnetfeld auf Terrestra erzählt hatte, das den Gleitern manchmal zu schaffen machte. Das konnte sie nun selbst bestätigen!
Mayra schaute sich um. Nichts war um sie herum als Wald. Sie dachte an die Strecke, die sie geflogen war, und gestand sich ein, dass sie
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