Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

Titel: McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
Vom Netzwerk:
vielleicht feststellst«, sagte er, »wie alt und müde er tatsächlich ist.«
    Wanda Gothars Zimmer war nicht das beste, das im Hay-Adams zu kriegen war, aber auch nicht das schlechteste. Der Ausblick aus den beiden Fenstern zeigte hauptsächlich die Verwaltungszentrale der Gewerkschaften AFL/CIO auf der anderen Seite der Sixteenth Street, und das Zimmer war mit einem Doppelbett, einigen Sesseln, einer Kombination von Schreibund Toilettentisch und dem unvermeidlichen Fernsehgerät möbliert. Es war ein Zimmer für Handlungsreisende, in dem man ein oder zwei, höchstens drei Nächte schlief, ehe man zurück nach Hause oder in die nächste Stadt hastete. Dem Aussehen des Zimmers nach konnte sie seit einer Stunde oder schon seit einem Monat hier wohnen, denn es war nichts zu sehen, das ihr zu gehören schien. Weder ein Koffer noch ein Reisenecessaire, nicht einmal eine Packung Papiertaschentücher oder ein Taschenbuch. Ich kam zu der Ansicht, daß sie entweder eine sehr erfahrene Reisende oder von einem Ordnungswahn besessen war, einer von den Menschen, die den Anblick einer ausgedrückten Zigarette im Aschenbecher nicht ertragen können.
    Sie hatte sich dem Fenster zugewandt, drehte Padillo und mir den Rücken zu, als sie sagte: »Also gut. Wann fängst du an?«
    »Sobald du mir ein paar Fragen beantwortet hast.«
    »Zum Beispiel?«
    »Warum habt ihr den Brief von Paul gefälscht?«
    Sie drehte sich mit einer kleinen Geste der linken Hand um, als ob die Frage kaum einer Antwort wert wäre. »Wir waren nahezu pleite und brauchten Hilfe. Wir konnten diesen Auftrag nur erhalten, indem wir ihnen versicherten, daß du dabei bist. Du und Paul, ihr hattet euch nahegestanden, und wir dachten, daß du vielleicht etwas empfinden würdest – eine sentimentale Verpflichtung vielleicht. Das war dumm von uns.«
    »Ihr hättet auch daran denken sollen, daß ich wußte, daß er weder Englisch lesen noch schreiben konnte.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Dieses Risiko sind wir eingegangen. Viele wußten es nicht, weil er perfekt Englisch sprach. Er hatte diese Hemmung, die ihn aus irgendeinem Grund davon abhielt, die Sprache zu lesen und zu schreiben. Walter hat seine Handschrift gefälscht.«
    »Darin war er immer gut«, sagte Padillo.
    »Und in anderem auch.«
    »Ich verstehe es immer noch nicht.«
    »Warum?«
    »Er hätte ihn ebenso mühelos auf deutsch schreiben können. Wer ist denn auf die Idee gekommen, englisch zu schreiben?«
    Sie drehte sich wieder dem Fenster zu. »Ich.«
    »Weil du mich in Wirklichkeit gar nicht dabei haben wolltest, nicht wahr, Wanda?«
    »Ja. Du brauchst wohl nicht erst zu fragen, warum nicht, oder?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Jetzt ist es anders«, sagte sie, während sie sich umwandte und durch das Zimmer zu einem Stuhl ging, auf dem sie sich in der anmutigen Weise niederließ, die man früher auf den besseren Mädcheninternaten lehrte.
    »Wieso?« fragte Padillo.
    »Ich brauche dich«, sagte sie und blickte auf den grauen Teppich nieder. »Ich gebe es nicht gern zu, aber es ist so. Ich bin die letzte der Gothars. Das bedeutet außer mir niemandem etwas, aber ich möchte am Leben bleiben. Hast du gehört, wie Paul in Beirut umgebracht worden ist?«
    »Nein, ich habe nur gehört, daß es unschön war.«
    »Ihm wurde die Kehle durchgeschnitten.«
    »Das ist schwer zu glauben.«
    Sie nickte. »Finde ich auch. Er war doch gut, oder nicht?«
    »Ich würde sagen, er war fast der beste.«
    »Das bedeutet, es war jemand, den er kannte. Und dem er traute.«
    »Soweit er überhaupt jemandem traute«, sagte Padillo.
    »Das gleiche muß Walter geschehen sein. Er war auch kein wehrloses Opfer.«
    »Warum war Ihr Bruder in meiner Wohnung?« fragte ich.
    Sie schüttelte zweimal den Kopf. »Ich weiß es nicht. Er hätte bei ihnen sein sollen.«
    »Bei wem?« fragte Padillo.
    »Kassim und Scales. Von Scales weißt du noch nichts, oder?«
    »Nein.«
    »Er weiß von dir. Er hat uns unter der Bedingung engagiert, daß auch du mitmachst.«
    »Ich kenne ihn trotzdem nicht.«
    »Emory Scales. Er war Kassims Privatlehrer, bis der Junge ins Kloster ging.«
    »Engländer?«
    »Ja.«
    »Und was ist er jetzt?«
    »Kassims Ratgeber.«
    »Und tauchte plötzlich wieder auf, nachdem Kassims Bruder den Autounfall gehabt hatte?«
    »Kassim hat nach ihm geschickt, soviel ich weiß.«
    »Und Scales hat mit euch Verbindung aufgenommen?«
    »Ja.«
    »Was hatte er in der letzten Zeit gemacht? Ich meine, war er noch in Llaquah oder

Weitere Kostenlose Bücher