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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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etwas über Pläne
erzählt, die sie hatten?« Claire schüttelte den Kopf. »Sie sprach nicht mehr so
viel über ihn. Wann immer ich versuchte, sie dazu zu bringen, etwas zu
erzählen, wechselte sie das Thema. Aber ich vermute, dass sie sich wirklich
verabredet hatten.«
    »Warum denkst du das?« Tony
vermied alle Dringlichkeit in seiner Stimme und klang, als ginge es um ganz
zwanglose Fragen.
    »Weil ZZ auf Rig etwas über
Geheimnisse sagte und dass wir alle Geheimnisse hätten, von denen niemand
erfahren soll. Und dann gingen er und Jen in einen privaten Chat. Und ich
dachte, sie hätte ihn ausgeschimpft, weil er durchblicken ließ, was sich
zwischen ihnen tat.«
    Aber das hatte sie nicht
getan. Sie wurde zu einem Treffen gelockt, über das sie laut Claire insgeheim
schon eine Weile geredet hatten. Es erklärte, wieso ein braves Mädchen wie
Jennifer sich so leichtsinnig verhalten hatte. Diesem Fall ging sogar noch mehr
Vorbereitung voraus, als er vermutet hatte. Dieser Killer ging kein Risiko ein.
Das letzte Mal, dass Tony auf einen Mörder gestoßen war, der ähnlich vorsichtig
und über eine so lange Zeit plante, war der erste Fall, bei dem er mit Carol zusammengearbeitet
hatte, und er hatte einen schrecklichen Tribut gefordert. Tony verspürte nicht
den geringsten Drang, sich an diese düstere Geschichte zurückzuerinnern. Aber
wenn es nötig war, um Jennifer Maidments Mörder seiner gerechten Strafe
zuzuführen, bevor er wieder morden konnte, dann würde er es ohne Zögern tun.
     
    24
     
    Bei einem Schönheitswettbewerb
würde der Campingplatz keinen Sieg davontragen. Die Wohnwagen, große Kästen in
Pastelltönen, die auf Betonflächen standen, waren von schlaffem Gras und
geteerten Pfaden umgeben. Manche der Bewohner hatten es mit Fensterkästen und
Blumenbeeten versucht, aber der Wind, der meistens von der Bucht her wehte,
war stärker als sie. Als Sam aus seinem Wagen stieg, musste er jedoch zugeben,
dass die Aussicht einen für vieles entschädigte. Eine wässrige Sonne gab dem
langen Sandstreifen, der sich fast bis zum Horizont erstreckte, wo das Meer an
den Gestaden der Morecambe Bay glänzte, einen besonderen Reiz. Sam wusste, dass
dies eine hinterhältige Schönheit war. Dutzende, die die Geschwindigkeit und
Heimtücke der Gezeiten unterschätzt hatten, waren im Lauf der Jahre da draußen
umgekommen. Von hier aus würde man das jedoch niemals vermuten.
    Sam ging auf das Büro zu, eine
völlig deplaziert wirkende Blockhütte, die eher in den amerikanischen
Mittelwesten gepasst hätte. Laut Stacey hatte Harry Sim seine Mastercard zum
letzten Mal zehn Tage vor Danuta Barnes' Verschwinden genutzt. An der
Tankstelle, zwei Meilen vom Bayview-Caravan-Park entfernt, hatte er für zehn
Pfund Benzin getankt. Der Betrag wurde durch eine Bareinzahlung in einer
Bradfielder Bank der Innenstadt drei Wochen später gedeckt. Ebenfalls laut
Stacey war das eine Ausnahme, da Harry Sim normalerweise sein Konto ausglich,
indem er einen Scheck an die Kreditkartenfirma schickte. Dass es ihr gelang,
solche Dinge herauszubekommen, war schon fast ein Wunder, dachte er. Und eventuell
nicht ganz legal.
    Die Abrechnungsadresse für die
Karte war dieser Campingplatz gewesen. Und das war die letzte Spur, die sowohl
Stacey als auch Sam von Harry Sim hatten finden können. Onlinesuche, Anrufe
bei Finanzamt, Banken und Firmen, die Kreditkarten ausstellten, hatten absolut
nichts gebracht. Was nicht besonders überraschend war, da Harry Sim anscheinend
die letzten vierzehn Jahre auf dem Grund des Wastwater-Sees gelegen hatte.
    Sam klopfte an die Bürotür und
trat ein, seinen Ausweis zur Hand. Der Mann hinter dem Schreibtisch war mit
irgendeinem Wortspiel auf dem Computer beschäftigt. Er blickte kurz zu Sam,
schloss die Anwendung und stand schwerfällig auf. Er sah aus, als sei er Mitte
fünfzig, ein großer Mann, dessen massige Gestalt begonnen hatte, schlaff und
übergewichtig zu werden. Sein Haar hatte eine Mischfarbe aus dunkelblond und
Silber und war zu trocken, um sich leicht der Bürste oder dem Kamm zu fügen.
Seine Haut hatte von den Jahren in salziger Luft und kräftigem Wind eine
papierne Beschaffenheit angenommen. Er war ordentlich gekleidet mit einem
Flanellhemd, einer roten Fleecejacke und einer dunkelgrauen Cordhose. »Guten
Tag«, sagte er und nickte grüßend. Sam stellte sich vor, und der Mann schien
überrascht. »Bradfield?«, staunte er. »Da sind Sie aber einige Meilen
gefahren. Ich bin Brian Carson.« Er machte

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