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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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lange her.«
    »Aber wir sind hier in Yorkshire.
Da ist man noch gekränkt wegen der Rosenkriege«, erklärte Kevin, während sie
einer Steigung trotzten. Etwa eine Meile weiter erkannten sie ihr Ziel an der
Ansammlung von Fahrzeugen, dem blassgrünen Zelt, den neongelben Westen und
weißen Schutzanzügen. »Wenn Sie Glück haben, sind alle, die wirklich sauer
sind, schon in Pension.«
    »Glück sollte ich haben, denn
reich bin ich auf jeden Fall nicht.« Sie hielten auf dem Seitenstreifen hinter
einem Krankenwagen mit offen stehenden Türen. Eine Gruppe von Frauen war zu
sehen, die zusammengekauert unter Rettungsdecken saßen und deren Hände
dampfende Becher mit heißen Getränken umklammerten. Carol sammelte sich, holte
tief Atem und ging auf einen uniformierten Constable zu, der am Zugang zum
Tatort stand. »DCI Jordan von der Sondereinsatzgruppe Bradfield«, stellte sie
sich vor. »Und das ist DS Matthews. Weitere Mitglieder unserer Gruppe sind
unterwegs.«
    Er überprüfte ihren Ausweis.
»Unterschreiben Sie, Ma'am.« Er hielt ihr Klemmbrett und Kuli hin, dann winkte
er sie durch. »DCI Franklin hat die Einsatzleitung. Er ist im Zelt.« Das Zelt,
das von den Kriminaltechnikern aufgestellt worden war, um den Tatort zu
schützen, stand genau am Straßenrand. »Man denkt dabei nie an Campingferien,
oder?«, murmelte Carol, als sie darauf zugingen. Sie zog die Plane zurück, die
den vertrauten Anblick freigab. Spurensicherung in Weiß, Kripobeamte in
Lederjacken verschiedener, aber absolut vorhersehbarer Stilrichtungen. Manche
Dinge änderten sich offenbar nie in West Yorkshire.
    Gesichter wandten sich ihnen
zu, als sie eintraten, und ein großer, leichenblasser Mann löste sich aus der
Gruppe der Kripobeamten und kam auf sie zu. »DCI John Franklin. Ich weiß nicht,
wer Sie sind, aber das hier ist mein Tatort.« Die übliche liebenswürdige
Begrüßung, dachte Carol. »Ich bin DCI Carol Jordan«, erklärte sie. »Es mag Ihr
Tatort sein, aber ich glaube, die Leiche gehört mir.« Sie zog ein Blatt Papier
aus ihrer Tasche, faltete es auseinander und zeigte Kathy Antwons Foto von
ihrem Sohn. »Seth Viner. Er trug schwarze Jeans, ein weißes Polohemd, ein
Schulsweatshirt von der Kenton-Vale-Schule und einen dunkelblauen Berghaus-Anorak,
als er verschwand.«
    Franklin nickte. »Passt schon
ungefähr. Kommen Sie und sehen ihn sich an. Das Foto wird Ihnen aber nicht
viel nützen. Er sieht nicht mehr so aus.«
    Charme und Diplomatie. Die
Markenzeichen der Männer von Yorkshire. Carol folgte Franklin an der Gruppe Kripobeamter
vorbei, Kevin an ihrer Seite. Am Rand der Straße fiel der Boden ab und bildete
einen flachen, siebzig Zentimeter breiten Graben. Eigentlich war es eher eine
Mulde im Boden, etwa einen Meter fünfzig lang. Gerade tief genug, um die Leiche
vor den Blicken der Vorbeifahrenden zu verbergen. Aber trotzdem hatten die
Läuferinnen nicht das Glück gehabt, ihn zu übersehen.
    Es war ein mitleiderregender
Anblick. Schlamm und Blut waren an seinen Beinen und dem unteren Teil des
Oberkörpers getrocknet. Sein Kopf war von einem Plastikbeutel umschlossen, der
um den Hals herum festgeklebt war. Es war wie ein Dejá-vu von Daniel Morrisons
Leiche. Nur die Kleider unterschieden sich. Trotz Schmutz und Verletzungen
konnte man Seths Kleidung noch erkennen. Seine Jacke fehlte, aber das
dunkelgrüne Sweatshirt und die schwarze Jeans reichten aus, um Carol zu
überzeugen, dass sie Julias und Kathys Sohn vor sich hatte. »Armer Junge«,
sagte sie mit leiser, trauriger Stimme.
    »Sie werden wohl eine
gemeinsame Ermittlung wollen«, stellte Franklin fest. An dem Mann war kein
bisschen Mitgefühl. Das hieß nicht, dass er nichts fühlte, nur dass er
entschlossen war, es vor Frauen und jüngeren Kollegen nicht zu zeigen. »Genau
genommen erhebe ich Anspruch auf ihn«, entgegnete Carol. »Der Modus Operandi
deckt sich mit einem Mord dieser Woche in unserem Zuständigkeitsbereich. Sie
haben bestimmt davon gehört - Daniel Morrison.« Franklins Gesicht verzog sich
zu einem Stirnrunzeln. »Das ist unser Gebiet hier. Also ist es unser Fall.«
    »Ich bestreite nicht, dass es
auf Ihrem Terrain ist. Aber das ist ja hier nur der Fundort der Leiche. Er
wurde aus Bradfield entführt, es ist gut möglich, dass er in Bradfield
umgebracht wurde. Ich habe genauso eine Tat in Bradfield, die nur wenige Tage
zurückliegt. Es ist doch Unsinn, die ganze Arbeit doppelt zu machen.« Carol bemühte
sich, nicht die Beherrschung zu verlieren. »Wir

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