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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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klarkommen.« Carol stand auf und nickte. »Schließlich ist
niemand unentbehrlich.«
    Ambrose hatte Tony am Haus
abgesetzt, damit er seinen Wagen holen konnte. »Sie planen doch nicht, heute
Abend wieder herzukommen?«, fragte Ambrose, während er Tonys Tasche aus dem
Kofferraum lud. »Wenn Sie das vorhaben, müssen Sie nämlich der Maklerin sagen,
sie soll Sie anrufen, bevor sie wieder mit Leuten vorbeikommt.«
    »Ich werde nicht hineingehen.
Ich verspreche Ihnen, dass Sie mir nicht noch einmal aus der Patsche helfen müssen.«
    »Das ist ja eine gute
Nachricht.« Ambrose steckte einen Kaugummi in den Mund und schüttelte jetzt
freundlicher den Kopf. »Nicht der beste Start in den Tag. Was für Pläne haben
Sie jetzt?«
    »Ich werde mir ein ruhiges
Lokal suchen, wo ich mit meinem Laptop in der Ecke sitzen und mein Profil
schreiben kann. Sie dürften es bis zum Spätnachmittag bekommen. Dann werde ich
etwas essen und hoffe, auf der Rückfahrt nach Bradfield den Berufsverkehr in
Birmingham zu vermeiden. Wenn Ihnen das recht ist. Sollte es mit dem Profil
Probleme geben, bei denen Sie meine Unterstützung brauchen, werde ich
natürlich bleiben. Wenn es eins gibt, bei dem ich mir bei diesem Mörder sicher
bin, dann, dass er es wieder tun wird. Ich werde alles versuchen, um zu helfen,
das zu verhindern.«
    »Meinen Sie wirklich?«
    Tony seufzte. »Wenn sie erst
mal auf den Geschmack gekommen sind, brauchen solche Kerle den Kick.«
    »Aber als wir darüber
sprachen, dass er die Leiche so schnell ablegte, nahmen wir doch an, er hätte
das vielleicht getan, weil ihn das Bewusstsein, sie wirklich getötet zu haben,
durchdrehen ließ?« Ambrose lehnte sich an den Wagen, die Arme vor der Brust
verschränkt; seine Körpersprache drückte die Weigerung aus zu akzeptieren,
dass sie noch am Anfang standen. »Das war Ihre Idee, Alvin. Und es war ein
guter Gedanke, weil er das erklärt, was wir an Beweismaterial haben. Aber meine
Erfahrung sagt mir, dass es nicht so funktioniert. Selbst wenn es ihn hätte
durchdrehen lassen, wird er es doch wieder tun wollen. Nur wird er versuchen,
es diesmal besser zu machen. Wir müssen also gegen die Zeit arbeiten.« Ambrose
schien angewidert. »Ich sag Ihnen was. Da bin ich froh, dass ich in meinem Kopf
lebe und nicht in Ihrem. Ich würde nicht wollen, dass all dieses Zeug da drin
rumschwirrt.«
    Tony zuckte mit den Achseln.
»Sie kennen ja den Spruch: Man soll herausfinden, was man am besten kann, und
dann dabei bleiben.«
    Ambrose stieß sich vom Wagen
ab und streckte die Hand aus. »Es war eine interessante Erfahrung, mit Ihnen zu
arbeiten. Ich kann nicht sagen, dass mir alles dabei Spaß gemacht hat, aber ich
finde es sehr spannend, was Sie über den Mörder zu sagen haben. Ich bin
fasziniert von der Aussicht, mit meinem ersten Profil zu arbeiten.«
    Tony lächelte. »Ich hoffe, es
wird Sie nicht enttäuschen. Sie haben mich nicht gerade bei einer
Spitzenleistung sozialer Kompetenz erlebt, das stimmt schon. Aber wenn ich
ehrlich bin, sollte ich Ihnen sagen, dass das Leben in meinem Umkreis wirklich
oft bizarr ist.« Er zeigte auf sein Bein. »Sie haben vielleicht mein Hinken
bemerkt, zum Beispiel. Das war tatsächlich ein Verrückter mit einer Axt. Ich
saß nichtsahnend in meinem Büro und las einen Schriftsatz vom Bewährungsausschuss,
und plötzlich steht mir ein Mann mit einer Feueraxt gegenüber, der meinte, er
müsse Seelen für Gott sammeln.« Sein Gesichtsausdruck war etwas gequält. »Meine
Kollegen scheinen diese extremen Situationen zu umgehen. Ich schaffe das
irgendwie nicht.«
    Ambrose sah aus, als sei ihm
dabei nicht ganz wohl, und er entfernte sich in Richtung seines Wagens. »Wir
sprechen uns«, sagte er.
    Tony winkte ihm zu und warf
dann seine Tasche in sein Auto. Er war nicht ganz ehrlich gewesen gegenüber
Ambrose. Er würde in ein Lokal gehen, aber das war nicht sein vordringliches
Ziel.
    Er hatte mehr als einen
Schlüssel von Blythes Anwalt bekommen. Über Boote wusste er absolut nichts,
aber anscheinend war er jetzt der Besitzer eines fünfzig Fuß langen Kanalboots,
das Steeler hieß und
an einem eigenen Ankerplatz in der Diglis-Marina lag. »Früher war dort das
Diglis-Kanalbecken«, hatte der Anwalt ärgerlich gesagt. »Mit Lagerhäusern und
der Royal-Worcester-Porzellanmanufaktur. Jetzt gibt es Wohnungen am Wasser und
kleine Manufakturen und Betriebe. Das Rad der Zeit und so weiter. Von dem, wie
es damals war, sind nur noch das kleine Haus des Schleusenwärters und

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