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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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haben ja alle begrenzte Mittel.
Und alle wissen, was eine Morduntersuchung kostet. Ich hätte eher vermutet,
dass Sie heilfroh wären, den Fall los zu sein.«
    »Wir machen es anders als Sie.
Wir versuchen nicht, unsere Fälle bei der ersten Gelegenheit abzustoßen, die
sich uns bietet. Wir wissen alle über Sie und Ihre Sondereinsatzgruppe in
Bradfield Bescheid. Immer hinter den Lorbeeren her, wie man hört. Ihr liegt
gleichauf mit den Polizisten, die Terroristen jagen, habt euch die
Schlagzeilen zu dem Bombenanschlag in Bradfield gesichert. Also, wenn es
Lorbeeren für diesen Fall gibt, dann werden sie geteilt. Wenn Sie Glück haben.«
Franklin drehte sich auf dem Absatz um und ging zu seinen eigenen Mitarbeitern
zurück. Köpfe wurden zusammengesteckt, und das leise Gemurmel einer
unverständlichen Unterhaltung drang zu ihnen herüber.
    »Na, das lief ja prima«, sagte
Carol grimmig. »Erinnere mich, dass ich meine diplomatischen Fähigkeiten
nochmals überdenken sollte.«
    »Wie wollen Sie vorgehen?«
    »Du bleibst hier. Die anderen
werden bald da sein. Halt die Augen auf, versuche auf Tuchfühlung zu gehen.
Sorge dafür, dass wir auf dem Laufenden sind. Ich fahre zurück, um mit dem
Chief Constable zu sprechen, ob er die Sache richten kann, damit wir nicht die
ganze Woche mit unsinnigen Streitereien über Zuständigkeiten zubringen.« Sie
drehte sich um, schaute zu Seth und empfand Verzweiflung. »Diese armen Frauen«,
seufzte sie. »Sieh zu, dass du mitgehst oder Paula, um es den Eltern zu sagen.
Wenn das in die Nachrichten kommt, werden sie belagert werden. Sie brauchen
alle Hilfe, die wir ihnen bieten können.«
    »Ich kümmere mich darum.«
    Carol ließ den Blick übers
Moor schweifen. »Wir müssen dem ein Ende machen. Wir müssen die Jugendlichen
warnen und diesen Bastard festnehmen, bevor er es wieder tut.« Und sie dachte
das Ungesagte, was nicht ausgesprochen werden durfte. Ich wünschte, Tony wäre hier.
     
    Der Himmel war bewölkt, eine
Ahnung von Regen lag in der Luft. Aber Claire Darsie wollte lieber im Freien
sein. Ambrose hatte ihr Tony vorgestellt und war dann gegangen. Tony war
beeindruckt von der Behutsamkeit des Polizisten. Je mehr er von Ambrose
mitbekam, desto mehr mochte er ihn. Allerdings vermutete er, dass das Gefühl
nicht auf Gegenseitigkeit beruhte - nach dem Fiasko am Morgen. Claire führte
ihn aus dem Schulgebäude hinaus. »Wir können auf den Sportplätzen herumlaufen«,
schlug sie vor. »Und es gibt so eine Art Pavillon, da können wir uns
reinsetzen, wenn Sie möchten.« Sie versuchte offensichtlich, unbekümmert zu
wirken, aber sie hatte eine Empfindlichkeit an sich, die einen merken ließ,
dass ihre Distanziertheit nur oberflächlich war. Bei dem raschen Gang über
einen Kiespfad gab sie das Tempo vor. Im Sommer würde er im dichten Schatten
der großen Bäume liegen, die am Zaun des Spielfelds standen. Aber heute war es
hell genug, dass die Anspannung auf Claires Gesicht zu erkennen war. Tony
achtete darauf, einen angemessenen Abstand zwischen ihnen zu halten. Sie
sollte sich sicher fühlen, und der erste Schritt dazu war, dass er ihr ihren
Raum ließ. »Du und Jennifer, seid ihr schon lange befreundet?« Halt dich ans
Präsens, vermeide es, ihr die Endgültigkeit ausdrücklich vor Augen zu führen.
    »Seit der Grundschule«,
antwortete Claire. »Am ersten Tag fiel ich auf dem Spielplatz hin und schlug
mir das Knie auf. Jen hatte ein Taschentuch dabei und gab es mir.« Sie hob eine
Schulter zu einem schwachen Achselzucken. »Aber auch wenn das nicht passiert
wäre, hätte ich sie gern zur Freundin gehabt.«
    »Warum?«
    »Weil sie ein netter Mensch
war. Ich weiß, die Leute sagen, man sollte nicht schlecht von den Toten
sprechen, aber bei Jen ist das nicht der Grund. Die Leute haben schon immer
Gutes über sie gesagt. Sie war lieb, wissen Sie? Sie hatte einfach nichts Böses
an sich. Selbst wenn jemand sie ärgerte, betrachtete sie schließlich die Dinge
von seinem Standpunkt aus und ließ ihn in Ruhe.« Claire machte ein Geräusch,
das vielleicht Abscheu ausdrückte. »Nicht wie ich. Wenn Leute mich ärgern,
dann nehme ich mir vor, mich zu rächen. Ich weiß nicht, warum Jen es mit mir
aushält, wissen Sie?« Ihre Stimme zitterte, und sie drückte das Kinn nach
unten an den Hals. Sie beschleunigte ihre Schritte. Er ließ sie gehen und holte
sie auf den Stufen des Holzhäuschens am Ende des Hockeyplatzes wieder ein.

Sie gingen hinein und setzten
sich einander gegenüber.

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