McDermid, Val
glauben
Sie mir.« Das tat Sam. »Und Sie haben keine Ahnung, wann genau er wegging?«
Mit bedauerndem
Gesichtsausdruck schüttelte Carson den Kopf. »Nein. Die Schlüssel lagen auf dem
Tisch, steht hier. Aber nichts, was uns sagen würde, wie lang sie schon da lagen.«
Es sah eindeutig nach einer
Sackgasse aus. Harry Sim war weggegangen, aber niemand wusste, wann oder wohin
oder warum. Sam wusste, wo er schließlich geendet, aber nicht, wo er begonnen
hatte. Es gab noch eine letzte Frage, mit der er es probieren konnte. »Als er
den Pachtvertrag unterschrieb, haben Sie ihn da nach Referenzen gefragt?« Carson
nickte stolz. »Natürlich.« Er zog das unterste Blatt aus der Mappe heraus.
»Zwei Referenzen. Eine von der Bank und eine von seiner früheren Chefin, einer Mrs.
Danuta Barnes.«
Carol war erleichtert, denn
Blake war fast sofort zu sprechen. Es überraschte sie, ihn in seiner
Ausgehuniform hinter dem Schreibtisch zu finden. Sie hatte sich daran gewöhnt,
dass John Brandon die volle Montur nur trug, wenn es absolut nötig war, denn
er zog bei weitem den bequemeren Anzug vor.
Blake wollte offenbar
sichergehen, dass niemand im Raum vergaß, wie wichtig er war.
Er wies auf einen Stuhl, legte
die Fingerspitzen beider Hände aneinander und stützte sein Kinn darauf. »Was
führt Sie zu mir, Chief Inspector?«
Carol unterdrückte den
kindischen Impuls zu sagen: »Meine zwei Beine.« Stattdessen antwortete sie:
»Sie müssen sich in unserem Interesse in West Yorkshire einschalten.« Sie
fasste die Situation klar und prägnant zusammen. »Es geht um eine
Morduntersuchung, Sir. Ich habe keine Zeit, mich auf alberne Spielchen mit
meinem Gegenüber einzulassen. Wir dürfen nicht noch mehr Zeit verschwenden.«
»Genau. Sie sollten sich
freuen, es an uns abzugeben. Sie werden Geld sparen, und wenn wir Erfolg
haben, werden sie zweifellos mindestens das halbe Verdienst für sich beanspruchen.
Überlassen Sie es mir, Chief Inspector. Ich werde das erledigen.«
Carol war angenehm überrascht,
dass Blake keinen großen Aufstand machte. Und dass er so bereitwillig ihre
Partei ergriff. Andererseits mochte es später wirkliche Anerkennung dafür
geben, was einem Mann mit seinen ehrgeizigen Bestrebungen, von denen man
ausgehen musste, gerade recht käme. »Danke«, meinte sie und war schon dabei
aufzustehen. Aber Blake gab ihr ein Zeichen, sie solle sich wieder setzen.
»Nicht so eilig«, sagte er. »Diese beiden Morde hängen also Ihrer fachkundigen
Meinung nach auf jeden Fall zusammen?«
Sie fühlte eine gewisse
Beklemmung. Was hatte er vor? »Ich glaube, da gibt es kaum Raum für Zweifel.
Gleicher Modus Operandi, ähnliche Opfer, die gleiche Art von Ort, an dem die
Leiche abgelegt wurde. Es scheint ziemlich klar, dass Seth Viner online
kontaktiert wurde, und man hat uns gesagt, etwas Ähnliches war auch bei Daniel
Morrison geschehen. Wir waren vorsichtig und haben keine Einzelheiten darüber
herausgegeben, was mit Daniel passiert ist, wir können also einen Nachahmer
ausschließen. Ich sehe nicht, wie es jemand anderer sein kann als derselbe
Mörder.«
Er warf ihr ein kurzes,
angespanntes Lächeln zu, das seine Wangen zu zwei Holzäpfelchen zusammenzog.
»Ich vertraue auf Ihr Urteil«, versicherte er. »Und da wir schon so weit sind,
sollten Sie jetzt einen Profiler hinzuziehen.«
Carol bemühte sich um Fassung.
»Sie haben mir erklärt, dass mein Budget dafür nicht ausreiche«, entgegnete sie
kurz und bündig.
»Ich sagte Ihnen, dass Ihr
Budget nicht für Dr. Hill ausreicht«, erwiderte Blake und schaffte es, Tonys
Namen mit Geringschätzung zu befrachten. »Wir können die Profiler von der
Nationalen Fakultät in Anspruch nehmen. Wenn ich mich mit West Yorkshire befasst
habe, werde ich es in die Wege leiten.«
»Ich kann das selbst
übernehmen, Sir«, bot Carol an, die hastig versuchte, einen Teil der Kontrolle
wieder an sich zu reißen. »Sie sollten nicht Ihre Zeit mit solchen Formalitäten
verschwenden.«
Diesmal hatte Blakes Lächeln
einen Anflug von Grausamkeit. »Ich helfe gern«, erklärte er. »Sie müssen sich
schon mit zwei Morden herumschlagen. Ich weiß, wie leicht einem die Dinge durch
die Lappen gehen können, wenn man so beschäftigt ist.«
Der Dreckskerl wollte
andeuten, dass sie vorsätzlich einen Befehl übergehen würde. Wut kochte unter
ihrer höflichen Fassade. »Ich danke Ihnen, Sir.« Sie schaffte es nicht, sein Lächeln
zu erwidern.
»Sie werden staunen, wie gut
Sie ohne Dr. Hill
Weitere Kostenlose Bücher