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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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wiedergutmachen, aber ich hoffe, du kannst das, was ich dir
hinterlassen habe, so nutzen, dass es dir Freude macht. Ich will mich dir erklären,
aber ich weiß, dass du mir nichts schuldest und vielleicht meine
Rechtfertigung nicht hören magst. Lange wusste ich nicht, dass es dich gab.
Bitte, glaube mir das. Ich habe nie beabsichtigt, dich zu verlassen. Aber seit
ich herausgefunden habe, dass es dich gibt, habe ich deine Fortschritte mit
einem Stolz verfolgt, zu dem ich kein Recht habe, das ist mir klar. Du bist ein
kluger Mann, das weiß ich. Also überlasse ich dir die Entscheidung, ob du hören
willst, was ich zu sagen habe. Wie immer du dich entscheidest, bitte glaube
mir, es tut mir aufrichtig leid, dass du ohne Vater aufgewachsen bist, der dir
im Leben helfen und dich unterstützen konnte. Ich wünsche dir für die Zukunft
viel Glück und alles Gute.
    Dein (Edmund) Arthur Blythe
     
    Trotz seines festen Vorsatzes,
nicht gerührt zu sein, schnürte ihm die Bewegung die Kehle zu. Tony schluckte
mühsam, die schlichte Ehrlichkeit von Arthurs Brief hatte ihn getroffen. Sie
war viel mehr, als er erwartet hatte, und vielleicht auch mehr, als er ertragen
konnte. Zumindest im Augenblick. Tony las den Brief noch einmal Zeile für
Zeile, spürte, wie schwerwiegend diese Worte waren, und stellte sich vor, wie
Arthur ihn aufgesetzt hatte. Wie viele Entwürfe hatte er gebraucht? Seine
sorgfältigen Ingenieurshände strichen den ersten, zweiten und dritten Entwurf
aus; er versuchte, den richtigen Ton zu treffen, vergewisserte sich, dass er
genau das sagte, was er meinte, und keinen Spielraum für Missverständnisse
ließ. Tony sah ihn vor sich in dem Haus, am Schreibtisch in seinem
Arbeitszimmer, wo die Lampe einen Lichtkegel über seine schreibende Hand warf.
Plötzlich fiel ihm ein, dass er gar keine klare Vorstellung von Arthurs
Aussehen hatte. Im Haus hingen keine Fotos, nichts, das zeigen konnte, ob Vater
und Sohn sich ähnelten. Es musste welche geben; er nahm sich vor, nächstes Mal,
wenn er in dem Haus war, nachzusehen. Nächstes Mal. Sobald Tony dieser Gedanke durch den Kopf ging,
begriff er, wie bedeutsam er war. Es würde also ein nächstes Mal geben. Etwas
in ihm hatte sich in den letzten vierundzwanzig Stunden bewegt. Wo er vorher
den Abstand zwischen sich und Arthur hatte aufrechterhalten wollen, wünschte er
sich jetzt eine Verbindung. Er wusste noch nicht, welche Form sie annehmen
würde. Aber wenn er so weit war, würde er es wissen.
    Allerdings war ihm klar, dass
er jetzt noch nicht bereit war für Arthurs Botschaft. Vielleicht würde er nie
bereit sein. Jedenfalls hatte er jetzt seine Arbeit zu erledigen. Sie war
wichtiger als sein Gemütszustand. Er wandte sich wieder seinem Laptop zu und
begann zu tippen.
    »Der Mörder ist wahrscheinlich
weißer Hautfarbe«, schrieb er. Fast ausnahmslos blieb diese Art von Mörder
innerhalb der eigenen ethnischen Gruppe. »Er ist zwischen fünfundzwanzig und
vierzig.« Fünfundzwanzig, weil ein gewisses Maß an Reife erforderlich war, um
sich mit solch ausführlichen Plänen zu beschäftigen und an dem Vorhaben
festzuhal ten,
wenn es ans Töten ging. Und vierzig, weil es den Regeln der Wahrscheinlichkeit
entsprach, dass er bis zu diesem Alter entweder erwischt, getötet oder
besonnener geworden war.
     
    Er ist kein Lkw-Fahrer;
mehrere der Orte, an denen er öffentlich zugängliche Rechner genutzt hat,
eignen sich nicht, um dort einen Lastwagen zu parken, zum Beispiel der
Flughafen von Manchester und das Einkaufszentrum in Telford. Aber er hat
sicher ein eigenes Fahrzeug. Er würde es nicht riskieren, Spuren in einem Auto
zu hinterlassen, das im Besitz eines Dritten ist. Wahrscheinlich ist es ein
recht großer Wagen, vielleicht ein Modell mit Hecktüren. Ich glaube nicht, dass
er beruflich Auto fährt, obwohl diese Hypothese ihre Vorteile hätte. Sie würde
auf jeden Fall seine Fahrten kreuz und quer über das Autobahnnetz erklären.
Allerdings bezweifle ich, dass er bei den straffen Zeitplänen professioneller
Fahrer die Flexibilität oder die freie Zeit gehabt hätte, Jennifer eine Falle
zu stellen und sie dann zu entführen. Er hat wahrscheinlich ein
Universitätsstudium hinter sich. Seine Kenntnisse der Computertechnologie und
seine Vertrautheit mit ihren Möglichkeiten weisen auf ein hohes Fachkönnen auf
diesem Gebiet hin. Ich glaube, er ist ein Fachmann der Informations- und Kommunikationstechnologie,
wahrscheinlich selbständig. Die IT-Branche ist eine lockere

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