McDermid, Val
das Anchor
Inn da. Das wird Ihnen gefallen. Es ist eine richtig altmodische Kneipe. Arthur
war dort Stammgast. Da gibt es eine traditionelle Holzkegelbahn im Stil von Worcestershire.
Er war Mitglied in einer der Ligamannschaften. Gehen Sie ruhig mal rein und
stellen sich vor. Man wird sich freuen, Sie zu sehen.«
Er würde sich die Kneipe für
einen anderen Tag aufheben, dachte er, als er den Stadtplan betrachtete und den
Weg zur Marina ausknobelte. Heute wollte er es sich in einem Winkel von Blythes
Boot gemütlich machen und sein Profil schreiben. Vielleicht auf dem Boot
herumstöbern und sehen, ob Arthur dort Hinweise für ihn versteckt hatte. Er
stellte den Wagen so nah wie möglich an den Liegeplätzen ab und schlenderte
dann zehn Minuten umher und suchte das Boot. Schließlich fand er es, versteckt
am hinteren Ende einer Reihe ähnlicher Schiffe. Die Steeler war traditionell in leuchtendem
Grün und Rot gestrichen, der Name hob sich in fließender gold-schwarzer Schrift
ab. Vier Solarkollektoren waren auf dem Dach befestigt, ein Beweis für Blythes
Ein fallsreichtum.
Die Energiezufuhr würde also kein Problem sein, wenn er nur herausbekam, wie
das Ding funktionierte. Tony kletterte an Bord, und seine Schritte hallten auf
dem metallenen Deck. Die Einstiegsluke war mit zwei starken Hängeschlössern
gesichert, deren Schlüssel der Anwalt ihm gut gelaunt ausgehändigt hatte.
»Schön zu wissen, dass sich jemand richtig um das Boot kümmern wird«, hatte er
gesagt. »Ein wunderbares Exemplar dieses Bootstyps. Arthur war ein treuer
Anhänger aller Bootsregatten in den Midlands. Er trieb sich sehr gern auf dem
Wasser herum.« Das war offensichtlich etwas, das sich nicht über die Gene
übertrug. Tony hatte keinerlei Vorliebe für Wasser oder Schiffe. Er rechnete
nicht damit, die Steeler lange zu behalten, aber jetzt war er schon so weit gegangen, da wollte
er auch erfahren, wie Arthur mit seiner anderen Umgebung umgegangen war. Die
Luke glitt leicht zurück, und Tony konnte die Doppeltür öffnen, die nach unten
führte. Er stieg vorsichtig die hohen Stufen hinunter und fand sich in einer
kompakten Bordküche wieder, die Mikrowelle, Wasserkocher und Herd enthielt.
Als er sich weiter vortastete, kam er in den Salon. Eine Lederbank mit
Zierknöpfen und dazugehörigem Tisch schmiegte sich an die Kajütenwand. Auf der
anderen Seite befand sich ein großer Lederdrehstuhl, auf dem man entweder dem
Tisch oder dem Fernseher und dem DVD-Spieler gegenübersitzen konnte. In einer
Ecke stand ein gedrungener Holzofen. Überall gab es raffinierte kleine Schränke
und Regale, die jeden Zentimeter maximal ausnutzten. Eine Tür am Ende führte
in eine Kabine mit einem Doppelbett und einem Kleiderschrank. Durch die letzte
Tür erreichte er ein kleines Badezimmer mit Toilette, Waschbecken und
Duschkabine, alles weiß gefliest und chromglänzend. Zu seinem Erstaunen roch es
frisch und sauber.
Er kehrte in den Salon zurück.
Was er erwartet hatte, wusste er nicht genau, aber jedenfalls nicht diese steife
Funktionalität. Hier gab es nichts Persönliches. Alles war so reglementiert,
so akkurat und ordentlich. Die Wirkung, die das Haus auf ihn gehabt hatte, war
hier gar nicht zu spüren. Irgendwie war er erleichtert. Hier würde ihn nichts
von dem Profil ablenken, das er schreiben musste. Und es gab nichts, was ihn
abhalten würde, das Boot zu gegebener Zeit zu verkaufen. Obwohl er im
Allgemeinen zwei linke Hände hatte, fand Tony es ziemlich einfach, den Strom
einzuschalten. Bald leuchteten die Lampen, und er hatte Elektrizität für seinen
Laptop. Keine Frage, das war ein großartiges kleines Büro. Es fehlte nur die
W-LAN-Anbindung. Einen verrückten Moment überlegte er, ob er das Boot durch
das Kanalnetz nach Bradfield lenken und es dort als Büro nutzen sollte. Aber
dann fielen ihm seine Bücher ein, und er begriff, wie unmöglich es war. Ganz
zu schweigen davon, dass so etwas Leute wie Alvin Ambrose zur Flucht
veranlassen würde. Überdies war der Gedanke daran, wie viele Dinge zwischen
Worcester und Bradfield schiefgehen konnten, ein regelrechter Horror. Er würde
sich mit einem Nachmittag begnügen, den er hier mit Arbeit verbrachte, und dann
das Boot einem Makler überlassen. Ob es Makler für Kanalboote gab? Oder lief
das eher über ein informelles Netzwerk, wo man beim Kegeln Geschäfte
abschloss?
»Nimm dich zusammen«, ermahnte
Tony sich laut und fuhr den Laptop hoch. Er begann mit seinen einleitenden,
immer gleich
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