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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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in einer
diskreten Klinik genoss. Aber natürlich konnten sie ihn nicht wieder in die
Bank aufnehmen. Man kann mit dem Geld der Kunden kein Risiko eingehen.« Diesmal
klang das Lachen bitter. »Das klingt verdammt hohl in der heutigen Finanzwelt,
oder? Aber so dachte man damals bei Corton.«
    »Was ist danach mit Harry
geschehen?« Sie zuckte mit den Achseln. »Ich weiß es nicht. Ich habe einmal
die Unterlagen zu seiner Abfindung aufgerufen, deshalb weiß ich, dass er ein
Jahresgehalt bekam. Und er hatte bestimmt einen eigenen Wertpapierbestand.
Geld konnte also nicht das Problem sein. Eine Zeitlang jedenfalls nicht. Danuta
besuchte ihn in der Klinik.« Angela runzelte die Stirn und rieb sich die
Nasenwurzel. »Ich erinnere mich undeutlich daran, dass sie sagte, er wolle
sein Haus verkaufen und wegziehen«, berichtete sie langsam. »Aber ich hörte
nicht richtig zu. Über Harry machte ich mir wenig Gedanken, ehrlich gesagt.«
    »Es klingt, als sei es bei
Danuta anders gewesen.« Sie schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht. Er tat ihr
leid, das ist alles. Sie war immer viel menschlicher als ich.« Eine sachliche
Feststellung ohne den Nachdruck, mit dem man eine Freundin zu schützen
versucht.
    »Gibt es die Möglichkeit, dass
sie eine Affäre hatten?« Angelas Reaktion war echt und natürlich. Sie warf den
Kopf zurück und brach in schallendes Gelächter aus. »Um Himmels willen«,
brachte sie immer noch lachend hervor. »Abgesehen von der Tatsache, dass Harry
die emotionale Intelligenz einer Nacktschnecke hatte, haben Sie offensichtlich
kein Foto von ihm gesehen. Glauben Sie mir, Danuta war mehrere Stu fen über seiner Liga. Nein,
Mr. Evans. Niemand, der Danuta kannte, konnte das auch nur eine Sekunde
glauben.« Sie schluckte und fasste sich. »Ich weiß nicht, wer Sie auf diese
Idee gebracht hat, aber da sind Sie auf dem Holzweg.« Dann war sie plötzlich
wieder nüchtern und ernst. »Ich hatte so gehofft, dass Sie mir Neuigkeiten
bringen. Selbst eine schlechte Nachricht wäre besser gewesen als die
Unsicherheit, glauben Sie mir. Ich denke immer noch an sie.« Sie seufzte. »Ich
hatte so sehr gehofft, dass jemand endlich diesen Mistkerl Nigel Barnes
überführen würde.« Ein scharfer Blick zu Sam hinüber. »Er hat sie umgebracht,
müssen Sie wissen. Ich habe das keine Minute bezweifelt.«
    »Was macht Sie da so sicher?«
    »Er war schon immer
rücksichtslos. Was Geschäftliches anging, hatte er einem das Genick gebrochen,
bevor man dazu kam, ihm eins auszuwischen. Danuta war seine Vorzeigefrau. Klug,
schön und nicht ganz so erfolgreich wie er. Aber nachdem das Baby zur Welt
gekommen war, wurde alles anders. Sie beschloss, nicht mehr zu arbeiten. Sie
wollte nur noch Mutter sein. Nicht Ehefrau und Mutter, nur Mutter. Sie war
total auf ihr Kind fixiert.« Angela Forsythe sah etwas verlegen drein. »Um
ehrlich zu sein, ich fand die ganze Sache ziemlich nervtötend. Ich hoffte, dass
sich der Reiz des Neuen verlieren und sie wieder Spaß haben wollte wie die alte
Danuta. Ich dachte immer schon, dass Nigel keine Konkurrenz ertragen konnte.
Also mussten sie verschwinden.«
    »Er hätte sich doch einfach
scheiden lassen können?«
    »Geld und der Ruf«, meinte
Angela. »Nigel hätte sich weder vom einen noch vom anderen trennen wollen.«
    »Er hätte viel mehr verloren,
wenn er sie getötet hätte und dabei erwischt worden wäre.«
    Angela Forsythe warf ihm einen
langen, ruhigen Blick zu. »Aber er ist nicht erwischt worden, oder?«
     
    27
     
    Tim Parker war noch nie in Bradfield
gewesen. Er wusste nur, dass es dort eine Mannschaft gab, die in der Premier League
spielte, aber gewöhnlich irgendwo in der Mitte der Tabelle dümpelte. Als er
seine Erinnerung an den Geschichtsunterricht in der Schule durchging, fiel ihm
ein, dass die Stadt im neunzehnten Jahrhundert mit Textilien reich geworden
war, allerdings konnte er sich nicht erinnern, ob es um Baumwolle oder
Schafwolle ging. Oder um etwas ganz anderes. Hatte es im neunzehnten
Jahrhundert etwas anderes gegeben? Leinen, nahm er an. Na ja, wie auch immer.
Genau genommen war Tim Detective Sergeant, aber er betrachtete sich gern als
jemand, dessen Fähigkeiten weit über das hinausgingen, was der Dienstgrad
verlangte. Er war Jahrgangsbester in Philosophie, Politik und Wirtschaft am
Jesus-College in Oxford gewesen und hatte dann den verkürzten Studiengang der
Metropolitan Police im Eilschritt hinter sich gebracht. Auf Streife zu gehen
hatte er nie erstrebenswert

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