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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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dass Sie an
gar nichts gewöhnt sind«, unterbrach ihn Carol. »Ich bin sicher, Sie haben
sich über uns erkundigt, bevor Sie hier heraufgekommen sind, Tim. Das habe ich
nämlich auch getan. Und ich weiß, dass dies Ihr erster praktischer Einsatz ist.«
    »Das heißt aber nicht ...«
    »Nein, das heißt nicht, dass
Sie uns nicht wertvolle Erkenntnisse bieten können. Aber Sie sind hier zu
unseren Bedingungen, nicht zu Ihren. Ich schmeiß den Laden hier, nicht Sie.
Haben wir uns verstanden?«
    Er fühlte sich hilflos wie ein
Zehnjähriger, der von seiner Mutter zusammengestaucht wurde. Was wirklich
unfair war, denn diese Frau war auf jeden Fall nicht alt genug, um seine Mutter
zu sein.
    »Ja, Ma'am«, sagte er. Sogar
für ihn selbst hörte es sich unaufrichtig an.
    »Wann werden Sie also etwas
für mich haben?«
    »Da ich schon die Möglichkeit
hatte, einen großen Teil des ermittlungstechnischen Materials zu verarbeiten,
dürfte ich noch heute einen vorläufigen Bericht erstellen können.« Jetzt
bewegte er sich auf vertrautem Terrain und fühlte, wie seine Zuversicht seinen Ärger
besiegte.
    »Sagen wir, um fünf Uhr hier,
außer wenn Sie etwas anderes hören. Sam, besorge Tim einen Fahrer. Wo wollen
Sie arbeiten? Wir haben Ihnen ein Hotelzimmer gebucht. Sie können dort
arbeiten, oder wir können Ihnen irgendwo im Gebäude hier einen Schreibtisch
suchen. Wie Sie wollen.« Daran hatte er überhaupt nicht gedacht. Er hatte
vermutet, dass er hier sein würde, im Mittelpunkt der Ermittlungen. »Wie wär's
mit hier?«
    Carol schien überrascht.
»Sicher. Ich wüsste nicht, warum nicht. Ich dachte nur, Sie würden lieber ...
Es gibt zwei freie Tische. Ich sehe Sie dann später.«
    Sie wandte sich schon wieder
ihrem Monitor zu, bevor er und Sam den Raum verlassen hatten. »Sie schien
überrascht, dass ich hier arbeiten möchte«, sagte Tim und folgte Sam zu einem
Schreibtisch in der hintersten Ecke des Raums. »Der Profiler, mit dem wir
gewöhnlich zusammenarbeiten, schreibt seine Profile immer in seinem eigenen
Büro«, erwiderte Sam, ohne zu überlegen. »Er kann hier drin nicht denken,
sagt er. Zu chaotisch.«
    »Mit wem arbeiten Sie
gewöhnlich?«, fragte Tim. »Dr. Hill. Tony Hill.«
    Der komische Kerl, der meinte,
Tim brauchte mehr Einfühlungsvermögen. »Ich kenne ihn«, sagte er. »Klasse
Typ«, lobte Sam. »Er war immer ein wirklicher Gewinn für das Team.«
    Wenn er so klasse war, wieso
hatten sie dann einem Neuling den Vorzug gegeben? Offensichtlich hatte Dr. Hill
irgendwie Mist gebaut und war schließlich rausgeschmissen worden. »Ich werde
mein Bestes tun, in seine Fußstapfen zu treten«, versicherte er.
    Auf Sams Gesicht erschien ein
Grinsen, das tiefe Falten um seinen Mund warf. »Von allem anderen abgesehen
sind Sie ungefähr fünfunddreißig Zentimeter größer als Tony. Sie würden in
seinen Schuhen und seinen Fußstapfen verdammt albern aussehen. Machen Sie es
sich hier gemütlich, ich besorge Ihnen einen Begleiter.« Er ging zu einem der
anderen Tische hinüber und nahm den Telefonhörer auf. Tim holte den
Schreibblock heraus, auf dem er sich schon Notizen zu seinem Profil gemacht
hatte. Bis jetzt war nichts wirklich so gelaufen, wie er es erwartet hatte.
Jetzt musste er dem Teil der Ermittlungen, bei dem er Wirkung zeigen konnte,
seinen Stempel aufdrücken. Carol Jordan hatte deutlich gemacht, dass er nicht
sehr nicht oben auf ihrer Liste derer stand, denen sie Respekt entgegenbrachte.
Aber wenn jemand ihnen helfen konnte, diesen Fall zu lösen, dann war es Tim
Parker. Es war an der Zeit, DCI Ma'am zu zeigen, dass er jemand war, den man
ernst nehmen sollte.
     
    Tony gähnte auf dem Weg zur
Küche hinunter. Das Haus in Worcester tat eindeutig seine Wirkung nur, wenn er
tatsächlich dort war. Es war schon fast ein Uhr gewesen, als er Bradfield
erreicht hatte, aber nicht einmal die lange Fahrt oder die späte Stunde hatten
ausgereicht, ihm zu dem tiefen und ruhigen Schlaf der vorigen Nacht zu
verhelfen. Er setzte Kaffee auf und nahm am Küchentisch Platz. Zuoberst auf
seinem üblichen Kram lag das kleine Diktiergerät aus Chrom, das er vom
Kanalboot mitgebracht hatte. Oft schon hatte er es in die Hand genommen und
wieder beiseitegelegt. Er hatte nachgesehen, was drauf war - eine Audiodatei
-, aber nicht versucht, sie sich anzuhören.
    Der andere Neuzugang zu dem
Stapel war ein großer brauner Umschlag. Sein Inhalt war das, was er nach einer
Suche in Arthur Blythes Schreibtisch mitgenommen hatte. Tony

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