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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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gefunden. Denn er wusste, dass er dafür zu
gescheit war. Sein Ziel war immer der coole Teil des Berufs gewesen, nämlich
auf die eine oder andere Art im Nachrichtendienst zu arbeiten. Es war ihm
ziemlich egal, ob es NCIS, SOCA oder Europol war. Solange es eine
Herausforderung darstellte und ihm das Gefühl gab, einer der wenigen zu sein,
die wirklich aus der Menge herausragten. Irgendwie war er als Quereinsteiger in die
Profilerausbildung der Nationalen Polizeihochschule geraten und fand, dass er
ein Talent dafür hatte. Er hatte seine Kurse zügig durchlaufen und die meisten
seiner Dozenten beeindruckt. Na gut, die Theoretiker jedenfalls. Die klinischen
Psychologen, die tatsächlich in einer psychiatrischen Anstalt zur
Sicherheitsverwahrung arbeiteten, waren nicht ganz so begeistert. Besonders
dieser komische kleine Scheißer vom Planeten Nebuloso, der über chaotische
Innenwelten sprach und über die Fähigkeit, als normaler Mensch durchzugehen.
Als ob das wissenschaftlicher Exaktheit standhielte. Jetzt war er mehr als
bereit für den realen Einsatz. Nur schade, dass es an einem Samstag losgehen
musste. Er und seine Freundin hatten Karten für ein Heimspiel von Chelsea gegen
Villa. Ein paar..ihrer Freunde wollten sich vor dem Spiel zum Lunch treffen und
danach noch abends ausgehen. Aber stattdessen war er jetzt unterwegs nach Bradfield.
Susanne war enttäuscht, würde aber darüber wegkommen. Als er wegfuhr, hatte sie
schon verabredet, dass ihre Freundin Melissa seine Karte bekäme.
    Der Zug fuhr jetzt durch
einige ziemlich eintönige Vororte. Graue Sozialwohnungen, Reihenhäuser aus rotem
Backstein, die sich über die Hügel hinauf und hinab zogen, genau wie man es
immer in Fernsehfilmen aus dem Norden sah. Er war einmal zu einem
Junggesellenabschied in Leeds gewesen und erinnerte sich dunkel an etwas
Ähnliches. Sie überquerten ein Kanalbecken, dann kam nach einer Kurve plötzlich
der große Bogen des Bradfielder Hauptbahnhofs aus Stahl und Glas in Sicht. Tim
musste zugeben, dass das eindrucksvoll war. Er hoffte, das Team, mit dem er
arbeiten sollte, würde dementsprechend sein.
    Tim hatte von dem
Sondereinsatzteam gehört. Carol Jordan hatte den Ruf, dass sie Fälle löste,
die, wäre sie bei der Metro politan Police gewesen, ihr den Status als Legende
gesichert hätten. Aber Bradfield und der Nachteil, eine Frau zu sein, hatten
sie auf die Ebene einer Kollegin verwiesen, der man Respekt zollte. Allerdings
hatten ihn die Mitteilungen zu dem Fall, die ihm über Nacht per E-Mail
zugeschickt worden waren, nicht sonderlich beeindruckt. Wenn man alle
belanglosen Nebensachen wegließ, die von Freunden und Familie geäußert wurden,
war wirklich nicht viel an Substanz da. Kein Wunder, dass sie Hilfe brauchten.
    Er stieg aus dem Wagon der
ersten Klasse, auf der er bestanden hatte, damit er seine Unterlagen ungestört
lesen konnte, und hielt nach seinem Fahrer Ausschau. Ein gelangweilt aussehender
Mann in Uniform war in ein Gespräch mit einem Eisenbahner vertieft und kümmerte
sich weder um Tim noch andere Reisende. Tim warf seinen Rucksack über die
Schulter, marschierte den Bahnsteig entlang und tippte den Constable an. »Ich
bin Tim Parker«, sagte er.
    Das Gesicht des Polizisten war
ausdruckslos, aber in seiner Stimme lag ein Anflug von Sarkasmus. »Das ist sehr
nett, Sir. Ich bin PC Mitchell. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    »Sind Sie nicht mein Fahrer?«
    Der Polizist und der
Eisenbahner lächelten einander amüsiert zu. »Ich bin von der Bahnpolizei«,
erwiderte er. Tim sah endlich die Rangabzeichen des Mannes und kam sich
äußerst dämlich vor. »Ich chauffiere niemanden außer meiner Frau«, fuhr der
Polizist fort. »Wenn Sie erwarten, dass jemand Sie abholt, schlage ich vor,
dass Sie dort hinübergehen.« Er zeigte auf eine große hängende Hinweistafel,
auf der stand: Treffpunkt. Eine Polizistin in Uniform stand darunter mit einem
Schild. Selbst aus dieser Entfernung konnte man Tims Namen lesen. Allerdings
nicht seinen Dienstgrad. Verärgert und verlegen murmelte er etwas und ging weg.
Wenigstens schaffte er es zum Polizeipräsidium, ohne eine weite re Eselei zu begehen. Die Fahrerin
wusste nichts über den Fall oder das Sondereinsatzteam. Sie wusste nicht
einmal, wo das Büro war. Ihre Aufgabe war erledigt, als sie ihn am Empfang
abgeliefert hatte. Er musste weitere zehn Minuten dasitzen und Däumchen
drehen, bevor jemand kam und ihn abholte. Er hatte erwartet, dass Jordan
selbst herunterkommen und

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