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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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den
Schrank über dem Wasserkocher und sah eine Keramikdose mit der Aufschrift Tee. Sie nahm sie herunter und
öffnete sie. Aber statt Tee enthielt sie zwei Fünfpfundnoten, einige Münzen und
einen Zettel. Neugierig nahm sie ihn heraus. In fast unleserlicher
Kritzelschrift stand da:
     
    Schulde dir 10 Pfund. Gehe mit
JJ, um Band zu treffen,
    brauche Geld für Zug. X Seth.
     
    Das war eine neue Notiz,
dessen war sie sicher. Sie musste es Julia und Kathy sagen, aber wer weiß, wann
sie dafür bereit waren? Sie zog sich ans andere Ende der Küche zurück, nahm ihr
Handy heraus und rief Stacey im Büro an. »Ich bin bei Seth Viners Eltern zu
Haus«, sagte sie. »Etwas hat sich ergeben. Die Person, die sich auf Rig mit
Seth unterhielt, hieß JJ, stimmt's?«
    »Ja. JJ, nur die beiden
Buchstaben.«
    »Ich glaube, Seth hatte sich
mit ihm am Bahnhof verabredet.«
    »Hauptbahnhof Bradfield?«
    »Das steht nicht dabei. Aber
da sollten wir anfangen. Kannst du dir noch mal die Bilder aus den
Überwachungskameras vornehmen?«
    »Klar. Wenn wir eine bestimmte
Zeit und einen bestimmten Ort haben, kann ich versuchen, es mit Hilfe der
ergänzenden Software zu beschleunigen, und abwarten, was sich tut. Danke,
Paula, das hilft auf jeden Fall.«
    Paula klappte ihr Handy zu und
straffte energisch die Schultern. Jetzt musste sie nur noch den richtigen Tee
finden.
    Sam erschien neben dem Lexus,
bevor die Frau auch nur den Motor abgestellt hatte. Er wartete seit drei
Stunden auf Angela Forsythe, weil er sie unvorbereitet erwischen wollte, statt
den umständlichen Weg vorbei an Empfangsdamen und Sprechanlagen zu wählen. Er
würde sich seine große Chance nicht verderben lassen, weil seine Zeugin
vorgewarnt und gewappnet war.
    Eine der Merkwürdigkeiten in
der Barnes-Akte war, dass Danutas Verschwinden nicht von Nigel, ihrem Mann,
gemeldet worden war, sondern von Angela Forsythe. Sie war der Syndikus der
Privatbank gewesen, bei der Nigel Barnes, seine Frau Danuta und Harry Sim
arbeiteten, bevor Danuta Barnes sich für die Mutterschaft entschied, statt
weiter die Karriereleiter hinaufzuklettern. Wenn jemand wusste, was es mit
Harry Sim und Danuta Barnes auf sich hatte, dann wahrscheinlich Angela. Und
das Gute an Rechtsanwälten war: Selbst wenn sie den Arbeitgeber wechselten,
konnte man sie immer noch über die Anwaltskammer finden. Sobald Sam die
Verbindung zwischen den beiden Erwachsenenleichen im See entdeckt hatte, hatte
er sich an Stacey gewandt und sie gebeten, Angela aufzuspüren. Wenn er sie um
etwas bat, schob sie es aus irgendeinem Grund nie lange hinaus. Er vermutete,
dass sie das tat, weil sie ihn als das einzige ehrgeizige Mitglied des Teams
erkannt hatte, als denjenigen, der es zu etwas bringen würde. Und sie wollte
sichergehen, dass ihre Karriere neben der seinen genauso steil bergauf führte.
Und so hatte er sich dank Stacey einen Parkplatz bei der umgebauten
Zigarettenfabrik aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts
gesichert, die neuerdings zu einer der angesagtesten Adressen in Bradfield
geworden war. Nur ein paar Minuten zu Fuß vom Zentrum des Bürobezirks, lag sie
in einem Park mit Aussicht über den Kanal zum restaurierten viktorianischen
Kaufmannsviertel, wo Woll- und Tuchhändler ihren Geschäften und auch ihren
öffentlichen Vergnügungen nachgegangen waren.
    Angela Forsythe sah
aufgeschreckt aus, als sie einen gut gebauten Mann gemischtrassiger Herkunft
an ihrem Wagen leh nen sah. Ihre erste Unruhe legte sich etwas, als sie
seinen Anzug, sein Lächeln, aber vor allem seinen Ausweis sah. Bei laufendem
Motor ließ sie das Fenster ein paar Zentimeter herunter. Ein schwacher Duft
von etwas Blumigem und Würzigem wehte zu Sam heraus. »Gibt es ein Problem?«
    »Ich hoffe nicht, Ma'am«,
sagte er und entschied sich damit für den übertriebenen Respekt, der, so
vermutete er, dieser aufwendig gepflegt aussehenden Frau mit den müden Linien
um die Augen gefallen könnte. Er fand, dass das dunkelgrüne Kostüm und die
cremefarbene Bluse gut ausgewählt waren und schlicht, aber elegant wirkten.
»Ich hätte gerne mit Ihnen über Danuta Barnes gesprochen.«
    Eine weniger selbstbewusste
Frau hätte nach Luft geschnappt, dachte er. Aber diese hier war geübt darin,
nicht viel zu verraten. »Sie haben sie also gefunden?«
    Das war eine Frage, die er
eigentlich nicht beantworten wollte. Das Element der Überraschung sollte
erhalten bleiben, bis er Nigel Barnes damit konfrontierte, und jahrelanger
Umgang mit der

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