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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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ihn in der
Führungsspitze der Polizei von Bradfield kaum mehr ignorieren, aber es war auch
im Interesse von Carol und dem Sondereinsatzteam. Das gab ihm eine wirklich
gute Möglichkeit, sie dazu zu bringen, ihm zu erlauben, Barnes aufgrund von
Verdachtsmomenten festzunehmen.
    Es war schade, dass er Tony
nicht zur Unterstützung seiner Argumente heranziehen konnte. Aber er wusste, er
durfte Carol auf keinen Fall merken lassen, wie er hinter ihrem Rücken
gehandelt hatte. Letztes Mal, als ein Mitglied des Teams zusammen mit Tony
auswärts gespielt hatte, war sie fast durchgedreht. Und dabei war es damals ihr
blauäugiges Mädchen Paula gewesen. Er würde sie einfach davon überzeugen
müssen, dass sie genug in der Hand hatten und es sich lohnen würde.
    Als er die M 1 verließ, schaute er auf das
Display am Armaturenbrett. Wenn er Glück hatte, konnte er um acht wieder in
Bradfield sein. Carol würde noch an ihrem Schreibtisch sitzen. Was sollte sie
schließlich sonst an einem Samstagabend mitten in einer doppelten
Morduntersuchung machen? Ein eigenes Leben hatte sie ja nicht.
     
    30
     
    Das Diktiergerät war des
Erste, was Tony auf dem Tisch ins Auge fiel, als er zum Frühstück herunterkam.
»Noch nicht«, sagte er laut, während er die Kaffeemaschine füllte. Er brauchte
Zeit, um die Konsequenzen dessen zu verstehen, was Carol ihm am Tag zuvor
geschildert hatte. Er musste die Bedeutung von Vanessas Geschichte
herausfinden, bevor er sich Arthur anhörte und seine Version gegen ihre abwog -
falls es tatsächlich einen erheblichen Unterschied zwischen den beiden gab.
    Aber Carol, die im Allgemeinen
in solchen Dingen ein gutes Gespür hatte, hatte ihn daran erinnert, dass man
Vanessa nicht trauen konnte. Eine Frau, die versuchte, ihr einziges Kind um
sein Erbe zu betrügen, würde wenig Skrupel haben, wenn es darum ging, ihre
Geschichte umzuschreiben. Aber trotzdem ...
    Um sich die Versuchung vom Leib
zu halten, holte er seinen Laptop und ging auf die Seite des Bradfield Evening Sentinel Telegraph. Es war
nicht der Guardian, aber der BEST war eine der besten
Regionalzeitungen, die es gab. Und natürlich würde er am ausführlichsten über
Carols Morde berichten. Es war der Aufmacher auf der Homepage der Zeitung. Tony
klickte auf den Link und las den Bericht. Jede Menge Füllmaterial war
eingearbeitet worden, aber der Kern der Geschichte war recht knapp. Zwei
vierzehnjährige Jungen, die keine Verbindung zueinander hatten, waren ohne
Erklärung verschwunden. Sie schienen sich einfach in Luft aufgelöst zu haben.
Ihre verstümmelten Leichen waren an abgelegenen Stellen außerhalb der Stadt
gefunden worden. Die Polizei glaubte, dass sie über soziale Netzwerke im
Internet zu einem Treffen mit ihrem Mörder gelockt worden waren. Er musste
unwillkürlich an Jennifer Maidment denken. Hundert Meilen weg und weiblich.
Aber sonst eine Menge Ähnlichkeiten. Er schüttelte heftig den Kopf. »Du
versuchst es zu krampfhaft«, mahnte er sich. »Du willst unbedingt eine Verbindung
finden, damit du bei Carols Fällen einen Fuß in die Tür bekommen kannst. Nimm
dich zusammen, Mann.« Er klickte die Bilder der beiden Jungen an, um sie zu
vergrößern. Zuerst Daniel, dann Seth. Er wechselte zwischen ihnen hin und her
und fragte sich, ob er sich das einbildete. Er nahm den Laptop und ging damit
in sein Arbeitszimmer, schloss den Drucker an und druckte beide Fotos in
Schwarzweiß aus, um sie besser vergleichen zu können. Danach druckte er trotz
der kritischen Stimme, die ihm in den Ohren lag, auch noch Jennifers Foto aus.
    Tony nahm die drei Bilder mit
in die Küche und legte sie nebeneinander auf den Tisch. Er goss sich einen
Kaffee ein und starrte sie stirnrunzelnd an. Nein, er phantasierte nicht. Es
gab eine deutliche Ähnlichkeit zwischen den drei Teenagern. Ein verstörender
Gedanke drängte sich in seinem Bewusstsein nach vorne und ließ sich nicht
beiseiteschieben. Im Allgemeinen ging man davon aus, dass Serienmörder nach
dem Äußeren einen bestimmten Typ wählten. Wenn für diesen Killer das Geschlecht
nicht relevant war, sondern das Aussehen, dann war Tony vielleicht doch nicht
so verrückt, wenn er Jennifer mit den beiden Jungen in Verbindung brachte. Aber
er brauchte mehr Informationen. Und sicher würde Carol sie ihm nicht geben.
Nicht nach der gestrigen Lektion, dass sie sich weigerte, ihn auszubeuten.
    Aber es gab jemanden, der es
vielleicht tun würde. Tony griff zum Telefonhörer und wählte. Beim dritten
Klingeln

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