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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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Stadt. Mit meiner Clique rumhängen.« Der Pakistani
schob die Lippen vor. »Hab dich nie mit 'ner Clique gesehen. Du hast doch gar
keine, du Mof.«
    »Was weißt 'n du?«, gab Niall
zurück und strengte sich an, so zu klingen, als sei ihm dies völlig egal. Und
es war ja wirklich so. Er hatte Wichtigeres vor.
    Bevor sie sich streiten
konnten, hielt ein Wagen vor der Bushaltestelle. Alle drei taten, als hätte
das nichts mit ihnen zu tun. Das Fenster wurde heruntergelassen, und der Fahrer
beugte sich herüber. »Du bist Niall, oder?« Er runzelte die Stirn. Es war ein
Fremder, na gut. Aber ein Fremder, der seinen Namen kannte. »Und wer sind
Sie?«, wollte er wissen.
    »Ich bin froh, dass ich dich
erwischt hab. DD hat mich gebeten, dich abzuholen. Er ist gestern auf der
Treppe ausgerutscht und hat sich das Fußgelenk gebrochen, stell dir das vor.
Drei Stunden waren wir auf der Unfallstation von Bradfield Cross. Jedenfalls
kann er dich jetzt nicht in der Stadt treffen, aber er wollte dich trotzdem
sehen, deshalb hat er mich gebeten, dich abzuholen.«
    Es klang logisch, aber Niall
war noch nicht ganz überzeugt. »Woher wussten Sie, dass ich hier sein würde?«
    »DD wusste, aus welchem Bus du
aussteigen würdest. Also habe ich es einfach vom Ende der Route her
ausgetüftelt. Er hat mir deine Rig-Seite mit deinem Foto ausgedruckt, siehst
du?« Der Fahrer schwenkte einen Ausdruck mit Nialls mürrischem, finster
blickendem Gesicht in einer Ecke. »Steig ein, DD freut sich wirklich darauf,
jemand Interessanteren zu sehen als mich.« Ein einnehmendes Lächeln, dem
schwer zu widerstehen war.
    Niall öffnete die Tür und
stieg ein. »Bis dann, ihr Nullen«, war sein Abschiedsgruß. Die pakistanischen
Jungen waren so intensiv damit beschäftigt, so zu tun, als gehe sie das gar
nichts an, dass sie bei der Polizei fast nichts beitragen konnten, als es darum
ging, den Wagen oder den Fahrer zu beschreiben. Aber das war später. Viel
später.
    Carol rieb sich die Augen. Sie
brannten so stark und fühlten sich so müde an, dass sie sich fragte, ob sie
vielleicht zum Au genarzt gehen sollte. Als sie bei ihrem letzten Arztbesuch über
Rückenschmerzen geklagt hatte, informierte sie der Arzt ganz aufgeräumt, sie
hätte eben das Alter erreicht, in dem die Gesundheit sich langsam verabschiedete.
Es kam ihr ungerecht vor. Sie hatte noch nicht einmal die Hälfte der Dinge mit
ihrem Körper getan, die sie hatte tun wollen, und war nicht willens, sich von
all jenem wilden Tatendrang und den unbestimmten Sehnsüchten zu verabschieden.
Sie erinnerte sich an den Tag, als Tony vierzig geworden war und geklagt hatte,
dass er Bradfield Victoria nie im Pokalendspiel hatte anführen dürfen. Sie
vermutete, dass ihre Träume ähnlich unmöglich waren und dass sie von ihnen
Abschied nehmen sollte. Die Vorhänge an ihrem Büro waren jetzt offen, und sie
schaute durch die Glaswand auf ihr Team. Sie sah einen schmalen Ausschnitt von
Stacey: Haar und Arm. Ab und zu strich sie sich das Haar hinters Ohr. Es war
eine Angewohnheit, eine kleine Denkpause, ein Augenblick, während auf einem
Bildschirm etwas Neues erschien. Carol war nicht sicher, woran genau Stacey im
Moment arbeitete, aber sie wusste, es würde dabei vermutlich etwas Nützliches
herauskommen, welche verborgenen Wege sie auch verfolgen mochte. Kevin hingegen
telefonierte entspannt zurückgelehnt und schwang sich nun auf seinem Drehstuhl
herum, während er seinen Bleistift kunstvoll zwischen den Fingern herumwirbelte.
Er war gut darin, die Verbindung mit verschiedenen Abteilungen zu halten, und
hatte den lockeren, draufgängerischen und kameradschaftlichen Ton drauf, von
dem Carol notwendigerweise ausgeschlossen war. Er schaffte die Gratwanderung,
die Partei der Männer zu ergreifen und doch nie zu vergessen, dass er zu ihrem
Team gehörte. Sie fürchtete immer, ihn durch eine Beförderung zu verlieren,
vermutete aber andererseits, dass er sich gar nicht mehr darum bewarb. Sie
fragte sich, ob das so war, weil er seinen früheren Ehrgeiz verloren hatte oder
einfach weil er seine Arbeit gern tat. Im Lauf der letzten zwei Jahre hatte er
seine Bindung an seine Frau und seine Kinder neu entdeckt; vielleicht hatte das
etwas damit zu tun. Er war der Einzige von ihnen, der Kinder hatte. Sein Sohn
war ungefähr ein Jahr jünger als Seth und Daniel. Carol nahm sich vor, das
Gespräch mit ihm zu suchen, um sich zu vergewissern, dass die Morde ihn nicht
zu sehr persönlich angriffen.
    Paula war noch

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