McDermid, Val
tun. Aber
was wir tun werden, ist, dass wir zu jedem gehen werden, der Sie kennt, und
alle über Sie und Danuta befragen. Ihre Freunde, Ihre Kollegen, Ihre Kunden.
Weil Sie nämlich nicht so schlau sind, Nigel. Sie haben dies alles viel zu
kompliziert aufgezogen. Sie hätten sie einfach mit einem unzuverlässigen
Heizgerät im Wohnwagen lassen sollen. Aber nein. Sie mussten sich als
Besserwisser gerieren«, provozierte Sam sarkastisch.
Barnes drehte nun völlig durch
und wollte sich auf ihn stürzen, aber sein Anwalt stieß ihn in die Seite und
brachte ihn aus dem Gleichgewicht. »Sie haben keinerlei Beweise«, rief er.
»Aber wir werden etwas
finden«, versprach Sam. »Weil Sie nicht wirklich so clever sind. Und wenn
Idioten versuchen, clever zu sein, machen sie Fehler.« Er wandte sich an Carol.
»Vor vierzehn Jahren, was fuhr er da? Einen schönen Wagen, wette ich. BMW,
Mercedes, so etwas. Es ist gut möglich, dass es den Wagen noch gibt. Diese
hochwertigen Fahrzeuge halten lange.«
Carol tat so, als denke sie
nach. »Kreditkartenquittungen, Sam. Er musste ja irgendwo tanken. Gut möglich, dass
wir sie aufspüren können.«
»Oder wir könnten einfach eine
Presseerklärung rausgeben, dass wir Barnes befragt haben und in Verbindung mit
dem ungeklärten Tod von Danuta Barnes, Lynette Barnes und Harry Sim nicht mehr
nach dem Täter fahnden. Ich meine, wenn wir ihn nicht überführen können, dann
brauchen wir eigentlich nicht unsere Zeit zu verschwenden.«
»Drohen Sie meinem Klienten
etwa?«, fragte der Anwalt zu zaghaft, als dass es Sam oder Carol Anlass zur
Sorge bereitet hätte.
»Wie kann es eine Drohung
darstellen, die Wahrheit zu sagen?« Carol setzte ihr unschuldigstes Gesicht
auf. »Sam hat recht. Das ist die effizienteste Art und Weise, es anzugehen. Wir
haben den Ehemann vernommen, das sind Sie, Nigel, falls Sie das vergessen haben
sollten nach all den Jahren, und wir suchen sonst niemanden mehr.« Sie
schüttelte Sam die Hand. »Erledigt. Manchmal ist das Gericht der öffentlichen
Meinung alles, was man benötigt.«
Barnes blitzte seinen Anwalt
wütend an. »Sie müssen dem ein Ende setzen. Es ist ein Skandal. Eine Hetzjagd.«
Sam wusste, dass der Anwalt nicht mehr viel tun oder sagen konnte. Er und Carol
hatten sich gehütet, den Bogen zu überspannen. Er ließ die Stille ihre Wirkung
tun, während Barnes sich durchs Haar fuhr. Dann sagte Sam sehr ruhig: »Wenn Sie
sich zu Plan B bekennen würden, müsste natürlich nichts von alledem eintreten.«
»Ich glaube, das grenzt jetzt
schon an unangemessenes Verhalten«, warf der Anwalt schwach ein.
»DC Evans und ich könnten ja
inzwischen eine Tasse Kaffee trinken gehen, damit Sie Ihre Möglichkeiten
überdenken können«, bot Carol an und ging bereits auf die Tür zu, während Sam
ansetzte, ihr zu folgen.
Sie schwiegen, bis sie die
Zellen für die U-Haft hinter sich gelassen hatten. Dann ging Sam in die Hocke
und vergrub das Gesicht in den Händen. »Ich hätte ihn so gern überführt«, sagte
er mit gedämpfter Stimme. »Er ist ein eiskalter Killer.«
»Ich weiß. Aber ich glaube, er
wird sich für die Beseitigung der Leichen und Behinderung der Justiz
entscheiden. Es ist besser, diese Beschuldigungen auf sich zu nehmen, als damit
zu leben, dass die Leute mit dem Finger auf einen zeigen werden, egal wo man
hinkommt.« Carol kauerte sich neben ihren Sergeant und legte ihm tröstend eine
Hand auf die Schulter. »Es ist ein Erfolg, Sam.«
»Nein, ist es nicht. Es ist
etwa ein Viertel eines Erfolgs.«
»Das macht mir genauso zu
schaffen wie dir. Schon immer, wenn etwas so ausgeht. Aber manchmal muss man
sich eben mit weniger begnügen. Es ist ein abgeschlossener Fall, Sam.« Er legte
den Kopf in den Nacken. »Es heißt doch immer, dass wir für die Toten sprechen.
Aber manchmal rufen wir einfach nicht laut genug.«
36
Carol kannte die Aufregung, die
an diesem Morgen im Einsatzzentrum herrschte. So war es immer, wenn das Team
kurz vor einem Durchbruch stand. Paulas Anruf gestern am späten Abend hatte
eine neue Phase ihrer Ermittlungen eingeleitet, und Carol hatte alle zu einer
Besprechung schon um sieben Uhr zusammengerufen, weil niemand mehr warten
wollte, alle brannten darauf loszulegen. Dass Nigel Barnes schließlich
gestanden hatte, die Leichen im Wastwater-See versenkt zu haben, kam als
zusätzlicher Bonus hinzu. Sie versammelten sich am runden Tisch, Kaffeetassen
in der Hand. Im letzten Augenblick kam Tony herein. »Keine Show ohne
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