McDermid, Val
Computer ausfindig zu machen.«
Patterson erhob sich. »Gut.
Aber wenn es zu lang dauert, werden wir dir für die Routinearbeit Hilfe holen.«
Gary blickte ihn finster an. »Das hier ist keine Routinearbeit.«
Patterson zwang sich, nicht
die Augen zu verdrehen. »Nein, natürlich nicht. Tut mir leid, Gary. Hab's nicht
so gemeint.« Er unterdrückte den Impuls, ihm den Kopf zu tätscheln, wie er es
bei seinem Familienhund, einer Promenadenmischung, gemacht hätte. Er richtete
sich auf. »Alvin, kann ich dich'n Moment sprechen?«
Im Korridor lehnte sich Patterson
gegen die Wand; dass es keine Fortschritte gab, lastete wie eine Bürde auf
seinen Schultern. »Da tut sich ja rein gar nichts, verdammt noch mal«, stöhnte
er. »Wir haben keinen einzigen Zeugen. Sie ist aus dem Bus ausgestiegen,
erreichte aber niemals den Co-op. Es ist, als hätte sich Jennifer Maidment
zwischen der Haltestelle und dem Laden einfach in Luft aufgelöst.« Alvin zog
einen Mundwinkel hoch und senkte ihn wieder. »Das heißt, wenn sie überhaupt
vorhatte, zum Co-op zu gehen.«
»Wie meinst du das? Du hast
doch gesagt, laut Claire Darsie hätte Jennifer zum Co-op gehen wollen, um
Schokolade für einen Kuchen für ihren Vater zu kaufen. Sie sah sie in diese
Richtung gehen. Jennifer winkte ihr zu.«
»Das heißt nicht, dass sie die
Wahrheit sagte«, meinte Alvin ungerührt. »Nur weil sie sich anfänglich in diese
Richtung wandte, bedeutet das nicht, dass sie auch weiterging. Claire sagte,
die ganze Sache passte nicht zu ihr. Also hatte Jennifer vielleicht andere
Pläne. Pläne, die überhaupt nichts mit dem Co-op zu tun hatten. Oder dem Kuchen
für ihren Vater. Vielleicht gab es gar keinen Kuchen.«
»Meinst du, sie wollte
jemanden treffen?« Ambrose zuckte mit den Schultern. »Man fragt sich ja, was
wichtig genug wäre, dass ein Teenie die beste Freundin anlügen würde.
Gewöhnlich geht's da um einen Jungen.«
»Meinst du, ihr war klar, dass
der Eindringling bei Rig ein Mann war?«
»Ich weiß nicht. Ich
bezweifle, dass sie so raffiniert war. Ich glaube, sie ging, um mehr zu
erfahren über dieses sogenannte >Geheimnis<.«
Patterson seufzte. »Und bevor
Gary seine Zauberkünste walten lässt, haben wir keine verdammte Ahnung, was
das sein könnte.«
»Stimmt. Aber inzwischen würde
es nicht schaden, mit Mum und Dad zu plaudern und herauszufinden, ob es jemals Pläne
zum Kuchenbacken gab.«
5
Daniel Morrison wurde schon
verhätschelt, lange bevor er überhaupt geboren worden war. Man kann sich nur
schwer ein sehnlicher erwartetes Kind vorstellen als ihn, und es wurde weder an
Kosten noch Überlegungen gespart, um ihm das allerbeste Leben zu ermöglichen.
Während der Schwangerschaft hatte seine Mutter Jessica nicht nur dem Alkohol
und gesättigten Fetten, sondern auch Haarspray, chemischen Reinigungsmitteln,
Deodorants und Insektenschutzmitteln abgeschworen. Alles, was jemals als
möglicherweise krebserregend angesehen worden war, wurde aus Jessicas Leben
verbannt. Wenn Mike aus dem Pub nach Hause kam und nach Zigarettenrauch roch,
musste er sich in der Waschküche ausziehen und duschen, bevor er sich in die
Nähe seiner schwangeren Frau wagen durfte.
Als Daniel nach dem
Kaiserschnitt, dem sie sich auf eigenen Wunsch unterzog, ein wahres
Musterbeispiel eines gesunden Säuglings war, fand Jessica, damit seien alle
ihre vorsorglichen Maßnahmen gerechtfertigt. Und sie zögerte nicht, diese Überzeugung
jedem mitzuteilen, der es hören wollte, und auch nicht wenigen, die es nicht
hören wollten. Aber damit war das Streben nach Perfektion noch nicht zu Ende.
Jede Entwicklungsstufe Daniels wurde von altersgerechten, pädagogisch wertvollen
Spielsachen und anderen Formen der Förderung begleitet. Mit vier Jahren kam er
in Bradfields beste private Grundschule, bekleidet mit einer kurzen grauen
Flanellhose, Hemd und Krawatte, rötlich-braunem Blazer und einer Mütze, die in
den fünfziger Jahren nicht unangebracht gewirkt hätte.
Und so ging es weiter.
Designerkleidung und modische Haarschnitte, Chamonix im Winter, Toskana im
Sommer, weiße Kricketkluft und Rugby-Trikots. Cirque du Soleil, klassische
Konzerte und Theater. Was immer Jessica für Daniel als notwendig erachtete, er
bekam es. Ein anderer Mann hätte vielleicht bremsend eingegriffen. Aber Mike
liebte seine Frau, seinen Sohn natürlich auch, aber nicht so, wie er Jessica
anbetete, also entschied er sich für den Weg, der sie am glücklichsten
machte. Wie sie Daniel
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