McDermid, Val
Carol. Er mag der
Meinung gewesen sein, dass es angemessen war, Ihrem ...«, er zögerte, und als
er fortfuhr, schwang eine versteckte Anspielung mit, » Vermieter eine so große Summe des
Budgets der Bradfield Police zu zahlen. Ich sehe das anders. Wenn Sie also
einen Profiler benötigen, dann nehmen Sie doch einen, der uns nicht in den
Verdacht der Korruption bringt, nicht wahr?«
Patterson spürte, wie sich
pochende Kopfschmerzen in seinem Schädel ausbreiteten. Das war kaum
überraschend: Er hatte knapp zwei Stunden geschlafen. Zuschauer, die ihn im
Fernsehen betrachteten, konnten angesichts seines silbrigen Haars und des
grauen Teints beinah vermuten, dass ihre Geräte gegen Schwarzweißfernseher
ausgetauscht worden seien. Nur die roten Augen sprachen dagegen. Er hatte genug
Kaffee intus, um eine Harley Davidson damit anzuwerfen, aber selbst das hatte
ihm nicht geholfen, wie jemand auszusehen, dem man die. Ermittlungen in einem
Mordfall anvertrauen sollte. Es gab nichts Entmutigenderes als eine Pressekonferenz,
in der man nichts zu bieten hatte als die dürren Fakten des Delikts selbst.
Vielleicht würden sie Glück
haben. Vielleicht würde aufgrund der Berichterstattung ein Zeuge auftauchen,
der Jennifer Maidment bemerkt hatte, nachdem sie ihrer besten Freundin zum
Abschied gewinkt hatte. Das wäre wahrlich ein Triumph der Hoffnung über die
Erfahrung. Wahrscheinlicher aber war eine Flut von Aussagen aus dem Reich der
Phantasie, die meisten in gutem Glauben gemacht, aber genauso wenig hilfreich
wie die Leute, die nur auf sich aufmerksam machen wollten, und die
unglaublichen Scheißkerle, die einfach nur die Zeit der Polizei verschwenden
wollten. Als die Reporter den Raum verließen, machte Patterson sich auf die
Suche nach Ambrose. Er fand ihn bei ihrem friedlichen kriminaltechnischen
Computerspezialisten, dem er über die Schulter schaute. Gary Harcup war kurz
nach Mitternacht aufgeweckt und mit der Arbeit an Jennifers Laptop beauftragt worden.
Ambrose warf kaum einen Blick auf seinen Chef, sondern wandte sich gleich
wieder dem Bildschirm zu; dabei kniff er die braunen Augen zusammen, um
schärfer sehen zu können. »Du meinst also, dass all diese Unterhaltungen von
verschiedenen Rechnern aus geführt wurden? Obwohl feststeht, dass immer
dieselbe Person mit Jennifer chattete?«
»Stimmt.«
»Aber wie kann das sein?«
Ambrose war frustriert. »Ich nehme an, dass wer immer mit Jennifer gechattet
hat, in Internet-Cafes und Büchereien gegangen ist. Nie an denselben Ort.«
Gary Harcup wirkte genauso massiv wie Alvin Ambrose, darin bestand aber auch
die einzige Gemeinsamkeit. Während Ambrose straff, gepflegt und muskulös war,
sah Gray übergewichtig und zerknittert aus, trug eine Brille und hatte einen
Schopf zerzauster brauner Haare und den entsprechenden Bart. Er sah aus wie ein
Bär aus einem Cartoon. Jetzt kratzte er sich am Kopf. »Er hat eine
E-Mail-Adresse von einem kostenlosen Online-Anbieter, es ist unmöglich, ihn
darüber zu finden. Keiner der Chats dauerte mehr als eine halbe Stunde, da wird
er kaum jemandem aufgefallen sein.«
Patterson zog einen Stuhl
heran. »Wie sieht's aus, Jungs? Hast du was für uns gefunden, Gary?«
Ambrose antwortete an dessen
Stelle: »Laut Claire Darsie haben sie und Jennifer immer über RigMarole
gechattet. Und Gary hat einen ganzen Wust von Texten aus Chatrooms und vom
Instant Messaging aufgestöbert.«
»Irgendwas, das uns
weiterbringt?« Patterson beugte sich vor, damit er den Bildschirm besser sehen
konnte. Ein Hauch von frischer Seife ging von Ambrose aus und beschämte Patterson,
der sich nicht gewaschen hatte. Er war sich nur schnell mit dem elektrischen
Rasierapparat übers Gesicht gefahren und hatte sich nicht mit Duschen
aufgehalten.
»Ein Haufen Blödsinn«, sagte
Gary. »Das übliche Gequatsche von Teenagern über X Factor und Big Brother. Popstars und Schauspieler aus
Seifenopern. Klatsch über ihre Schulkameraden. Hauptsächlich redeten sie über
andere Kids aus ihrer Klasse, aber es gibt auch Kontakte aus anderen Bereichen
von RigMarole. Meistens andere Mädchen in ihrem Alter, die die gleichen
Boybands mögen.«
»Ich höre ein >aber<«,
sagte Patterson.
»Da hörst du richtig. Es gibt
einen Gesprächspartner, mit dem es sich etwas anders verhält«, bestätigte
Ambrose. »Jemand, der versucht, den richtigen Ton zu treffen, aber gelegentlich
danebenliegt. Vorsichtig mit Angaben, die ihn räumlich festlegen könnten.
Kannst du's uns mal zeigen,
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