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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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Baby,
besonders in den letzten drei oder vier Jahren. Warren meinte, sie hätte ihn
dauernd damit genervt. Immer wieder. Das Einzige, was ihr wichtig war. Und weil
er am Anfang nichts über die Vasektomie gesagt hatte, konnte er später auch
nicht mehr damit rausrücken. Besonders weil er ihr schon früh erzählt hatte,
dass er Samenspender gewesen war. Es war eigentlich lächerlich. Da gingen sie
zusammen zur Klinik für Reproduktionsmedizin, und er sagte nichts von dem
Eingriff, den er hatte machen lassen. Am Ende versuchte sie es mit Sperma von
einem Spender, aber da war es zu spät. Sie ist sechs Jahre älter als er, also
schon einiges über vierzig, und mit ihren Eiern war nichts mehr anzufangen.«
    »Und sie hat es nie
erfahren?«, fragte Tony wie nebenbei. »Machen Sie Witze? Wenn sie es erfahren
hätte, hätte sie ihn umgebracht.«
    Tony starrte in sein Glas.
»Genau das dachte ich auch gerade.«
    Carol starrte Tony bestürzt
an. »Eine Vasektomie? Ist das »Das ist mein voller Ernst. Warren Davy unterzog
sich einer Vasektomie, als er Anfang zwanzig war.« Er hatte Carol mit Paula im
Beobachtungsraum angetroffen, wo sie die Strategie für Diane Patricks nächste
Vernehmung besprachen. »Wie hat sie es dann letztes Jahr geschafft, ein Kind
von ihm zu bekommen?«, fragte Paula.
    »Sie hat es gar nicht
geschafft«, sagte Tony. »Es ist die Urlüge, die all ihren anderen Lügen zugrunde
liegt. Nimmt man sie weg, dann fällt die ganze Geschichte in sich zusammen. Sie
hat keinen Grund, um ihr Leben zu fürchten. Warum also hilft sie Warren, seine
Kinder umzubringen?« Er blickte die beiden Ermittlerinnen gespannt an und
ermunterte sie mit einer Handbewegung wie ein Lehrer, der seine Schüler zu
einer Antwort auffordert.
    Die beiden Frauen tauschten
ratlose Blicke. »Das tut sie gar nicht?«, wagte sich Paula vor. »Richtige
Antwort«, sagte Tony.
    »Aber sie hat Ewan McAlpine
abgeholt und betäubt«, wandte Paula ein. »Das lässt sich nicht abstreiten.«
Tony heuchelte Enttäuschung. »Richtige Antwort, aber falsche Begründung. Sie
hilft Warren nicht. Sie handelt auf eigene Faust.« Er legte den Kopf schräg,
und sein Blick schweifte zur Decke. »Wahrscheinlich hat sie Warren vorher schon
umgebracht, jetzt, wo ich mir das recht überlege.«
    »Jetzt mach aber mal langsam«,
forderte Carol. »Ich komm da nicht mehr mit.«
    »Es ist schrecklich, aber
einfach. Ihre biologische Uhr begann zu ticken. Sie wollte ein Kind, aber nicht
irgendeins. Sie war besessen davon, ein Kind von Warren zu bekommen. Ich meine
wirklich besessen. So darauf fixiert, dass sie am liebsten Autos mit einem
>Baby an Bord<-Aufkleber rammen würde, weil die anderen das haben, was
sie nicht hat. Sie weiß, dass Warren früher einmal fähig war, Kinder zu zeugen,
weil er Samenspender war, deshalb ist er ein erstklassiger Kandidat. Sie
versuchen, ein Kind zu bekommen, aber die Jahre verstreichen, und es klappt
nicht. Also gehen sie zu einer Klinik für Reproduktionsmedizin, und früher oder
später merkt man dort, dass Warren steril ist. Sie versuchen es mit gespendetem
Sperma, wenn es auch nicht das ist, was sie wirklich will. Sie will ein Kind
von Warren. Aber sie haben zu lange gewartet, und ihre Eier haben ihr
Haltbarkeitsdatum überschritten. Sie ist am Boden zerstört. Wahrscheinlich
suizidgefährdet. Könnt ihr mir folgen?«
    »Ich glaube, das schaffe ich
gerade noch so«, meinte Carol sarkastisch.
    »Jetzt kommen wir zu dem Teil,
bei dem ich mir nicht ganz sicher bin. Irgendwie entdeckt Diane Warrens
schmutziges kleines Geheimnis - dass er nach der Samenspende eine Vasektomie
hat vornehmen lassen.«
    »Vielleicht fragte sie sich,
wie er seine Zeugungsfähigkeit verloren hat. Oder vielleicht kann sie einfach
nicht anders. Sie ist die Hackerqueen, oder? Jede Menge medizinische Unterlagen
sind heutzutage online«, überlegte Paula. »Vielleicht ist sie einfach ein
Mensch, der gern alles über alle anderen im Raum weiß.«
    »Vielleicht. Entscheidend ist,
dass sie es herausfindet. Und damit verliert sie ihre Verankerung in der
Realität. Sie flippt total aus. Dieser Mann, den sie so sehr liebt, dass sie
von ihm und niemandem sonst ein Kind haben will, hat sie verraten. Nicht nur,
dass er mit ihr kein Kind zeugen kann, sondern er hat sie tatsächlich auch
daran gehindert, ein Kind von einem anderen zu bekommen, weil sie so viel Zeit
damit verbracht haben, es zu versuchen. Es sinnloserweise zu versuchen. Und um
noch eins draufzusetzen, hat er

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