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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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Stacey?«, fragte
Carol. »Kevin hat mit Kunden von DPS gesprochen«, berichtete sie. »Er überprüfte
die Gespräche, die vom Anschluss von DPS aus geführt worden waren, und
vergewisserte sich, dass es Anrufe bei Kunden waren und nichts Verdächtiges.
Jedenfalls dachte Kevin, wenn er schon dabei ist, könnte auch er nachfragen,
wann sie Warren Davy zum letzten Mal gesehen hatten. Und er notierte sich alle
Zeitangaben. Als ich feststellte, was er getan hatte, glich ich sie mit den
Zeiten ab, zu denen der Mörder unseres Wissens auf Rig mit seinen Opfern chattete.
Und mit den Orten, von denen er seine Nachrichten schickte. Und ein klares
Muster ergibt sich. Warren hat eindeutig Alibis für mindestens zwanzig der
Chats. Er hätte die Opfer gar nicht beobachten und verfolgen können. Er war zu
den Zeiten im Kundengespräch an vollkommen anderen Orten.« Sie reichte Carol
ein Blatt Papier. »Das sind die Orte, wo Warren war. Und von hier wurden zur
gleichen Zeit die Nachrichten verschickt.«
    Carol neigte den Kopf nach
hinten. »Halleluja!«
    »So viel zu unserer Hoffnung,
sie mit Psychologie zu überführen«, kommentierte Tony trocken.
    Carol legte ihm eine Hand auf
die Schulter. »Wir haben sie weichgeklopft. Jetzt kommt der
Überraschungsschlag. Ich freu mich drauf.«
     
    43
     
    Kaum hatte Tony die Haustür
hinter sich geschlossen, zog er die Krawatte aus und warf sie übers Treppengeländer.
Dann ging er direkt in die Küche, goss sich ein Glas Wasser ein und trank es
ohne abzusetzen aus. An die Spüle gelehnt stand er da und starrte ins Leere. Er
hatte Carol und ihr Team bei Drinks im Nebenzimmer ihres bevorzugten
Thai-Restaurants zurückgelassen. Obwohl er Verständnis hatte für ihr Bedürfnis,
die fürchterliche Anspannung einer mehrfachen Morduntersuchung abzubauen,
konnte er nicht mitfeiern.
    Für ihn gab es nach Diane
Patricks schlussendlichem Zusammenbruch nichts zu feiern.
    Dieses schreiende, gebrochene
Wrack war einmal eine kompetente, erfolgreiche Frau mit einer Karriere und
einer Beziehung gewesen. Eine einzige Zwangsvorstellung hatte von ihr Besitz
ergriffen und alles andere verdrängt. Und als sie schließlich begriffen hatte,
dass ihr Traum nicht nur nicht Wirklichkeit werden konnte, sondern dass er ihr
gerade von dem Menschen genommen worden war, den sie aufrichtig liebte, war
etwas in ihr aus dem Gleichgewicht geraten. Für die meisten Menschen wäre es in
diesem Zustand schon genug gewesen, Warren Davy zu töten. Und wäre das alles
gewesen, hätte die Rechtsprechung vielleicht Milde walten lassen, da ihre
Psyche durch den entsetzlichen Verrat ihres Partners wirklich schwer verletzt war.
    Aber Diane Patricks
Besessenheit war so überwältigend, so tief verwurzelt, dass sie ihn völlig
auslöschen musste. Und das hieß, die Kinder umzubringen, die aus seinen Genen
entstanden waren. Es war rational gesehen völliger Wahnsinn, aber doch
irgendwie nachvollziehbar. Allerdings nahm das Rechtssystem keine Rücksicht
auf solche komplexen Fixierungen mancher Menschen, nicht wenn sie die Ermordung
von Kindern mit sich brachten. Diane Patrick würde nie wieder freikommen.
Wenn sie Glück hatte, würde sie im Bradfield Moor Hospital landen, wenn nicht,
dann in einem Hochsicherheitsgefängnis.
    Er wollte nicht, dass sie der
Vergeltung für ihre Verbrechen entging. Aber er konnte nicht anders, er empfand
eher Mitgefühl als Hass für sie. Und er fragte sich, wie er selbst mit den
Karten, die sie gezogen hatte, fertig geworden wäre. Daran durfte man gar nicht
denken.
    Tony streifte seine Jacke ab,
ließ sie auf die Lehne eines Küchenstuhls gleiten, nahm ein Bier aus dem
Kühlschrank und setzte sich an den Tisch. Im Licht der Strahler unterhalb der
Hängeschränke schimmerte etwas, das halb verborgen von dem Papierstoß auf dem
Tisch lag. Unwillkürlich griff er danach und hielt das Diktiergerät in der
Hand, das Arthur für ihn hinterlassen hatte. Er starrte lange und intensiv
darauf. Bei diesem ganzen Fall war es um Väter und Kinder gegangen, überlegte
er. Und im Mittelpunkt hatte Unwissenheit gestanden.
    Es war nicht klug, sich dem
Wissen zu entziehen. Das war ihm schon lange klar. Er war bisher nur noch nicht
so weit gewesen. Mit seinem Bier ging er ins Arbeitszimmer, wo er bequeme
gepolsterte Kopfhörer hatte. Tony schloss sie an das winzige Diktiergerät an
und setzte sich in seinen Lieblings sessel. Der andere Stuhl, den er neulich abends für
sein imaginäres Gespräch mit dem Killer benötigt

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