McDermid, Val
ihr stand. Sie stieß mit Tony an und nahm
einen großen Schluck. »Schon besser«, sagte sie. »Es macht durstig, es
rechtzeitig hierher zu schaffen.«
»Guter Tag gewesen?« Tony
kannte die Antwort, sie waren hier, weil die SMS, die sie ihm geschickt hatte,
ihn zum Feiern hierher einlud.
»Glaub schon«, sagte Carol. Ihr
Kellner hielt an ihrem Tisch an, und sie ratterten beide ihre Bestellungen
herunter, ohne einen Blick auf die Speisekarte werfen zu müssen. »Wir haben
vielleicht den Schlüssel zu einem vierzehn Jahre alten Fall.« Sie fasste die
neuen Beweise gegen Nigel Barnes zusammen. »Die gute Nachricht ist, dass es
Stacey gelungen ist, die Zonen einzugrenzen, wo die Leiche möglicherweise
abgelegt wurde, und das Taucherteam von Cumbria will es versuchen. Ich habe Sam
rauf geschickt, um mit ihnen zusammenzuarbeiten.«
»Gut. Das dürfte euch die
Schlagzeilen bringen, die euch Blake vom Hals halten.«
Ihre Mundwinkel zogen sich
nach unten. »Ich weiß nicht. Ich habe den Verdacht, dass er es einfach als
etwas abtun wird, das jedem möglich gewesen wäre, der die Altfälle bearbeitet,
aber da hätte er unrecht. Die meisten Ermittler hätten sich nämlich nicht die
Mühe gemacht, die Sache weiterzuverfolgen, wie Sam das tat, wenn sie gehört
hätten, dass Nigel Barnes umgezogen war. Sie hätten es als eine gute Ausrede
betrachtet, die ganze Sache fallen zu lassen. Aber mein Team ist etwas Besonderes.
Sie denken auch mal in andere Richtungen und nicht immerzu geradlinig. Einem
Mann wie Blake zu erklären, was das konkret bedeutet, das ist schwierig.«
»Besonders wenn er es nicht
verstehen will«, entgegnete Tony.
Carol lächelte ironisch.
»Genau. Aber denken wir heute Abend nicht daran, freuen wir uns doch einfach
über die Tatsache, dass mein Team kurz vor einem weiteren Erfolg steht.«
»Du leistest gute Arbeit. Es
ist schwer, den Familien sagen zu müssen, dass ihre schlimmsten Albträume wahr
geworden sind, aber zumindest kannst du ihre Unsicherheit beenden. Und Mörder der
gerechten Strafe zuzuführen, das lohnt sich immer. Es ist ein altes Klischee,
aber es ist wahr. Es ist deine Aufgabe, für die Toten zu sprechen, in ihrem
Namen zu handeln.« Er lächelte ihr zu, und in seinen Augenwinkeln bildeten
sich kleine Fältchen. Er war froh, dass dieser Abend so gut anfing. Aber er
hatte das Gefühl, dass er nicht so reibungslos weitergehen würde.
Eine Schüssel mit Gemüse- und
Fischpakora kam, und sie bedienten sich. Während sie aßen, herrschte
andächtiges Schweigen. Schließlich seufzte Tony zufrieden. »Ich wusste nicht,
dass ich solchen Hunger hatte.«
»Das sagst du immer«, murmelte
Carol mit dem letzten Rest knusprig gebackenen Teigs und köstlich weichen
Blumenkohls im Mund. »Es stimmt auch immer.«
»Und wie war dein Tag?«
Vorsichtig begann Tony zu
erzählen: »Na ja, es freut mich, dass ich immer noch begehrt bin, auch wenn
James Blake mich nicht haben will. Ich bekam heute einen Anruf mit der Bitte,
bei den Ermittlungen zu einem Mordfall beratend mitzuarbeiten. Offensichtlich
bin ich doch noch gefragt.«
»Das ist prima. Jemand, den
ich kenne?« Carol sah wirklich erfreut aus. Aber er konnte sich vorstellen,
dass das nicht so bleiben würde.
»Ein Detective Inspector namens
Stuart Patterson.«
Carol runzelte die Stirn und
schüttelte den Kopf. »Zu dem Namen fällt mir nichts ein.«
»Aus West Mercia.«
Überraschung spiegelte sich
auf ihrem Gesicht, und sie sah ihn konsterniert an. »West Mercia? Du gehst nach
Worcester?« Der anklagende Ton, den er erwartet hatte, lag in ihrer Stimme.
»Dort werde ich gebraucht, Carol.
Ich hab mich nicht darum gerissen. Es flog mir zu.« Er wollte nicht klingen,
als versuche er sich zu verteidigen, wusste aber, dass es sich so anhörte. »Du
brauchtest nicht ja zu sagen.«
Tony warf die Hände in die
Luft. »Ich muss nie ja sagen. Und ich muss immer ja sagen. Das weißt du doch.
Wie ich gerade sagte, wir sind noch als Einzige da, die für die Toten sprechen
können.«
Carol senkte den Kopf. »Tut
mir leid. Du hast recht. Es scheint mir nur ... Ich weiß nicht. Als ich versuchte,
mit dir über deinen Vater zu sprechen, hast du mich einfach abgewürgt. Du
wolltest dich nicht damit befassen. Und doch ergreifst du jetzt die erste
Chance, die du hast, und fährst in die Stadt, in der er den größten Teil seines
Lebens verbracht hat. Du wirst durch die Straßen gehen, durch die er ging, die
Gebäude sehen, die er sah, vielleicht in den
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