McDermid, Val
ischämische Herzkrankheit bei ihm diagnostiziert, aber das schien keinen
Einfluss auf seinen Lebensstil zu haben. Er spielte Golf, verbrachte viel Zeit
mit seinem Boot auf den Kanälen und ging zur Arbeit. Abends rauchte er meistens
eine Zigarre, trank jeden Tag fast eine Flasche Rotwein und aß gern mehrmals
die Woche in teuren Restaurants. So benimmt man sich nicht, wenn man auf ein
langes und gesundes Leben hofft.«
Tony schüttelte den Kopf. »Wie
hast du all dieses Zeug herausbekommen?«
»Schließlich bin ich DCI. Ich
habe den Gerichtsmediziner angerufen.«
»Und man hat dir einfach all
das gesagt? Hat er sich nicht gewundert, wieso du das wissen wolltest?« Tony
wusste, dass es ihn nicht überraschen sollte, wie wenig Privatsphäre der Staat
seinen Bürgern zugestand, aber manchmal war er immer noch erstaunt, wie leicht
es war, Informationen zu sammeln, die eigentlich vertraulich sein sollten. »Du
hättest ja sonst wer sein können«, fügte er hinzu.
»Er hat sich gewundert, ja.
Ich beruhigte ihn, wir glaubten nicht, dass etwas Ungewöhnliches an Edmund
Blythes Tod wäre und dass wir nur die Möglichkeit prüften, ob jemand seine
Identität gestohlen hätte. Also brauchte ich natürlich Einzelheiten.« Sie
grinste und nahm sich einen Löffel voll Tarka Dhal.
»Du bist sehr hinterlistig.
Auf die Idee wäre ich nie gekommen.«
Carol zog die Augenbrauen
hoch. »Das musst gerade du sagen. Im Verhörraum bist du der Meister der
Täuschung. Mir würde das nie gelingen, aber für dich ist das wie eine zweite Natur,
wenn du jemanden aushorchen willst.« Er neigte den Kopf und bestätigte ihre
genaue Beobachtung. »Stimmt. Na ja, besten Dank für die Informationen. Du hast
recht, da geht die Welt nicht unter, wenn man das weiß.«
»Es gibt noch mehr. Bist du
bereit?«
Wieder spürte er, wie ihn
Argwohn überkam und sich in seinen Gedärmen etwas zusammenzog. »Ich bin nicht
sicher.«
»Ich glaube nicht, dass unter
den Dingen, die ich herausgefunden habe, etwas ist, das dir Probleme bereiten
könnte«, sagte Carol vorsichtig. »Ich würde dich nicht so bedrängen, wenn ich
dächte, dass es dich sehr mitnehmen würde.« Er schaute sich im Restaurant um
und ließ seinen Blick über die vollbesetzten Tische schweifen. Nach den
Gesichtern der Gäste zu urteilen war das ganze Spektrum des menschlichen Lebens
hier vertreten. Romantik, Geschäfte, Streit, Freundschaft, Freude,
Traurigkeit, Familienbande, erstes Date. Alle im Raum hatten das Potenzial für
diese mannigfaltigen Aspekte von Beziehungen. Wovor hatte er solche Angst?
Welche Kenntnisse über einen toten Mann, der nichts über ihn gewusst hatte, als
er noch lebte, konnten ihn schmerzen? Er wandte sich wieder Carol zu. Ihre
Augen waren offenbar die ganze Zeit auf sein Gesicht gerichtet gewesen. Er
fand, dass er Glück hatte, sie in seinem Leben zu haben, selbst wenn ihre
Beharrlichkeit ihn manchmal in den Wahnsinn trieb. »Okay«, gab er nach.
»Er war ein kluger Mann, dein
Vater ...«
»Nicht mein Vater«, unterbrach
Tony sie sofort aufgebracht. »Bitte, Carol. Egal, wie sehr du mich drängst, es
wird dadurch für mich nicht annehmbar.«
»Tut mir leid. Es war nicht so
gemeint. Ich war nur gedankenlos, das ist alles. Wie willst du ihn nennen?«
Tony zuckte mit den Schultern. »Edmund? Blythe?«
»Seine Freunde nannten ihn
Arthur.«
»Dann ist Arthur in Ordnung.«
Er starrte auf sein Essen hinunter. »Entschuldige, dass ich dich angeschnauzt
habe. Aber ich kann so nicht von ihm sprechen. Das kann ich wirklich nicht. Ich
sagte es ja schon: >Vater< - das beinhaltet, dass man eine Beziehung hat.
Gut oder schlecht, ehrlich oder unehrlich, in Liebe oder Hass verbunden. Aber
wir hatten gar keine Beziehung.«
Carols Gesichtsausdruck war
Entschuldigung genug. »Arthur war ein kluger Mann. Er gründete seine Firma,
Surginc, zwei Jahre nach deiner Geburt. Ich bin nicht sicher, womit er sich
davor beschäftigte. Die Frau, mit der ich bei Surginc sprach, arbeitet dort
seit mehr als dreißig Jahren, aber sie wusste nichts über Arthurs Leben, bevor
er nach Worcester kam, außer, dass er von irgendwo oben aus dem Norden
stammte.«
Ein kurzes Lächeln zuckte um
Tonys Mund. »Das war wohl Halifax, denn dort lebte damals meine Mutter. Was
stellt diese Firma Surginc her?«
»Es ist alles ein bisschen
technisch, aber das Wesentliche ist, dass sie chirurgische Instrumente
produzieren, Einwegartikel. Arthur hatte dadurch einen Vorsprung, dass er eine
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