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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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lassen würde.
    »Sie sind doch diejenige,
oder? Die sich im Kreuzfeuer verfing, als diese verdeckte Aktion in Temple
Fields in die Hose ging?«
    Paula wäre der Sexismus, den
sie ihm fälschlicherweise zugeschrieben hatte, fast noch lieber gewesen. Sie
war in einem verdreckten Zimmer in dem Labyrinth der Straßen und Gassen dort
fast krepiert wegen eines Mörders, der noch schlauer war, als selbst Tony Hill
geglaubt hatte. Den Weg aus diesem Abgrund zurückzufinden war aufreibend und
gefährlich gewesen, und sie wusste, dass sie es ohne Tonys Hilfe nicht geschafft
hätte. Selbst jetzt noch, da sie sich mehr oder weniger erholt hatte, hasste
sie den Gedanken, dass dies ein Teil ihrer Vergangenheit war. »Die bin ich«,
sagte sie. »Und mir ist klar, dass die Überwachung durch Kameras in Temple
Fields immer noch beschissen ist.«
    Riley tippte sich wie zum Gruß
mit einem Finger an den Kopf, nickte und quittierte damit ihr Eingeständnis.
»Schlecht fürs Geschäft. Wir nennen es Gay Village und tun so, als sei es mit
seinen trendigen Bars und affigen Restaurants anständig geworden, aber Sie und
ich, wir kennen die Wahrheit. Die Sexshops und die Nutten, die Zuhälter und
Dealer wollen nicht, dass ihre Kunden von Kameras erfasst werden. Wenn Daniel
also in Temple Fields untergetaucht ist, sind wir am Arsch.«
    »Keine Chance, ihn auf dem Weg
nach draußen zu erwischen?«
    Riley kratzte sich am Bauch.
»Zu viele Möglichkeiten. Zu viel Personal für jenen vermissten Teenager. Sie
wissen ja, wie es ist. Und doch keine Garantie. Er könnte im Moment da drin
sein und in der verdammten Wohnung von irgendjemandem in einem alten
Lagergebäude pennen. Oder er hätte im Auto von irgendjemandem rauskommen
können, und wir wären auch nicht klüger als zuvor.«
    »Nicht gut.« Paula stand auf
und schloss sich Rileys kritischer Betrachtung der Stadt dort unten an.
Irgendwo da draußen lag der Schlüssel zu Daniel Morrisons Verschwinden. Es
hätte geradeso gut Island sein können, das wäre im Moment kaum hinderlicher
gewesen. »Gar nicht gut.«
    »Was wollen Sie unternehmen?
Mit der Familie reden?« Sie schüttelte den Kopf. »Das ist nicht meine
Entscheidung. Aber ich werde meiner Chefin raten, es auf sich beruhen zu
lassen, bis sich etwas ändert. Es sieht so aus, als hätten Sie schon alles
Wichtige abgedeckt.«
    Riley schien bestürzt. »Sie
haben recht«, sagte er, und es gelang ihm nicht, seinen überraschten Tonfall
zu verbergen. »Wenn wir morgen früh noch nicht weiter sind, werden wir
wahrscheinlich eine Pressekonferenz mit den Eltern veranstalten. Ich werde Sie
früh genug vorwarnen.« Paula drückte ihre Zigarette aus. »Danke, Sergeant.« Sie
spürte seinen Blick auf ihrem Rücken, als sie das Dach überquerte und zur
Feuerleiter ging. Womöglich hatte sie einen neuen Freund gewonnen. Also war der
Tag nicht verschwendet.
     
    Tony sah sich in dem vollen
indischen Restaurant um. Er und Carol kamen seit dem ersten Fall, an dem sie
zusammen gearbeitet hatten, immer noch in das gleiche Lokal am Rand von Temple
Fields, und obwohl Einrichtung und Koch gewechselt hatten, war es nach wie vor
eines der erfolgreichsten und besten. Früher hatte er sich gesorgt, weil die
Tische so nah beieinander standen, dass den Gästen der Appetit vergehen könnte
von den Gesprächen, die er und Carol führten, bis ihm klarwurde, dass es zu
laut und deshalb unmöglich war, sie zu belauschen. Und so war das Lokal zu
einem regelmäßig genutzten Treffpunkt geworden. Tony vermutete, dass sie beide
die Neutralität hier schätzten, ein Niemandsland, wo keiner von ihnen in den
komplizierten Verstrebungen ihrer Beziehung einen Standortvorteil hatte.
    Er warf noch einmal einen
Blick auf seine Uhr, und als er diesmal aufschaute, erblickte er Carol, die
sich zwischen den vollbesetzten Tischen einen Weg zu ihm suchte. Ihre Wangen
waren von der Abendkälte gerötet und ließen ihre Augen noch intensiver blau
leuchteten. Ihrem dichten blonden Haar hätte ein Schnitt gutgetan, die Stufen
sahen schon etwas herausgewachsen und unordentlich aus. Aber hätte man ihn zu
einer ehrlichen Antwort gedrängt, dann hätte Tony zugegeben, dass ihm der
jetzige Stil besser gefiel als das perfekt gepflegte Aussehen nach einem
Friseurbesuch. Andererseits würde ihn niemand zu einem Kommentar drängen, Carol
am allerwenigsten.
    Sie ließ sich mit einem leisen
Seufzer auf ihren Stuhl fallen, streifte den Mantel ab und griff nach der
beschlagenen Flasche Cobra, die vor

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