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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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gleichen Pubs etwas trinken gehen
wie die Leute, die ihn kannten.«
    »Ich kann's nicht ändern, Carol.
Es ist ja nicht so, als sei ich auf gut Glück nach Worcester runtergefahren, um
einen Teenager zu ermorden und zu verstümmeln, weil mich die Kripo von West
Mercia hinzuziehen könnte, damit ich ein Profil für sie erstelle. Dieser Job
ist meine Berufung, er gibt mir Kraft. Außerdem bin ich gut darin und kann den
Leuten helfen.« Er unterbrach sich, als der Kellner mit ihrem Hauptgang kam.
    Als sie wieder allein waren,
fragte sie: »Du wirst also so tun, als hättest du gar keine Verbindung zu dem
Ort, wenn du dort bist?«
    »Da brauchte ich mich nicht zu
verstellen. Ich habe keine Verbindung.«
    Carol stieß ein trockenes
Lachen aus, während sie ein Stück Naan-Brot mit Karahi-Hühnchen belud. »Nur dass du dort
ein Haus und ein Boot besitzt.«
    »Das ist ein Zufall, keine
Verbindung.«
    Sie sah ihm lange in die
Augen, mitfühlend und liebevoll. »Du wirst nicht widerstehen können, Tony. Wenn
du es versuchst, wird es dich fast umbringen.«
    »Das klingt ja ziemlich
melodramatisch für deine Verhältnisse«, meinte er und versuchte, sie von ihrer
Sorge abzulenken. »Wo ist meine pragmatische Kommissarin geblieben?«
    »Sie versucht, dich dieses
eine Mal dazu zu bringen, dass du deine eigenen Bedürfnisse akzeptierst. Du
verbringst dein Leben damit, Dinge, die schiefgelaufen sind, wieder ins Lot zu
rücken. Du tust das für deine Patienten. Du tust es, wenn du für uns Profile
erstellst. Du tust es für die Menschen, die dir wichtig sind, wie Paula. Und
für mich. Ich will ja nichts weiter, als dass du dieses eine Mal egoistisch
bist und es für dich selbst tust.« Sie streckte die Hand aus und legte sie auf
seine. »Wir kennen uns schon lange, lange Zeit, Tony. Wir wissen eine Menge
darüber, inwiefern wir beide verkorkst sind. Wenn du Gelegenheiten gesehen
hast, mir zu helfen, hast du sie ergriffen. Warum lässt du mich nicht das
Gleiche für dich tun?« Er spürte seine Kehle anschwellen, als hätte er eine
ganze Naga-Chili-Schote verschluckt. Er schüttelte den Kopf und schob seinen
Teller von sich weg. »Ich will nur meine Arbeit machen.« Diese Worte
herauszubringen schien ihn enorm anzustrengen.
    »Das weiß ich«, entgegnete Carol
sanft, angesichts der Hintergrundgeräusche fast unhörbar. »Aber ich meine, du
tätest besser daran, die Notwendigkeit anzuerkennen, dass du deine
Vergangenheit bewältigen musst.«
    »Vielleicht.« Er trank einen
Schluck Bier und räusperte sich. »Vielleicht hast du recht.« Es gelang ihm, ein
schwaches Lächeln aufzusetzen. »Du lässt wohl nicht locker, was?« Sie
schüttelte den Kopf. »Wie könnte ich das tun? Ich mag dich nicht leiden sehen,
weil du die Augen vor der Wahrheit verschließt.«
    Tony lachte. »Entschuldige,
aber ich bin hier der Psychologe.«
    Carol schob ihm seinen Teller
wieder zu. »Und ich lerne schnell. Jetzt iss und lass mich erzählen, was ich
über Blythe herausgefunden habe.«
    »Du hast gewonnen«, gab er
demütig nach und nahm seine Gabel.
    »Nicht dass dies die ganze
Geschichte wäre«, sagte Carol. »Aber es ist ein Anfang. Das erste Gute ist,
dass er nicht vorbestraft war. Er hatte sogar einen Führerschein ohne Punkte
für Verkehrsverstöße, allerdings wurde er 2002 gleich zwei Mal bei
Geschwindigkeitsübertretungen erwischt. Wahrscheinlich geht das auf die
Blitzgeräte zurück, die auf der Hauptverkehrsstraße in der Nähe aufgestellt
wurden.«
    »Und dann lernte er, sich in
Acht zu nehmen.« Tony begann langsam, ein winziges Stückchen nach dem anderen
zu essen. »Die zweite gute Sache - zumindest denke ich, es war gut für ihn,
wenn nicht für die Menschen, die ihm nahestanden - ist, dass sein Tod sehr
schnell kam. Keine sich hinziehende Krankheit, keine lange Schwächung. Die
Todesursache war ein schwerer Herzinfarkt. Er hatte an so einer Art Kanalbootrallye
teilgenommen und war dabei, zu seinem Boot zurückzugehen, als er auf der
Uferstraße zusammenbrach. Als der Krankenwagen kam, war es zu spät.«
    Tony stellte sich vor, wie das
gewesen sein musste. Der plötzlich zupackende, lähmende Schmerz. Der
Kontrollverlust. Die quälende Gewissheit, dass es zu Ende ging. Die sich herabsenkende
Dunkelheit. Die schreckliche Einsamkeit, das Fehlen von Menschen, die er
liebte. Keine Möglichkeit, sich zu verabschieden. Keine Chance zur
Wiedergutmachung. »Wusste er, dass er herzinfarkt-gefährdet war?«
    »Eigentlich nicht. Es wurde
eine

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