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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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ließ sich nicht
leugnen: Tonys Mutter war die wichtigste Quelle für Informationen über Arthur
Blythe. Jeder Detektiv, der sein Geld wert war, würde sie ganz oben auf die
Liste der Leute setzen, mit denen man über Arthurs Vergangenheit sprechen musste.
Sicher dürfte man nicht alles, was sie sagte, für bare Münze nehmen, aber man
konnte ihr Potenzial als Informationsquelle nicht einfach übergehen.
    Also vereinbarte Carol zunächst
mit Kevin Matthews, sie zu decken, falls Blake sie suchen sollte, und fuhr dann
los - über die Pennines nach Halifax. Über die Autobahn wäre es wohl schneller
gegangen, aber die Strecke war fast doppelt so lang wie die direkte Fahrt über
die Landstraßen. Carol würde es zwar nicht unbedingt als die schönere Strecke
bezeichnen; dafür gab es zu viele über die eindrucksvolle Landschaft verstreute
Überbleibsel aus der verschmutzten industriellen Vergangenheit der Gegend, als
dass diese Beschreibung zutreffen würde. Aber man konnte nicht leugnen, dass
die Strecke direkt vor Halifax imponierend war: eine lange Spirale, die sich
vom hohen Bergzug der Moore hinunterwand zur dunkel im Talkessel sich
ausbreitenden Stadt.
    Die Zentrale von Vanessa Hills
Agentur war ein gedrungenes Backsteingebäude am Stadtrand. Carol parkte auf dem
Besucherplatz und hatte kaum den Motor abgestellt, als ihr Telefon klingelte.
Auf dem Display war DS Matthews Nummer zu sehen. »Mist«, fluchte sie und nahm
ab. »Kevin, was ist los?«
    »Paula hat sich gerade
gemeldet. Sie ist an einem Tatort im Bezirk Nord. Anonymer Anruf, sieht aus,
als sei es Daniel Morrison. Sie wollen es uns übergeben.« Die Pflicht schrieb
vor, dass Carol sofort umkehrte und direkt nach Bradfield zurückfuhr. Aber sie
war so weit hier heraufgekommen und vermutete, dass ihr Gespräch mit Vanessa
Hill nicht lange dauern würde. Und der Bezirk Nord lag zumindest auf der für
sie günstigen Seite von Bradfield. »Okay, Kevin. Schick mir die
Wegbeschreibung. Ich bin dort, sobald ich kann. Sag Paula, sie soll die
Stellung halten. Fahr jetzt gleich hin und sorge dafür, dass wir auf dem
Laufenden sind. Und wenn die Leiche definitiv identifiziert ist, möchte ich,
dass du die Kollegin von der psychologischen Opferbetreuung begleitest, um mit
den Eltern zu sprechen.«
    »Alles klar. Soll ich Tony
Bescheid geben?« Eine ganz normale Frage, denn ihr Team wusste, dass Tony gern
die Leiche am Fundort sah, wenn es ein Fall war, bei dem sie eventuell seine
Mitarbeit in Anspruch nehmen würden. Aber Tony kam jetzt nicht in Frage. Und er
war wahrscheinlich unterwegs nach West Mercia, um für jemand anderen zu
arbeiten, dem es erlaubt war, seine Fähigkeiten zu würdigen. »Nein, schon gut.
Bis bald dann.«
    Mit dem Gefühl, dass jetzt
erst recht die Zeit drängte, ging Carol auf die Türen aus Stahl und Glas zu und
stutzte überrascht, denn sie musste sich über eine Sprechanlage anmelden. Das
hatte sie nicht erwartet. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihren ganzen
glanzvollen Dienstgrad zu nennen. »Hier ist Detective Chief Inspector Carol Jordan;
ich möchte Ms. Hill sprechen«, sagte sie.
    Ein langes Schweigen folgte. Carol
stellte sich die Verwirrung vor und wie man sich dann beriet. »Haben Sie einen
Termin?«, fragte eine weibliche Stimme unter knackenden Nebengeräuschen.
    »Wir halten es normalerweise
nicht für nötig,- einen Termin zu vereinbaren«, erwiderte Carol so eisig sie
konnte. Wieder ein Schweigen, dann summte es an der Tür. Sie fand sich in einer
Vorhalle wieder, die zu einem kleinen, mit diskretem Komfort ausgestatteten
Empfangsbereich führte. Die Frau hinter dem Tresen sah erschrocken aus. Carol las
ihr Namensschildchen und lächelte, als sie sagte: »Guten Morgen, Bethany. Ich
möchte Ms. Hill sprechen.«
    Bethany warf einen kurzen
Blick über ihre Schulter auf die Tür, die in den Hauptteil des Gebäudes führte.
»Kann ich Ihren Ausweis sehen?«, fragte sie, und ein Lächeln zuckte wie ein
Krampf über den unteren Teil ihres Gesichts. Carol angelte ihn aus ihrer Tasche
und hielt ihn hoch, so dass Bethany ihn betrachten konnte. Bevor sie reagieren
konnte, flog die Tür auf, und Vanessa Hill rauschte herein. Auf den ersten Blick hatte
sie sich nicht verändert, seit Carol sie zuletzt gesehen hatte. Sie hielt sich
das Alter immer noch ganz gut vom Leib, dank einem Friseur mit einer diskreten
Hand, goldbrauner Tönung und ihrem Gespür für ein vernünftiges Make-up. Sie war
schlank geblieben und trug ein wunderschön

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