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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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nachgedacht. Aber andererseits
wäre er ohne Auto der West Mercia Police auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
Wenn er an Arthur Blythes Haus vorbeifahren oder sich seine Firma anschauen
wollte, würde er sich eine peinliche Erklärung für einen Fahrer der Polizei einfallen
lassen müssen. Und wenn er das Bedürfnis verspürte, mitten in der Nacht, wenn
er nicht schlafen konnte, den Tatort zu besichtigen, würde ihm das den Ruf
einbringen, noch eigenbrötlerischer zu sein, als sowieso schon angenommen
wurde. Er fand, dass die Freiheit diesen Tausch lohnte. Als er endlich vor
seinem Hotel in Worcester anhielt, konnte er schon nicht mehr zählen, wie oft
er seine eigene Dummheit verflucht hatte. Warum hatte er nicht daran gedacht,
dass er einen Wagen mieten konnte, sobald er angekommen war? Er hatte mit zwei
Stunden Fahrzeit gerechnet, doch es hatte dreieinhalb gedauert, und er fühlte
sich wie nach dem anstrengendsten Fitnesstraining. Tony legte den Kopf aufs
Steuer und versuchte vergebens, die Muskeln in Nacken und Schul tern zu entspannen. Er schob
sich aus dem Auto und meldete sich im Hotel an.
    Kaum hatte er die Tür zu
seinem Zimmer hinter sich geschlossen, spürte er, wie die Depression ihre
schwere Hand auf ihn legte. Er wusste, dass es Hotels gab, deren Räume das Herz
erfreuten. Er hatte im Lauf der Jahre sogar mal in dem einen oder anderen
übernachtet, meistens wenn verblendete Firmen ihn beauftragt hatten in der
irrigen Annahme, dass er helfen könne, ihre Managerteams zu motivieren. Die
Ausstattung des Zimmers - nein, man konnte es kaum Ausstattung nennen,
jedenfalls nicht in einem aussagekräftigen Sinn - bestand aus verschiedenen
leblosen Braunschattierungen, von billigem Milchkaffee bis Tabakbraun. Das
Fenster war zu klein und ging auf den Parkplatz hinaus. Der Fernseher empfing
nur sieben Kanäle, und das Bett war so federnd wie eine Holzpalette. Er hatte
Verständnis für die Sachzwänge von Polizeibudgets, aber hatte es wirklich keine
bessere Möglichkeit gegeben als dies hier?
    Seufzend stellte Tony seine
Tasche ab und setzte sich auf das Bett, ihm gegenüber ein Druck vom
südafrikanischen Buschland. Die Verbindung zwischen Worcester und dem Gnu erschloss
sich ihm nicht. Er nahm sein Telefon und rief DI Stuart Patterson an. »Ich bin
im Hotel«, sagte er ohne Einleitung.
    »Ich weiß nicht, wie wir die
Sache angehen sollen«, erklärte Patterson. »Ich glaube, Sie sagten, Sie wollten
den Tatort sehen?«
    »Stimmt. Es wäre gut, dort
zuerst hinzugehen. Ich würde auch gern mit den Eltern sprechen, wenn möglich.« Patterson
bot ihm an, dass DS Ambrose ihn abholen könnte. Tony hätte lieber mit Patterson
persönlich geredet, aber wenn man mit neuen Teams arbeitete, hieß das immer,
dass man sich deren Vorgehensweise anpassen musste. Er würde sich also vorerst
mit dem Partner zufriedengeben und von ihm aus eine Brücke bauen.
    Da er noch eine halbe Stunde
Zeit hatte, beschloss Tony, einen Spaziergang zu machen. Das Hotel lag am Rand
der Stadtmitte, und in fünf Minuten war er in einer Straße mit Banken,
Immobilienmaklern und dem Typ Kettenläden, die die traditionellen kleinen
Geschäfte verdrängt hatten und die gleichen Pralinen, Schuhe, Grußkarten,
Spirituosen und chemische Reinigung anboten wie jede andere Einkaufsstraße im
Land. Er schlenderte dahin und betrachtete flüchtig die Schaufenster, bis er
stutzte, als er den vertrauten Namen des Immobilienmaklers sah, mit dem er zu
tun gehabt hatte. In der Mitte des Fensters waren die Angaben zu genau dem Haus
zu sehen, das er zu verkaufen versuchte. »Für einen Mann, der nicht an Zufälle
glaubt, scheine ich aber doch auf einige zu stoßen. Da sollte ich die Dinge
wohl nehmen, wie sie kommen, oder?« Der Klang seiner Stimme beendete den
Moment, und bevor er Zeit fand nachzudenken, war er schon in das Büro getreten.
»Guten Morgen«, grüßte er beschwingt. »Kann ich mit jemandem über das Haus im Fenster
sprechen?«
     
    Paula hatte nie größere
Erleichterung empfunden, ihre Chefin zu sehen. Der Gerichtsmediziner und das
Team der Kriminaltechnik wollten unbedingt Daniel Morrisons Leiche wegbringen,
aber sie hatte sich Franny Rileys Hilfe gesichert und beharrte darauf, dass die
Leiche blieb, wo sie war, bis die Kommissarin sie gesehen hatte. »Sie können
die Leiche nicht wegbringen, bevor die Ermittlungsleiterin unterschrieben hat«,
hatte sie widersprochen. »Es ist mir egal, ob euer Chef sie weghaben will oder
nicht. Sie bleibt da, bis DCI

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