McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
einem Mausloch. Rascheln von Heu und Stroh zeigten an, dass sich Ratten und Mäuse hier ein Stelldichein gaben. Der Kopfgeldjäger holte sein Feuerzeug aus der Manteltasche und zündete es an. Der Lichtschein reichte nicht weiter als einen Yard. McQuade ging an den Boxen entlang. Die kleine Flamme flackerte. Die Boxen waren allesamt leer. Auf dieser Farm waren – abgesehen von ihm, McQuade -, irgendwelche Nagetiere die einzigen Lebewesen. Die Nolans waren ausgeflogen.
Es durchfuhr McQuade wie ein Stromstoß.
Er holte sich die Worte des jungen Nat Boulder in den Sinn: Sie haben mir gesagt, dass sie etwas zu erledigen hätten und dass sie dann das Land verlassen würden …
Wollten die Brüder in dieser Nacht ihren unseligen Schwur einlösen, den sie vor drei Jahren, als ihr Vater gehängt wurde, leisteten?
McQuade rannte zum Farmhaus. Die Haustür ließ sich öffnen. Penetrant muffiger Geruch schlug ihm entgegen; der Geruch von Moder, Schimmelpilz und Fäulnis. Er zündete das Feuerzeug wieder an. Das vage Licht warf seinen Schatten groß und verzerrt gegen die Wand und auf den Fußboden. Schmutziges Geschirr stand auf einer Anrichte herum, eine Pfanne mit einem Rest von Rühreiern auf dem Ofen. Am Fußboden lagen zertretene Zigarettenkippen. Auf dem Tisch stand eine leere Whiskyflasche.
Ferner Hufschlag war plötzlich vernehmbar. McQuade eilte ins Freie. Schnell wurde das Hufgetrappel deutlicher, schließlich schlug es heran wie eine Brandungswelle. McQuades Gestalt war mit der Finsternis zwischen zwei Schuppen verschmolzen.
Und dann löste sich der Trupp aus der Dunkelheit. Es waren zehn Reiter. Auf einen Befehl hin riss die Kavalkade auseinander, die Reiter umstellten die Farm, Gewehre wurden durchgeladen, dann erschallte eine brechende Stimme: »Kommt heraus, ihr dreckigen Mörder! Wir zünden euch sonst das Dach über dem Kopf an. Wir warten genau fünf Sekunden.«
»Wenn ihr hinter den Nolans her seid, dann muss ich euch enttäuschen«, rief McQuade. »Sie sind fort. Alle, auch die Mutter.«
Sekundenlang war es still. Dann erklang es: »Wer spricht da?«
»Mein Name ist McQuade. Ich bin auf der Fährte von Doug Nolan ins Tonto Basin gekommen. Heute Nachmittag haben sie einen U.S. Deputy Marshal ermordet, der hinter Dave Nolan her war. Ich verlasse jetzt meine Deckung. Haltet nur die Finger ruhig, Leute.«
McQuade schritt bis zur Mitte des Hofes und blieb stehen. Von allen Seiten trieben die Reiter ihre Pferde in den Hof, sehr schnell war der Kopfgeldjäger von ihnen eingekreist. Mündungen starrten den Texaner an und lösten bei ihm Unbehagen aus. Das Misstrauen, das die Reiter verströmten, berührte ihn geradezu körperlich.
Die Männer waren gekleidet wie Weidereiter. McQuades finstere Ahnungen nahmen schlagartig Forman an. Grollend sagte er: »Die Nolans haben der C-im-Dreieck einen höllischen Besuch abgestattet, nicht wahr?«
»So ist es«, erhielt er zur Antwort. »Sie haben John Cassidy ermordet. Die Brüder schworen vor drei Jahren Rache …«
»Ich kenne die Geschichte«, erklärte McQuade. »Die Nolans deuteten an, dass sie das Land verlassen würden, wenn sie eine bestimmte Angelegenheit erledigt hätten.«
»Wir versuchen ihre Spur aufzunehmen!«, stieß der Reiter hervor. »Und dann jagen wir sie, bis ihnen die Zungen zu den Hälsen heraushängen. Und am Ende ziehen wir ihnen das Fell über die Ohren. Vorher aber … Leute, zündet das Gerümpel an! Brennt alles nieder! Das Nest dieser Satansbrut muss für alle Zeiten vernichtet werden.«
Die Reiter warfen sich aus den Sätteln und rannten auseinander, verschwanden im Farmhaus, im Stall, in der Scheune und in den verschiedenen Schuppen. Bald fiel Helligkeit aus den Türen und Toren, auf dem Farmhof wechselten Licht und Schatten.
McQuade sagte zu dem Reiter, den er für den Vormann der Crew hielt: »Mit den Nolans zieht der junge Boulder aus Tonto Basin. Er ist noch keine zwanzig und ziemlich verblendet. Sollten euch die Nolans in die Hände fallen, dann verabreicht dem Burschen eine gehörige Tracht Prügel und schickt ihn dann nach Hause zu seinen Eltern. Durch seine Dummheit hat zwar ein Mann sein Leben verloren, aber sicher lernt er aus der Lektion, die ihm erteilt werden wird.«
»Wenn er an dem Mord am Boss beteiligt war, hängt er mit den vier Nolans in einer Reihe!«, stieß der Reiter mit Nachdruck und in einer Weise hervor, die keinen Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Worte aufkommen ließ. »Dieses Gesindel muss man
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