McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
Probe gestellt. Schließlich aber schien seine Ausdauer belohnt zu werden. Das Mahlen von schnellen Schritten erklang auf dem Kiesweg, der von der Stadt her führte. Dann schälte sich ein Schemen aus der Dunkelheit, kam näher, nahm Formen an und schritt schließlich an dem Gebüsch vorüber, in dem der Kopfgeldjäger lauerte.
Im vagen Licht konnte McQuade den Mann erkennen. Es war Buster Caldwell. Der Texaner verspürte Genugtuung. Buster Caldwell öffnete die Pforte im Staketenzaun und betrat das Grundstück, folgte dem Weg zur Haustür, und benutzte den bronzenen Türklopfer. Die Tür ging auf, Licht fiel auf Caldwell, McQuade hörte die Stimme des Mannes, dann verschwand er im Haus und die Tür wurde geschlossen.
Die Minuten reihten sich aneinander, wurden zur Viertelstunde, und schließlich verlosch das Licht hinter den beiden Fenstern. Aber schon eine Minute später wurde es hinter einem Fenster im Obergeschoss hell.
In McQuade geriet Leben. Er lief auf das Grundstück, erreichte die Außentreppe und stieg sie empor, betrat den Balkon, der in seiner Länge die gesamte Vorderfront des Hauses einnahm und schlich zu dem Fenster, aus dem der Lichtschein sickerte. In diesem Moment wurden in dem Raum die Vorhänge zugezogen. Aber McQuade konnte einen schnellen Blick in den Raum werfen. Es war das Schlafzimmer. Bei dem großen Bett stand Buster Caldwell und zog sich gerade das Hemd aus.
In dem Moment erklang unten eine schroffe Stimme: »Heh, du dort oben! Was schleichst du hier herum? Nimm die Hände hoch und komm sofort herunter. Bei der geringsten falschen Bewegung …«
McQuade flankte kurz entschlossen über das Balkongeländer und sprang in die Tiefe. Es waren etwa drei Yard. Er landete mit beiden Beinen gleichzeitig, stieß sich ab, hechtete nach vorne und rollte sich über die Schulter ab.
Ein Schuss dröhnte. McQuade sah das handlange Mündungslicht und für den Bruchteil einer Sekunde wurde der Schütze aus der Finsternis gezerrt. Der Kopfgeldjäger spürte den sengenden Strahl des Geschosses und kam behände auf die Beine.
»Steh!« Die Stimme des Mannes, der das Anwesen bewachte, überschlug sich fast.
Geduckt rannte McQuade in Richtung Pforte. Instinktiv schlug er einen Haken. In dem Moment schoss der Wächter ein zweites Mal. Der donnernde Knall holte den Kopfgeldjäger ein und stieß über ihn hinweg. Das Blei verfehlte ihn. Hinter ihm war raues Geschrei zu hören. Er hetzte durch die Pforte und verschwand wenig später hinter schützendem Strauchwerk.
Sein nächtlicher Einsatz wäre beinahe ins Auge gegangen. Aber er hatte jetzt den Beweis, dass Buster Caldwell und die schöne Witwe ein Verhältnis miteinander hatten. Ein Mosaiksteinchen im Rahmen seiner Ermittlungen. Zufrieden kehrte McQuade ins Hotel zurück.
Gegen acht Uhr verließ er sein Zimmer. In der Rezeption saß der Hotelier. Betreten, vielleicht sogar verlegen fixierte er McQuade. Dem Kopfgeldjäger blieb diese hochgradige Nervosität des Mannes nicht verborgen. Wie eine Warnung vor drohendem Unheil zuckte es durch sein Gehirn, er musterte den Hotelier durchdringend, um nicht zu sagen zwingend. Sein Blick übte Druck auf den Burschen aus. Er schien sich zu ducken und vermittelte den Eindruck eines Mannes, der sich im nächsten Moment herumwerfen und die Flucht ergreifen würde.
»Was ist los?« Die drei Worte tropften regelrecht von den Lippen McQuades.
Der Hotelier leckte sich über die Lippen und schluckte würgend. »Nichts, was – was soll los sein? Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen. Ich – ich sah sie ziemlich spät ins Hotel kommen. Hat die kurze Zeit denn gereicht, um richtig auszuschlafen?«
»Ich habe Sie nicht gesehen, als ich ins Hotel kam«, murmelte McQuade. »Kontrollieren Sie etwa Ihre Gäste?«
Abwehrend hob der Hotelier die Hände. »Gott bewahre! Ich befand mich in dem kleinen Ruheraum.« Er wies mit dem Kinn auf eine Tür neben der Treppe. »Die Tür stand einen Spalt offen. Und in der Halle brannte Licht.«
In McQuade wuchs das Misstrauen. Er wusste nicht, worauf sich seine Ahnungen bezogen, aber das Gefühl, dass dieser Tag eine böse Überraschung für ihn bereithielt, ließ sich nicht verdrängen.
Der Hotelier konnte dem Blick des Kopfgeldjägers nicht standhalten. Der Eindruck in McQuade, dass der Tag einen unheilvollen Anfang nehmen würde, verstärkte sich. Die Anspannung in ihm wuchs, und er wappnete sich mit der Entschlossenheit, der möglichen Gefahr auf seine Art zu begegnen.
Ein düsteres
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